"Jede Flotte ist anders. So muss unser Produkt an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden, um erfolgreich zu sein. Hier ist Kreativität gefragt", erklärt Anatoliy Reinhardt, Director D-A-CH Aftermarket Division bei Mobileye. Was Reinhardt schon im Architektur-Studium half, ist auch im Umgang mit Flottenkunden von Vorteil. "Zudem interessierten mich damals speziell die IT-Lösungen für Bauprojekte. Beide Ebenen finden sich in unserer Aftermarket-Lösung wieder", betont Reinhardt im Gespräch mit Autoflotte. Neben der Nachrüstlösung ist die Intel-Tochter OEM-Partner und verbaut Kamerasysteme für die Steuerung von Fahrerassistenzsystemen. Weltweit haben mehr als 27 Millionen Fahrzeuge diese Technik ab Werk beziehungsweise als Nachrüstung an Bord, erklärt der Deutschlandchef stolz. Und diese helfen dabei, Unfälle zu vermeiden und den Straßenverkehr sicherer zu machen.
Präventionsarbeit gehört leider oft zu den stiefmütterlich gepflegten Pflichten in den Flotten. Mit einem Paket aus insgesamt fünf Helfern will Mobileye auch die Fahrer von Pkw- oder Transporterflotten sensibilisieren. Das Präventions-Bundle umfasst den Kollisionswarner, Fußgänger- und Radfahrererkennung, Abstandswarner, Spurhaltewarnung und Verkehrszeichenerkennung. Technisch wird das Quintett mit Infos von der nachgerüsteten Frontkamera gefüttert. So wird das Geschehen vor dem Auto überwacht. Droht beispielsweise ein Auffahren auf ein Hindernis, warnen ein Piepton und ein optisches Signal bis zu 2,7 Sekunden vor einem möglichen Aufprall den Fahrer.
Helfer aus der Oberklasse
Selbst aktiv werden kann und darf die Nachrüstlösung aus rechtlichen Gründen nicht. Reinhardt nimmt hier eh vor allem die Fahrer in die Pflicht:"Wir richten uns direkt an den Fahrer und wollen ihn schnell warnen. Denn die Erfahrung zeigt, dass Werkslösungen, die in höherklassigen Fahrzeugsegmenten verbaut sind, oft ausgeschaltet werden und damit im Zweifel wirkungslos bleiben." Ein Reizthema ist der Mindestabstand, der im stressigen Berufsverkehr fälschlicherweise oft als reine Empfehlung verstanden wird, aber im Ernstfall jene Knautschzone definiert, die zwischen Fast- und richtigem Unfall unterscheidet.
"Der Fuhrparkleiter kann bei unserer Lösung den relativen Mindestabstand zum Vordermann definieren, den der Fahrer einhalten muss, um nicht permanent vom System gewarnt zu werden. In der Regel sind dies 1,6 Sekunden relativer Abstand nach vorn", berichtet der Manager. Hält der Fahrer diesen ein, ist alles in Ordnung. Sonst ertönt ein Warnton. Was ein bisschen nach Bevormundung klingt, ist speziell in der Transportbranche oft der letzte Strohhalm, um seine Schadenquote in den Griff zu bekommen. "Viele Anfragen erreichen uns von Flotten, denen die Versicherung droht, die Fahrzeuge nicht mehr zu versichern. So dass der Handlungsdruck vorhanden ist." Ein zweiter Punkt ist hier die Arbeitssicherheit. Deren Umsetzung oft auch in den Aufgabenbereich des Flottenverantwortlichen fällt. Spätestens dann gewinnt das Wort "Prävention" an Gewicht. Damit dieser Gedanke bald von mehr Fuhrparks aufgegriffen wird, arbeitet Mobileye gegenwärtig an einem Kooperationsmodell mit einem Versicherungspartner. Details konnte Reinhardt noch nicht nennen, er ist aber zuversichtlich, dass ein Abschluss kurz bevorstehe. So könnte der Klassiker aus Präventionsarbeit und Prämie wieder an Fahrt gewinnen.