Zwischen Partnerschaft und Konkurrenz entspinnt sich ein spannendes Verhältnis zwischen dem Fuhrparkmanagementdienstleister Flottenmeister und deren IT-Partner Carano. Die Fuhrparkspezialisten aus Pullach bei München nutzen seit drei Jahren die Software des Berliner Anbieters und generieren ihren Mehrwert aus den eigenen Prozessen: "Für Carano ist die Software ein Produkt, für uns ist sie ein Instrument", beschreibt Flottenmeister-Geschäftsführer Christian Braumiller die Ausgangslage. Dass es für beide passt, hat zum einen mit der anpassungsfähigen Software zu tun. Zum anderen sind die Flottenmeister immer noch stark in der eigenen IT beheimatet, können also auch selbst an den Stellschrauben drehen und Mehrwerte erzeugen.
Das hat Tradition, wie Ralf El Ayoubi erinnert, der wie Braumiller Urgestein der Hannover Leasing Automotive war. "Wir beide haben die Hannover Leasing Automotive mitgegründet und haben dort wirklich von null an die Software konzipiert und entwickeln lassen. Diese eigene Leasingsoftware inklusive einem White-Label-Konfigurator wurde dann zur Fuhrparkmanagement-Software weiterentwickelt." Man agierte also mit der eigenen Software und entwickelte diese stetig weiter. "Wir haben regelmäßig kleinere Ausschreibungen unter den Softwareherstellern gemacht, um zu prüfen, ob es sinnvoll ist, weiterhin Dinge selbst zu entwickeln oder doch zu kaufen", beschreibt der Leiter IT und Organisation die schwebende Entscheidung in vielen Fuhrparks: Make or buy? Das war vor drei Jahren. Vier Softwareanbieter zog man in die Überlegungen mit ein, am Ende machten die Berliner das Rennen. "Das ist dann plötzlich eine ganz andere Situation für den Verkäufer", sagt Braumiller. "Früher wurde die eigene Software als Benchmark verkauft. Heute treten wir mit einem Produkt an, das am Markt frei käuflich ist."
Früher mit eigener Software
Für das Flottenmeister-Team war dabei wichtig, dass man jeden Prozess und mögliche Fuhrparkdienstleistung abbilden kann - wenn auch nicht zwingend bei jedem Kunden benötigt. Den Einstieg in die Flottenverwaltung ebnen oft klassische Themen wie Wartung, Reifen oder Schadenmanagement, später folgen dann weitere Aufgaben wie Leasingrückgabe oder die Beschaffung, so dass die Dienstleistungstiefe beim Kunden wächst.
Eine flexible Softwarestruktur ist dafür zwingend. "Der Markt entwickelt sich wahnsinnig schnell. Es gibt immer neue Herausforderungen, angefangen von der Elektromobilität über Car-Sharing-Module bis hin zu Schaden-Apps. Da ist Carano stets am Puls der Zeit", lobt El Ayoubi.
Mit der eigenen IT-Abteilung, die es auch nach dem Kauf der Software noch gibt, programmiert man nach eigenen Erfahrungen die Schnittstellen so, dass der Mehrwert der Flottenmeister sichtbar wird. "Wir sehen uns aber nicht als Einkaufsgesellschaft", betont Braumiller. "Wir haben natürlich optimierte Konditionen. Aber wichtiger ist es für den Kunden, dass wir Fuhrparkprozesse optimieren, vereinfachen, verkürzen und für interne Abrechnungen die passenden Schnittstellen schaffen."
Statt der Teamgröße sind für den Leasingkenner künftig die besten Systeme entscheidend, wenn es um die Steuerung von Dienstwagen geht."Wir sehen uns hier als Mobilitätsdienstleister", erklärt der Autofan Braumiller und ergänzt: "Wir legen unser Augenmerk dabei auf Fuhrparks ab fünf Fahrzeuge. Dafür bieten wir eine Lösung an, wo der Fuhrparkbetreiber selbst sein Dienstleistungsportfolio auswählen und sehr einfach die nötigen Daten hochladen kann - wie beim Onlinebanking."
Was dem Münchner Dienstleister hier hilft, ist die steigende IT-Affinität der Fuhrparkleiter, die El Ayoubi vielerorts bemerkt: "Man sieht in den letzten Jahren, dass für die Flottenchefs die digitalen Prozesse einfach dazugehören." Hier stößt Braumiller wieder auf die Trennlinie zwischen dem Dienstleister und seinem Softwareanbieter. "Wir agieren hier natürlich nicht als geschlossene Community, denn Carano bedient ja auch Fuhrparkbetreiber. Für uns ist es deshalb wichtig, ein eigenes Sockel-IT-Team zu haben, um in den einzelnen Feldern des Fuhrparkmanagements selbst die Prozessgeschwindigkeit steuern zu können. Das ist einer unserer Mehrwerte."
Planungssicherer Kauffuhrpark
Um die Kunden effektiv zu betreuen, versuchen die Süddeutschen für die Kauffuhrparks Leasingverträge zu simulieren. Mit der jahrzehntelangen Leasingerfahrung werden Matrizen erstellt: Von der Reparatur über den Reifen bis hin zur Versicherung. Das Ziel sind möglichst zutreffende Werte und damit eine stabile Basis für die Kostenplanung des Fuhrparks abzubilden. "Unser Auftrag ist es dabei, ähnlich wie bei einem Fullservice-Leasingvertrag, möglichst eine Punktladung hinzubekommen. Im Idealfall ist die Abweichung nach unten und nach oben relativ klein. Dann haben wir alles richtig gemacht", skizziert Braumiller die eigene Erwartungshaltung.