Dank der Kameras und Sensoren, die das Heer von Helferlein an Bord mit Daten füttern, wird auch der wohl lästigste Teil des Fahrens zur Spielwiese von Assistenten. Der ADAC hat Park-Assistenten in sieben Fahrzeugen verglichen, die von der Kompakt- bis zur Luxusklasse reichen.
Ein paar der Features sind Serie, das Gros kostet allerdings Aufpreis und ist bisweilen an zusätzliche Ausstattungsdetails geknüpft. Welche Lücken die Autos dann autonom ansteuern können, clustert das Feld der Probanden. Wobei die Grundfunktionen nicht immer teuer erkauft werden müssen. Die Grundfahrübung, das Längsparken am Straßenrand, konnten schon vor mehr als zehn Jahren viele Modelle. Heute wuchten sich die Autos allerdings automatisiert in jene Buchten, die das System vorher selbst gewählt hat. Dank der mitlenkenden Hinterachse reichten der S-Klasse und dem 5er BMW ein guter Meter Rangierzuschlag zur eigenen Fahrzeuglänge. Am großzügigsten zeigte sich der Touareg mit dem Extra-Platzbedarf von gut 1,3 Metern. Generell betonen die Tester allerdings, dass der Fahrer nicht völlig abschalten sollte, denn am Ende trägt er die Verantwortung, wenn doch etwas passiert.
Für kleines Geld viel Hilfe
Wer fürs Querparken die Rangierhilfe aktiviert, wird beim Ford Focus staunen, denn der Kölner braucht nur 85 Zentimeter Spielraum, um sich reinzuzirkeln. Der Rest nimmt einen Aufschlag von mindestens einem Meter zur Fahrzeuglänge. Die Tester monierten generell, dass hohe Bordsteine oder dünne Metallstangen für die Fahrzeuge teilweise schwer zu erkennen waren.
Eine gute Figur gab in beiden Übungen der chinesische Starter Aiways U5 ab. Um ihn dafür zu befähigen, braucht es nicht einmal aufpreispflichtige Zusatzausstattung. Nur der Kia Sorento ist ebenfalls ab Serie mit einer Park-Intelligenz ausgestattet. Aber er beherrschte allein das ferngesteuerte Parken gut. Immerhin können das sonst nur die hochpreisigen Wettbewerber. Damit der Fahrer, für den die Lücke zu eng ist, um geparkt aussteigen zu können, dem Treiben beiwohnt, ist die Fernsteuerung nur im Nahbereich einsetzbar. Den definiert laut ADAC Kia mit vier Metern, dem BMW reichen drei. Laut dem Testprotokoll ging es beim 911er mit 0,6 Metern zusätzlich zur Fahrzeugbreite voran - der Rest forderte 0,7 bis 0,8 Meter.
Die am engsten gesteckte Aufgabe - eine 2,24 Meter breite Garageneinfahrt - passierten ferngesteuert nur der Porsche sowie der BMW. Der Rest verweigerte die Einfahrt. Fürs Fernsteuern eigneten sich die klobigen Fahrzeugschlüssel (u. a. BMW und Kia) besser als Joystick als die App-Lösungen. Die Funktionalitäten unterschieden sich derweil sehr stark innerhalb der Modelle, so dass Geduld für diese Königsdisziplin gefordert war.
Stärken und Schwächen
Am Ende des Parcours attestierten die ADAC-Experten dem BMW eine klasse Performance, was Darstellung, Bedienung und Ausführung der typischen Parkaufgaben betrifft. Die S-Klasse lieferte ebenso eine beeindruckende Darbietung ab und ist zudem für das Selbstparken im Parkhaus gerüstet. Der Porsche überzeugte in sehr vielen Parkmanövern, ist allerdings auch erst mit einem teuren Update dazu fähig. Teuer, aber leistungsstark (mit Ausnahme des Längsparkens), heißt es auch beim Touareg.
Der Kia Sorento brachte sein Können serienmäßig mit. Zwar war er einfach zu bedienen (per Schlüssel), dafür stoppte er an jeder kleinen Schwelle, was gewisse Parksituationen unmöglich machte. Der asiatische Neuling Aiways nutzte mit seinem System ab Werk den möglichen Platz voll aus, so das Fazit. Wobei die Bedienung (Sprachansage) und konträre Bezeichnungen von Längs- und Querparklücken für Stirnrunzeln sorgten.
Der Focus demokratisiert seine Extra-Fähigkeiten, denn für 546 Euro (Cool & Connect nur für Automatik) läuft das Fremdparken leicht verständlich und sicher ab. Die Lücken muss allerdings der Fahrer selbst mitsuchen. Am Ende urteilen die Profis allerdings wenig überraschend und recht deutlich: In der Regel parken versierte Autofahrer schneller ein als mit einem autonomen Parkassistenten.
- Ausgabe 10/2021 Seite 30 (93.0 KB, PDF)