Einsparpotenziale im Fuhrpark – Teil 4:
Kraftstoffkosten stets im Blick
In Fuhrparks mit hohen Laufleistungen addieren sich die Tankbelege oft auf bis zu 35 Prozent der Gesamtkosten. Regelmäßige Analysen des Kraftstoffverbrauchs und der damit verbundenen Kosten sind essenziell.
Ständige Schwankungen und ein langfristiger Trend zu höheren Preisen sorgen dafür, dass die Ausgaben an der Zapfsäule ein großes Loch ins Fuhrparkbudget reißen.
Die Kraftstoffkosten lassen sich auf zwei verschiedene Arten reduzieren: Zum einen gilt es bereits vor der Anschaffung des Fahrzeugs, die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen, zum anderen muss der Verbrauch in der Praxis ebenso überprüft werden.
Strategische Maßnahmen zur Senkung der Kraftstoffkosten
Einkauf von Kraftstoffen: Durch die Wahl des richtigen Tankstellennetzes lässt sich leicht Geld einsparen. Meist rechnet sich dabei der Einsatz einer Tankkarte. Gerade bei Diesel und Motoröl können größere Flotten erhebliche Nachlässe erzielen. Auf jeden Fall sollte man aber immer bei unterschiedlichen Anbietern anfragen und sich, je nach Netzabdeckung und Konditionen, für einen geeigneten Lieferanten entscheiden. Eventuell kann sich aber auch die Karte einer Leasinggesellschaft bezahlt machen. Vor allem kleinere Fuhrparks erhalten bei dieser Variante oft die besseren Einkaufskonditionen.
Verhandlungen mit regionalen Tankstellen: Auch bei Nutzung einer Tankkarte können Fuhrparks mit den in der Region befindlichen Tankstellen sprechen. Eventuell lassen sich zusätzlich Rabatte oder billigere Wäschen vereinbaren.
Wahl der richtigen Antriebsart: Vor wenigen Jahrzehnten galt noch die Faustformel „ab 30.000 Kilometer p. a. ist Diesel günstiger“. Damals waren ausgereifte Dieselmotoren im Pkw-Segment allerdings noch die Ausnahme. Ob sich heute bei einem Fahrzeug ein Diesel- oder ein Ottomotor rechnet, ist von einer ganzen Reihe von Parametern (Kraftstoffpreis, Restwert, Einsatzgebiet) abhängig. Es empfiehlt sich, bei zwei oder mehreren infrage kommenden Varianten die zu erwartenden Gesamtkosten zu vergleichen. Am einfachsten ist dabei eine Gegenüberstellung der Leasingraten, der Full-Service-Angebote, der Steuern und Versicherungsprämien und der benötigten Kraftstoffmenge. Allerdings sollte man hier mit dem tatsächlichen Verbrauch (nicht dem Normwert) und den voraussichtlichen Literpreisen der kommenden Jahre kalkulieren. Auch langfristig ist mit steigenden Kosten zu rechnen.
Angemessene Motorisierung: Fragt man Fahrer nach der idealen Motorisierung, wird man oft den Wunsch nach einem möglichst großen Hubraum zu hören bekommen. Die Folge sind dann meist sinkende Restwerte, ein erhöhter Spritverbrauch, zusätzlicher Reifenverschleiß und eventuell höhere Unfallkosten. Aber auch eine zu kleine Motorisierung kann das Fuhrparkbudget belasten. Ein Motor, der regelmäßig 80 Prozent und mehr seiner Leistung abruft, verbraucht deutlich mehr Kraftstoff. Man sollte also immer eine Motorvariante wählen, bei der noch ausreichend Reserven zur Verfügung stehen.
Ausstattung: Abhängig von der Nutzung kann es sinnvoll sein, bestimmte Ausstattungen von vornherein in der Car Policy vorzugeben. Für Vielfahrer rechnet sich zum Beispiel oft eine Geschwindigkeitsautomatik (Tempomat) und/oder ein Automatikgetriebe. Darüber hinaus sollte heutzutage jedes Fahrzeug mit einem Drehzahlmesser und einer Verbrauchsanzeige ausgestattet sein. Nur so können die Mitarbeiter ihre eigene Fahrweise einschätzen und entsprechend sparsam schalten. Ausstattungen, die den Luftwiderstand erhöhen, sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Auch sollte man immer bedenken, dass nicht notwendige Sonderausstattungen auch zusätzliches Gewicht im Fahrzeug bedeuten.
Alternativen beobachten: Auf jeden Fall sollte der Fuhrparkleiter immer ein Stück über den eigenen Tellerrand hinaussehen. Für Fahrer, die sich in einem regionalen Umfeld bewegen und dort viele Kilometer zurücklegen, kann sich zum Beispiel ein Fahrzeug mit Gasantrieb rechnen. Und ein kleiner „Einkaufswagen“ in der Innenstadt könnte wohl bald auch mit Strom betrieben werden.
Technische Möglichkeiten zur Kostensenkung
Start-Stopp-Automatik: Ein einfacher Weg, um den Verbrauch zu reduzieren, ist eine automatische Abschaltung des Motors im Stand. Die hierfür angebotenen Systeme sind mittlerweile technisch ausgereift. Je nach Fahrzeugtyp, Einsatzart und Fahrweise kann der Verbrauch um bis zu einen Liter gesenkt werden. Allerdings haben viele Dienstwagennutzer immer noch Hemmungen und schalten die Automatik manuell aus.
Fehlbetankungen: Gerade bei gemischten Flotten mit Diesel- und Benzinfahrzeugen kommen immer wieder falsche Betankungen vor. Mittlerweile bieten viele Hersteller bereits serienmäßig einen Zusatz an, der eine Fehlbetankung weitestgehend ausschließt. Es handelt sich dabei meist um eine Klappe innerhalb der Tanköffnung, die sich nur dann öffnet, wenn auf zwei gegenüberliegenden Seiten Druck auf sie ausgeübt wird. Das Betanken mit einem zu schmalen Zapfhahn wird so vermieden. Ältere Fahrzeuge lassen sich leider nicht immer nachrüsten. Für diese Modelle empfiehlt sich ein kleines Sprachmodul, das bei Öffnung der Tankklappe auf den richtigen Treibstoff hinweist. Auch können Aufkleber oder Tankdeckel in Warnfarbe und ein entsprechender Aufdruck weiterhelfen.
Bereifung und Reifendruck: Die richtigen Reifen können den Spritverbrauch meist deutlich reduzieren. Spezielle Öko-Bereifungen rechnen sich vor allem für Vielfahrer. Noch wichtiger ist der richtige Reifendruck. Der Hersteller gibt in der Regel für die einzelnen Reifen einen empfohlenen Bereich vor. Beim unteren Wert handelt es sich um den „Komfort-Luftdruck“. Bei diesem sind die Vibrationen im Innenraum und die Abrollgeräusche minimal. Für einen geringen Kraftstoffverbrauch sollte sich der Fahrer aber eher an den oberen Werten orientieren.
Zustand und Beladung: Um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren, sollten die Fahrzeuge selbstverständlich entsprechend der Herstellervorgabe gewartet werden. Bei technischen Problemen oder bei einem erhöhten Verbrauch kann auch eine außerplanmäßige Durchsicht in der Werkstatt sinnvoll sein. Darüber hinaus sollte ein Fuhrparkchef seine Mitarbeiter dazu anhalten, unnötige Beladung zu vermeiden. Die private Werkzeugkiste, Umzugskartons und Getränkekisten können zwar mit dem Firmenwagen befördert werden, ständige Beifahrer sollten sie aber nicht sein.
Beeinflussung desFahrverhaltens der Mitarbeiter
Kraftstoffauswertungen: Kennt der Flottenchef den Verbrauch der einzelnen Modelle nicht, schleicht sich auch bei den Mitarbeitern schnell eine „Zahlt-die-Firma“-Mentalität ein. Schlimmer wird es noch, wenn Angestellte auch das Privatfahrzeug mit der Tankkarte befüllen. Spricht sich dies unter den Kollegen herum, entsteht schnell ein Domino-Effekt. Regelmäßige Auswertungen über den tatsächlichen Verbrauch helfen hier weiter. Werden diese dann im Büro des Fuhrparkverwalters oder im Intranet veröffentlicht, führt dies oft automatisch zu einem besonneneren Umgang mit dem Gaspedal. Dabei sollten die Auswertungen aber immer fair sein und nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Gleichzeitig sollten natürlich alle Werte anonymisiert werden. Andernfalls sind Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat und dem Datenschutzbeauftragten im Unternehmen vorprogrammiert.
Fahrerschulungen: Bei speziellen „ökonomischen Fahrertrainings“ lernen die Mitarbeiter eine kraftstoffsparende Fahrweise. Neben den Kraftstoffkosten sinken in der Regel dann auch die Wartungs-, Reifen- und Unfallkosten im Fuhrpark. In den Schulungen lassen sich meist Kraftstoffeinsparungen von zehn bis 30 Prozent nachweisen. Studien zeigen darüber hinaus, dass die Unfallzahlen bei den Teilnehmern in der Folge um bis zu 30 Prozent sinken. Allerdings sollte man bedenken, dass nicht jeder Mitarbeiter seine Fahrweise im Alltag umstellen wird. In der Praxis sollte sich aber bei mehr als der Hälfte aller Fahrer eine Ersparnis von zehn bis 20 Prozent erzielen lassen.
Fahreranweisungen: Reißerisch aufgemachte Artikel und Fernsehreportagen, zum Beispiel zu schlechten Dieselqualitäten im Ausland oder über die Gefahr von Motorschäden durch E10-Benzin, sorgen oft für Verwirrung bei den Fahrern. Wollen die Mitarbeiter dann von sich aus helfen, wissen sie oft nicht, worauf zu achten ist. Um keinen Fehler zu begehen, wird dann meist zur teuersten Benzinsorte oder dem hochwertigsten Nachfüllöl gegriffen. Um unnötigen Belastungen des Flottenbudgets und der Umwelt vorzubeugen, sollten Fuhrparkleiter klare Anweisungen zum Umgang mit dem Dienstwagen und dem zu verwendenden Kraftstoff erteilen.
Peter Hellwich
Im 5. Teil unserer Serie „Einsparpotenziale im Fuhrpark“ verraten wir Ihnen, was unter Kostenaspekten bei „Wartung und Reparatur“ zu beachten ist.
- Ausgabe 5/2011 Seite 66 (197.4 KB, PDF)