Im Zeitalter des WLTP-Zyklus stirbt vielerorts die Spezies des Handschalters aus. Zahlreiche Kombi-Modelle gibt es seit Herbst ausschließlich mit Automatik. Unser V60 ist da anders. Die Neuauflage bringt auch an anderer Stelle frischen Wind ins Segment.
Das Testauto/Karosserie
Mit dem Top-Diesel, natürlich als Euro 6d-Temp, rollt der angriffsfreudige Mittelklasse-Kombi vor. Zum bereits gut ausgestatteten Momentum-Niveau gab es Features wie Head-up-Display und Panorama-Glasschiebedach (Xenium-Paket), Infotainment-Paket (Sensus Connect) oder Lederkomfortsitze dazu, was den Grundpreis von 36.387 Euro auf 54.546 anwachsen ließ. Der kleine Bruder des V90 orientiert sich eher am V70 als am direkten Vorgänger. Das Hauptmanko: Der für Kombi-Käufer recht beengte Kofferraum wächst wieder deutlich wie auch die Gesamtmaße des Schwedens. Mit 4,76 Metern überragt der Fünfsitzer den alten V60 um zwölf Zentimeter und duckt sich zudem auf nur 1,42 Meter Höhe, was mit der langgezogenen Motorhaube eine sehr schnittige Grundform ergibt, die auch in der Königsdisziplin, dem Kofferraumvolumen, mit 529 bis 1.441 Litern den Vorgänger in den Schatten stellt (305 bis 1.241 Liter).
Antrieb
Unser Reihenvierzylinder mit Bi-Turbolader holt aus 2,0 Litern Hubraum satte 190 PS und kräftige 400 Newtonmeter heraus. Der Selbstzünder wird übrigens der letzte seiner Art sein, das Elektrozeitalter ruft aus dem Norden. Der Sechsganghandschalter ist für den Dienstwagen eher die zweite Wahl. Zwar harmonieren Getriebe und Motor sehr gut, aber die Führung der Schaltgassen ist etwas hakelig. Liegen weniger als 1.500 Umdrehungen an, sollte der nächstniedrigere Gang anliegen. Ein bisschen mehr Temperament könnte der Tempomat vertragen, der eher komfortorientiert als sportlich chauffiert.
Interieur/Fahrpraxis
Das bewusst reduzierte und eher wie ein Smartphone zu bedienendes Innenleben des Kombis weist schon jetzt deutlich ins E-Zeitalter. Die Sitze sind eng geschnitten und erinnern an das Sitzgefühl in den Premium-Kombis weiß-blauer Prägung. So edel mutet auch der Materialmix samt der Verarbeitung an.
Im SUV-Zeitalter ist eine so niedrige Ladekante, wie sie der V60 bietet, fast schon retro, aber in der Praxis absolut positiv. Im Sport-Modus zeigt der V60 deutlich mehr Temperament als im Komfort-Profil - inklusive einer etwas härteren Federung. Die tiefe Sitzposition sorgt für ein tolles Fahrgefühl, die extrem breite B-Säule verhindert indes einen effektiven Schulterblick, so dass man auf die zahlreichen Helferlein an Bord vertrauen muss - und es auch kann. Gerade die digitale Rundumsicht ist beim Parken ein Segen. Das Delta der Verbrauchswerte lag mit 6,5 bis 7,0 Litern bei sehr hohem Autobahnanteil im positiven Bereich.
Autoflotte-Tipp
Mit der Achtgangautomatik kostet der D4 Momentum 38.235 Euro, dazu noch das Business-Paket inklusive der Leder-Komfortsitze, was das Display auf 12,3 Zoll anwachsen lässt, Navi sowie Android Auto/ Apple Carplay in das rollende Büro bringt. Mit dem obligatorischen Laderaum-Paket als "Pro" (u.a. Keyless Drive), dem Winter-Paket, dem Xenium-Paket (u.a. Rückfahrkamera und Head-up-Display), dem Park Assist Pro sowie dem Intellisafe Pro-Paket (u.a. Pilot Assist) sowie dem Licht-Paket landen wir bei 46.803 Euro. rs
Fazit
Stärken- schnittiges Außen- und Innendesign- gute Sicherheits-Features- deutlicher Platzgewinn zum VorgängerSchwächen- hakelige Schaltung- eingeschränkte Rundumsicht
Im Detail
Volvo V60 D4 MomentumPreis (Testwagen): 54.546 Euro R4/1.969 cm³ | 140 kW/190 PS | 400 Nm/1.750 - 2.500 U/min | 6-Gang | 7,9 s | 220 km/h | 5,5 D | 143 g/km 4.761 x 1.850 x 1.427 mm | 529 - 1.441 LiterWartung: nach ServiceanzeigeEffizienzklasse: A+Emissionsklasse: Euro 6d-TempHK | TK | VK: 13 | 20 | 24Garantie: 2 Jahre