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Paten sind das A und O

17.08.2020 06:00 Uhr
Paten sind das A und O
Sven Harke und Stephan Jansen sind ein gutes Team. Die Fahrrad-Oase der Gewobag hat Vorzeige-Charakter.
© Foto: Michael Blumenstein

Neues kommt meist nur gut an, wenn es "richtig" gestartet wird. Daher sind Paten im Unternehmen ein Baustein für Erfolg. Gewobag und Bicicli zeigen, wie dann selbst das Fahrrad für Firmen attraktiv(er) wird.

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Martha Wanat merkt mehr denn je, dass "das Fahrrad in den letzten Wochen an Bedeutung gewonnen hat. Ob im Concept Store von Bicicli mitten in Berlin", dort führt sie zusammen mit Stephan Jansen die Geschicke des Mobilitätsdienstleisters, "oder an der Nachfrage nach unserer Mobilitätsberatung, Fahrradflotten und Dienstrad-Programmen". Doch nicht erst seit Corona registrieren die beiden, dass sich etwas tut. Denn Bicicli hat bereits vor der Krise Stellschrauben in Unternehmen justiert, um das Fahrrad ins Interesse zu rücken - bei den Firmen und deren Mitarbeitenden gleichermaßen. Martha Wanat schielt dabei auf die "Fahrrad-Oase". Ein Vorzeigeprojekt, von dem es noch viele geben sollte.

Mit der Gewobag hat Bicicli ein Projekt auf die Beine gestellt, das es ohne Pioniergedanken wohl kaum gegeben hätte. Einer mit dem richtigen Mindeset ist Sven Harke, seines Zeichens Bereichsleiter Konzern-Services der Gewobag AG, eine der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Berlins mit mehr als 70.000 Wohnungen. Unter dem Motto "Radmobilität für Mitarbeitende und Mieter*innen" denkt die Wohnbaugesellschaft Mobilität für diese Zielgruppe neu und entschloss sich, das Thema Fahrrad insbesondere für Pendler- und betriebliche Verkehre auf die Agenda zu nehmen.

Partner gesucht und gefunden

Dafür wurde ein Partner gesucht, der die Beratung für die Infrastruktur sowie ein Full-Service-Leasing für Fahrräder und deren Wartung anbieten konnte. Bicicli bot on top noch eine Mobilitätsanalyse an, auf Basis der Pendlerbewegungen sowie betrieblicher Verkehre. Im zweiten Schritt wurde eine Infrastrukturbedarfsanalyse inklusive Prognosen der Nutzungen spezifischer Rad-Typen vorgenommen. All das brachte neue und bessere Erkenntnisse, als Harke zuvor vermutet hatte.

So war im Anschluss auch die Frage nach dem richtigen Standort für das Pilotprojekt schnell beantwortet. Denn wo sollte man als Erstes kehren? Richtig, vor der eigenen Haustür. Das nahm sich Harke zu Herzen und hatte die ideale Location gefunden - wenngleich das anfangs nicht jeder so sah. Denn am Gewobag Verwaltungsstandort im Spreebogen existierte "historischer Boden", wie Harke mit dem Wissen betont, dass in den angedachten Räumlichkeiten das ehemalige Pressezentrum des Innenministeriums beheimatet war. Denn genau dieser Bereich im Erdgeschoss der Gewobag drängte sich aus diversen Gründen geradezu auf.

320 Quadratmeter feinste Fläche, die auch 1a und für"gutes Geld" hätte vermietet werden können. Jetzt aber musste erst einmal 250.000 Euro für die Fahrrad-Oase investiert werden. Eine Investition in die Mitarbeiter-Zufriedenheit, denn darum ging es primär. Weshalb beispielsweise auch ein komplett neuer, ebenerdiger Eingang zur Fahrrad-Garage geschaffen wurde. "Über den freut sich in jedem Fall auch der Vermieter" konstatiert Harke. Denn die Gewobag selbst ist Mieter in dem Objekt. Und Jansen fügt hinzu: "Jede Tür lässt die Akzeptanz von Fahrradabstellräumen bei den Nutzerinnen und Nutzern um 20 Prozent sinken." Soll heißen: Wenn fünf Türen bis zum "Fahrradkeller" geentert werden müssen, stehen null Fahrräder drin. Kein Wunder, dass Bicicli an alles gedacht hat, Gewobag mitgemacht hat und die Planer von Würschinger Architekten das "Rundum-sorglos-Paket" entsprechend umgesetzt haben. So finden sich nun in der Gewobag-Zentrale auf den erwähnten 320 Quadratmetern Abstellmöglichkeiten für rund 120 Fahrräder in Etagen-Stellplätzen und weitere 30 im Raum verteilt. Auch an Abstellmöglichkeiten für die immer beliebter werdenden - und durchaus platzintensiven - Lastenräder wurde gedacht. Und natürlich gibt es überall Strom für die Akkus der Pedelecs, die entweder direkt am Fahrrad geladen werden können oder aber in abschließbaren Spinten einen Stromanschluss finden. Bei kleineren technischen Problemchen gibt es einen "Werkzeug-Terminal" inklusive Luftpumpe, gut erreichbar und mit ausreichend Platz im Bereich des Eingangs.

Anreize schaffen

Um nun eine möglichst hohe Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, überlässt die Gewobag die Kfz-Parkplätze in der Tiefgarage nicht mehr kostenfrei. 85 Euro werden pro Stellplatz im Monat fällig. Nicht günstig, wenngleich draußen nahezu keine Parkplätze zu finden sind. Der Clou an der Geschichte: Die 85 Euro zahlen ausschließlich Verbrenner-Fahrer. Wer rein elektrisch ins Büro kommt, hat nach wie vor eine kostenlose Parkmöglichkeit - Plug-in-Hybride zählen nicht dazu. Zudem hat die Gewobag mittlerweile auch zehn Elektroautos im Pool, die nun auf einem Teil der frei gewordenen Parkplätze stehen. Zuvor gab es keine Poolfahrzeuge. Dienstfahrten finden somit ohne lokale Emissionen statt. Der Schlüsselkasten wird mit dem Handy geöffnet und die Vergabe ist teildigitalisiert. Demnächst sollen noch Lastenräder mit Elektro-Unterstützung in den Firmenpool integriert werden - für die weniger langen Strecken. Auch diese Lösung lässt sich mittels App steuern, wie Jansen erklärt und auf ein weiteres Projekt am Bülowbogen, an dem die Gewobag und Bicicli zusammenarbeiten, verweist. Volldigital ist übrigens der Bestell-Prozess für die Fahrradinteressierten der Gewobag, der in der Betriebsvereinbarung geregelt ist. Eventuell auftretende Fragen beantwortet die Personalabteilung oder Bicicli.

Als großer Pluspunkt wird von den Nutzenden die freie Fahrradwahl hervorgehoben. Egal, ob elektrisiertes Hollandrad oder Race-Fully, alles ist beim Bicicli-Dienstrad-Leasing (mit Vorort-Wartung, Vollkasko-Versicherung und Mobilitätsgarantie) möglich. Der durchschnittliche Preis der Leasingräder beträgt daher auch rund 3.000 Euro. Und selbst wer sich kein teures E-Bike leisten möchte, kann morgens auf dem Weg ins Büro Vollgas geben. Denn in der neuen Fahrrad-Oase warten seit dem Umbau zwei Duschen darauf, den Staub der Hauptstadt und den Schweiß der sportlichen Morgenbeschäftigung abzuspülen - natürlich ebenfalls kostenfrei und vielleicht sogar schicker gestaltet als das Bad zuhause. Denn wer das Thema nicht ganzheitlich denkt, wird oft mit Nichtbenutzung abgestraft. Deswegen ist auch der Weg von der Fahrrad-Oase zum Fahrstuhl oder zu den Treppen lediglich eine Tür entfernt.

Preis abgeräumt

Und dass der Trend nicht nur Früchte bei den Kolleginnen und Kollegen der Gewobag trägt, haben die Projektpartner Anfang 2020 erfahren. So haben Bicicli und die Gewobag auch die Fachjury des Deutschen Fahrradpreises überzeugen können. "Nachhaltige Immobilienentwicklung denkt nachhaltige Mobilitätsentwicklung!" lautete der Slogan, der die Verknüpfung von Wohnbaugesellschaft und Mobilitätsanbieter beschreibt. Der dritte Platz aus mehr als 100 teilnehmenden Projekten zeigt, dass es doch (noch) etwas Besonderes ist. Der Deutsche Fahrradpreis ist übrigens eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und einiger Verbände. "Dass der Trend genauso weitergeht, wie er in diesem Jahr mit der Prämierung der Fahrrad-Oase schon begonnen hat, können wir ebenso berichten: Immer mehr Immobilienentwickler, Arbeitgeber und Unternehmen, die neue Standorte beziehen und/oder Ihre Mobilität nun (nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen) aktiv gestalten müssen, sprechen uns an und binden uns als Berater zum Beispiel in ihre New-Work-Strategie ein", erwähnt Wanat weiter.

Dass das Konzept auch in der Führungsetage überzeugt, zeigt der Umstieg zweier Gewobag-Geschäftsführer, die keinen Dienstwagen mehr besitzen und somit mit gutem Beispiel vorausfahren. Und die Stellflächen in der Fahrradgarage sind auch für Nicht-Gewobag-Angestellte nutzbar. Für 25 Euro pro Monat steht die gesamte Infrastruktur zur Verfügung und könnte auch Nachbarn motivieren, umzusteigen.

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