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Sharing auf der langen Strecke

01.04.2021 06:00 Uhr
Sharing auf der langen Strecke

Share Now steht eigentlich für schnelle Touren in der Stadt. Die letzten Monate ließen aber einen Bereich boomen: Long Term Carsharing. Also das Leihen auf Monatsbasis. Was steckt dahinter?

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Olivier Reppert hat sich seinen Optimismus bewahrt. "Das", so der CEO von Share Now, "zeichnet uns aus. Ich hätte mir auch mit Blick auf besonders betroffene Sparten wie den Messebau gewünscht, dass wir schneller aus der Covid-Krise kommen, aber wir haben wie alle anderen als Unternehmen schnell reagiert und nun hoffen wir auf baldige Besserung." Diese geht mit dem Produkt "Long Term Carsharing" einher. Statt minutenweise mieten die Kunden momentan im Schnitt fast eine Stunde (58 Minuten) lang ein Fahrzeug. Das Verhalten änderte sich also und damit einhergehend auch das Geschäftsmodell ein wenig.

Die längere Alternative zur Kurzmiete gab es vorher schon, nur ist sie jetzt eben der Bereich, der boomt. Nach dem Mieteinbruch im März 2020 setzte laut dem Top-Manager recht schnell die Erholung ein - "im Oktober lagen wir bereits wieder über dem Vorjahres-Niveau." Der stärkste Impuls stammt aber aus dem Gewerbekundengeschäft. Hier ist Long Term Carsharing der Treiber:"Die Mietdauer hat sich hier fast verdoppelt", freut sich Reppert.

30 Tage am Stück, 45 Tage Vorlauf

Long Term also tage- statt minutenweise Miete bedeutet bei Share Now bis zu 30 Tage das selbe Fahrzeug nutzen zu können. Danach kann man die Laufzeit verlängern. Das Fahrzeug ist 45 Tage im Voraus reservierbar. Verkürzen geht immer, da es keinerlei Mindestlaufzeit gibt.

Flexibilität auf langer Sicht ist also gefragt - gepaart mit der Bequemlichkeit eines voll-digitalen Prozesses, also einer App, die Termine buchen, verschieben und abrechnen leicht und zuverlässig hinbekommt. Allein der Wechsel vom privaten zum geschäftlichen Account, über den die Langzeitmiete in der Regel läuft, ist nur ein Klick innerhalb der App. Deshalb spricht Reppert von Share Now von einem datenbasierten Unternehmen, dem zwar Fahrzeuge (rund 5.700 Autos in Deutschland) gehören, die für ihn aber in erster Linie "heavy assets mit einer emotionalen Bindung" sind, der Kern ist die Software.

"Mehr als 200 Micro-Services braucht es, um das Carsharing, wie wir es anbieten, zu realisieren", macht Reppert deutlich, dass, wer teilen will, sich vorab gut vernetzen muss.

Flexibilität heißt in dem Fall auch Bewegungsfreiheit beim Parken, denn es gibt beim Free-floating keine fixen Leihstationen. Nur am Ende der Miete, muss ich wieder innerhalb meines Geschäftsgebiets sein, um das Fahrzeug abgeben zu können. In der Zwischenzeit gilt:"All-inclusive", wie Reppert aufzeigt:"Neben der Versicherung sind die Sprit- und Parkkosten ebenfalls mit der Miete abgedeckt. Das heißt, ich kann mich frei bewegen und muss mich nicht fragen, ob ich ein Parkticket für das Geschäftsgebiet lösen muss. Fürs Tanken zücke ich die Tankkarte im Auto."

Das All-inclusive-Paket setzt sich folgerichtig aus dem fixen Tagespreis und der Kilometerpauschale von 19 Cent als laufende Kosten zusammen. Für B2B-Kunden schnürt Share Now allerdings auch Preis-Pakete, wie der Top-Manager betont. Wer mehrere Langzeit-Mieten bündelt, fährt günstiger. Der Umfang der Services und die Verfügbarkeit der Fahrzeuge unterscheidet sich allerdings nicht vom B2C-Segment. Das liegt auch am Kräfteverhältnis beider Bereiche, das klar (90 zu 10) für den Privatmarkt spricht.

Ladekosten trägt der Verleiher

Mit dem Fiat 500 kam nun erstmals ein Neuling jenseits von Mercedes-Benz und BMW/Mini zum Teilen in die Flotte. Zunächst gibt es den Italo-Floh nur als Benziner. Die E-Version könnte in jenen Städten folgen, wo der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur vorankommt, was für Reppert aus deutscher Sicht eher Hamburg sowie München, aber weniger Berlin ist. Allein durch die Elbe-Metropole surren 400 elektrische Share-Now-Autos. Wo der Nutzer dann das Ladekabel ansteckt, ist für ihn nicht relevant. Er bekommt ein Guthaben fürs "Auftanken", die Ladekosten, die bisweilen erheblich variieren können, trägt allein der Vermieter.

Eindeutig Aufgabe des Verleihers ist die Fahrzeug-Pflege - innen wie außen. Neben dem Kunden-Feedback koordiniert eine künstliche Intelligenz die Pflege-Intervalle in der Kurzzeit-Miete. Leihe ich das Vehikel nun über mehrere Wochen, dann liegt es an mir, diesen Part zu übernehmen. Also selbst mal die Waschstraße anzusteuern oder die Fußmatten auszuklopfen - wie beim eigenen Dienstwagen auch.

Zu Beginn der gemeinsamen Reise steht der Long-Term-Share-Proband aber dank des extra gebuchten Komfort-Packages gesäubert, vollgetankt und maximal fünf Gehminuten von meiner Wunschadresse geparkt. Ein wohliger Start für die gemeinsame Zeit. Einen solchen Beginn gibt es auch bei anderen Miet- oder Leihmodellen, die die Frage der Flexibilität mittels der relativ freien Fahrzeugwahl beantworten. "Grundsätzlich finde ich es gut, dass es verschiedene Mobilitätsmodelle wie Long Term Rental oder Auto-Abo gibt. Denn der Mix wird zeigen, was bleibt und was sich verändern wird. So müssen auch wir unser eigenes Eco-System den Wünschen der Kunden anpassen. Und diese gehen im Moment eindeutig in Richtung Flexibilität", resümiert Reppert.

Diesem Anspruch geht Share Now in 16 Städten nach - neben Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart sind es die Hauptstädte Wien, Madrid, Budapest, Amsterdam, Paris, Kopenhagen und Rom sowie das Italien-Duo Mailand und Turin. Budapest und Kopenhagen laufen als Franchise.

Dass dieses Netzwerk (wieder) wächst und die Zahl der verfügbaren Fahrzeuge innerhalb der Geschäftsgebiete steigt, gehört zum Geschäfts-Einmaleins. "Mittlerweile kommen Städte von sich aus wieder auf uns zu, denn Carsharing wird zunehmend wichtiger. Aber stets müssen wir zeigen, dass unser Angebot relevant ist. Die Nutzer in den Städten müssen die Fahrzeuge auch fahren, sonst ist es weder für die Stadt noch für die Nutzer und auch nicht für uns lohnend", betont der CEO. So ist man "in immer mehr Städten profitabel unterwegs" - 450.000 Neukunden im vergangenen Jahr unterstreichen diese Aussage. Das vollautonome Auto, das sich selbst zur Kundin und zum Kunden bringt, gehört für den Verleiher zur Mobilität der Zukunft. Dann würde die Hälfte der Flotte reichen, um die Mobilität sicherzustellen - egal, ob diese minuten-, tage- oder wochenlang in Anspruch genommen wird.

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