Der Wettbewerb der Tankstellen in Deutschland funktioniert nach einer Studie eines Berliner Experten hinreichend gut. Er folgt allerdings einem ziemlich speziellen Muster. Daher haben Politik und Behörden nach Erkenntnissen des Experten Hans Friederiszick kaum eine Möglichkeit, durch Eingriffe in den Tankstellenmarkt niedrigere Benzinpreise herbeizuführen. "Wir haben den Hamburger Tankstellenmarkt über einen Zeitraum von fünf Jahren intensivst untersucht und dabei die seltenen Edgeworth-Zyklen gefunden", sagte der Geschäftsführer von ESMT Competition Analyses, einer Beratung für Wettbewerbsanalyse an der privaten European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin. "Es ist in der wissenschaftlichen Literatur gut belegt, dass diese Zyklen bei den Anbietern zu 15 bis 20 Prozent niedrigeren Margen führen." Die Alternative wären stabile Preise, die dann jedoch höher ausfallen würden. Edgeworth-Zyklen zeichnen sich nach Friederiszicks Worten dadurch aus, dass die Preise innerhalb relativ kurzer Zeit stark ansteigen und über einen längeren Zeitraum wieder fallen. Sie werden begünstigt durch eine hohe Preissensibilität der Verbraucher und große Transparenz des Marktes. Die Theorie sage dabei voraus, dass Preiserhöhungen seltener vorkommen als Preissenkungen, aber höher ausfallen. Durch lokalen Wettbewerb falle der Preis bis auf das Niveau der Grenzkosten, es werde also kein Geld mehr verdient. Dann erhöht einer der Marktführer den Preis, der anschließend wieder herunterkonkurriert wird. "In Hamburg gibt es jede Woche zwei Zyklen", sagte der Experte. Steigende Margen habe er nicht gefunden; im europäischen Vergleich seien die deutschen Margen eher niedrig. Autofahrer tanken strategisch Dieses Preissetzungsmuster gebe es für kaum ein anderes Produkt; bei Kraftstoffen wurde es jedoch auch in Teilen der USA, Kanada, Australien und anderen Märkten nachgewiesen. "Das ist anstrengend für die Kunden und für die Anbieter", sagte Friederiszick. "Für beide Seiten wäre es einfacher, wenn die Preise stabiler wären." Das hätte aber die Folge, dass die Verbraucher mehr bezahlen müssten, nicht weniger. "Unsere Studie hat auch ergeben, dass die Autofahrer strategisch tanken, wenn die Preise niedrig sind. Diese Möglichkeit würde dann entfallen." Im Laufe der Untersuchung hätten sich die Zyklen sogar verschärft; sie seien kürzer und intensiver geworden. Die Alternative seien regulatorische Eingriffe in den Markt, die ebenfalls zu höheren Preisen führen würden. (Von Eckart Gienke, dpa)