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Wandelbare Lieferhelden

01.06.2022 06:00 Uhr

Ideen, die früher unwirtschaftlich, undurchführbar oder absurd erschienen, werden heute einfach mal ausprobiert. Manche könnten Bestand haben, andere sang- und klanglos wieder abtreten.

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Das Tippen nimmt zu. Nicht nur in den ach so beliebten Wettbüros, sondern schlichtweg auch beim Einkauf. Ob Gemüse, Luxusgüter oder trendiges Schuhwerk: Bis 2025 wird erwartet, dass die Zahl der hierzulande beförderten Pakete auf jährlich rund 5,7 Milliarden anwächst - das wären 40 Prozent mehr als heute, was jedoch realistisch erscheint.

Wie aber soll das bewältigt werden? Innovative Lösungsansätze sind gefragt: Van Assist heißt ein DPD-Kooperationsprojekt mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Damit soll gleich dreierlei erreicht werden: geringerer Personaleinsatz, weniger Verkehr in Ballungsräumen bei gleichzeitiger Emissionsreduzierung. Entwickelt wurde ein autonom fahrendes Zustell-Elektrofahrzeug. Es kann vieles, dank intelligenter Navigationssoftware etwa selbstständig Haltepunkte ansteuern, und es reagiert in Echtzeit auf Veränderungen im Straßenverkehr.

Erleichterung für Paketzusteller

Das Van-Assist-Versuchsfahrzeug arbeitet im sogenannten Rendezvous-Modus. Damit kann das Fahrzeug die Strecke vom Depot zum Zustellgebiet autonom zurücklegen. Der Zusteller steigt erst an einem vordefinierten Treffpunkt zu. Wann immer er anschließend ein Paket zustellt, steuert das Fahrzeug automatisch den nächsten festgelegten Haltepunkt an. So wartet der Van immer an der Stelle auf den Kurier, an der dieser das nächste Paket benötigt oder aber zur nächsten Adresse mitgenommen werden möchte.

Ist der geplante Haltepunkt nicht verfügbar, teilt das Fahrzeug dem Zusteller per Smartphone-App einen alternativen Treffpunkt mit. Die App-Steuerung ermöglicht, Zustellrouten flexibel anzupassen. Eine Indoor-Navigation führt den Zusteller in großen Bürokomplexen schnell zum Übergabepunkt. Die Suche nach Parkplätzen und Adressen entfällt.

Van Assist zeigt Prioritäten auf

Für DPD Deutschland hat das Förderprojekt VanAssist, an dem insgesamt neun Projektpartner arbeiten, entdeckt, welche Entwicklungen für autonom fahrende Zustellfahrzeuge im Arbeitsalltag fehlen."Unsere Tests haben gezeigt, dass wir einen Leitstand benötigen, der eingreift, wenn auf der Tour Unvorhergesehenes passiert, bei dem das Fahrzeug nicht erkennt, was zu tun ist. Das kann ein verdeckter Sensor oder eine versperrte Straße sein", sagt Gerd Seber, Group Manager City Logistics & Sustainability bei DPD Deutschland. "Zukünftig wird nicht nur relevant sein, an welche Adresse wir ein Paket bringen, sondern auch, wo wir zu diesem Paket nahe gelegene Haltepunkte identifizieren und hinterlegen können." Das Van-Assist-Versuchsfahrzeug soll nach der Testphase auf dem Unigelände nun im öffentlichen Straßenverkehr zum Einsatz kommen.

Unkonventionelle Chassisideen

Das Münchner Start-up Sono Motors hat Photovoltaik-Technologie auf dem Elektro-Leichtfahrzeug ARI 458 angebaut, das von der Leipziger Firma ARI Motors für die Beförderung auf der letzten Meile konzipiert wurde. Als "range extender" liefern fünf Photovoltaik-Module aus chemisch gehärtetem Frontglas bis zu 450 Watt. Unter normalen Wetterbedingungen ergibt das 20 Extra-Kilometer, im Sommer das Doppelte. Regulär erreicht der ARI 458 je nach Akku zwischen 150 und 495 Kilometer Reichweite. Die PV-Module sitzen auf dem Dach und an den Seiten.

Andere Chassisideen hat Fahrzeugbauer Sommer an seinem Integralkofferaufbau TIX verwirklicht - eine Kombination aus seinen Erfolgsmodellen. Der TIX in Sandwichbauweise verfügt über einen großen Laderaum und eine Fahrerhauserhöhung mit direktem Durchgang in den Laderaum. Die Schiebetür im Fahrerhaus ermöglicht den sicheren Ausstieg auf der verkehrsabgewandten Seite sowie längere Regale. Im Klartext - mehr Platz, um Pakete zugriffsgerecht zu transportieren.

Neue Elektro-Generation

Die Auswahl der neuen Kompakten wächst weiter. Interessant ist, dass alle davon sprechen, Reichweite sei bei KEP-Vans nie ein Thema. Dennoch bieten die Neuen fast alle CCS und Reichweiten bis an die 300 Kilometer. Brandneu sind aus dem Hause Stellantis die in zwei Längen angebotenen Drillinge E-Partner, E-Berlingo und E-Combo.

Peugeot, Citroën und Opel teilen sich dabei die EMP2-Plattform, die Basis wie auch alle technischen Daten: 50-kWh-Batterie, 100-kW-Elektromotor, 130 km/h Topspeed. Nach WLTP-Lesart sind gute 278 Kilometer Reichweite möglich. Über drei Fahrmodi kann der Fahrer die Leistungsabgabe und auch die Reichweite "vorwählen", die Rekuperation ist zweistufig mittels Knopfdruck regulierbar. Nissans neuer Townstar und sein wohl ab Mitte 2022 lieferbarer Zwilling Mercedes Citan-e aus Stuttgart liegen leistungsmäßig mit 90 kW gleichauf - bei ähnlicher Nutzlast.

Auch beim Thema Wasserstoff tut sich etwas. Das Augsburger Unternehmen Quantron hat auf der Nufam den Q-Light FCEV präsentiert. Er wird gemeinsam mit Brennstoffzellen-Experten AE Driven Solutions angeboten und kann im Elektro- oder Brennstoffzellen-Modus gefahren werden. Die 37-kWh-Batterie bietet wie die 15-kW-Brennstoffzelle eine hohe Lebensdauer. Die Abwärme der Brennstoffzelle kann darüber hinaus zum Beispiel zum Heizen des Innenraumes genutzt werden, sodass zusätzlich Strom eingespart werden kann. Künftig wird außerdem die Leistung der Brennstoffzelle skalierbar sein, sodass das Fahrzeug in verschiedenen Ausführungen, wie zum Beispiel auch als 7,2-t-Variante, angeboten werden kann. Auch im Stellantis-Konzern tut sich etwas beim Thema Brennstoffzelle. So gibt es bereits im Leasing die zuvor genannten Derivate von Citroën, Opel und Peugeot auch mit Wasserstoff angetriebenen Elektromotoren.

Für die allerletzte Meile

Auch in der Sparte "Micromobility" sind neue Player am Start, während sich manche schon bei Paketdiensten, andere bei großen Ketten etabliert haben. Mohr und Bender aus Attendorn, per se als Autozulieferer bekannt, hatte kürzlich seinen neuen Geschäftsbereich und ein fertiges Fahrzeug vorgestellt: Ein Cargobike mit vier Rädern, das fahrfertig 335 kg Zuladung bietet, soll Mitte 2022 auf den Markt kommen. Das Urban M Cargo rollt auf 16-Zöllern und besitzt ein sehr stabiles GFK-Zentralmodul. Für Fahrstabilität sorgen Doppelquerlenkerachsen mit zwei Federbein-/Dämpfereinheiten und Stabilisatoren. BMZ liefert für das 25 km/h schnelle Cargobike den Antrieb, die richtige Übersetzung liefert Rohloffs Speedhub-Schaltung.

Einen Namen gemacht in der Cargobike-Branche hat sich das Start-up Citkar. In Berlin entsteht zum Beispiel der Loadstar Delivery mit Wetterschutz und Containerbox die 640 oder 1.550 Liter fasst - auch eine Europalette passt. Bis zu 200 Kilogramm Nutzlast sind zulässig.

Selbst Fahrzeugbauer Humbaur hat kurzerhand ein Schwerlastrad mit der Flex-Box Dry kombiniert. Die bewährte GFK-Box fasst 1,5 Kubikmeter, Be- und Entladen ist über die Hecktür möglich. Wer will, kann das Rad mit optionalem seitlichen Rolltor ausstatten. Eine weitere Neuheit aus Gersthofen: der Kofferaufbau mit Durchlademöglichkeit vom Anhänger in den Laderaum des Frontfahrzeuges. Damit ist der gesamte Zug nutzbar - ganz ohne Abkoppeln des Anhängers.

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