Diese Bilanz kann sich sehen lassen: Von den 49 Kleinwagen der Benevit-Gruppe, die täglich in Baden-Württemberg unterwegs sind, haben zwanzig einen reinen Elektroantrieb (Smart Forfour), zehn fahren mit Autogas/LPG (Skoda Citigo) und vier bewegen sich mit Erdgas/CNG (Citigo) fort. Die restlichen 15 Autos (Forfour) werden mit klassischen Benzinmotoren und Selbstzündern (Citroën C3) befeuert.
Jens Kanz ist zuständig für Technik, Energiemanagement und den Fuhrpark der Benevit-Gruppe. Die meiste Zeit verbringt er mit Letzterem, er kennt Licht und Schatten seiner Flotte, die er vom Mössinger Hauptsitz aus betreut: "Bundesweit laufen 230 Fahrzeuge unter meiner Leitung, die alternativ angetriebenen Autos sind allesamt hier im ambulanten Dienst in Baden-Württemberg unterwegs. Mit der Elektroflotte gab es nur anfangs ein paar Irritationen."
CNG passt
Die Autogas- und Erdgas-Wagen wurden ihm praktisch ins Nest gelegt, da die Benevit-Gruppe 2017 den Fuhrpark eines lokalen Pflegedienstes übernahm. Im Laufe der Zeit stellte er fest, dass die nachgerüstete LPG-Riege zwar auf ein ausgezeichnetes Tankstellennetz zugreifen kann, aber darauf ausgerichtete Werkstätten zu finden, sei schon schwierig. "Wenn man von einer kleinen Werkstatt schließlich mal einen fahrbaren Ersatz benötigt, weil unsere Mitarbeiterinnen ja täglich unterwegs sein müssen, sieht es ziemlich düster aus." Einfacher erlebt er die Erdgas-Situation, denn die bereits werksseitig ausgerüsteten Skodas seien erstens weniger anfällig und zweitens läge eine bessere Händler-Infrastruktur vor. Obendrein gibt es laut Kanz zusätzlich zum örtlichen Gasanbieter genügend öffentliche CNG-Tankstellen im Einsatzbereich.
Eine Bestellung, 20 Stromer
Völlig andere Voraussetzungen herrschen in der Elektro-Riege. Als man bei Benevit im Jahr 2017 über diese Antriebsart nachdachten, kam ihnen eine ungeahnte Unterstützung zu Ohren, "was das Ganze betriebswirtschaftlich interessant machte: Die Landesregierung Baden-Württemberg förderte E-Autos für ambulante Dienste mit je 6.000 Euro, zusätzlich zur staatlichen Förderung in Höhe von 2.000 Euro." Damit kamen sie in die Nähe der Anschaffungskosten für herkömmlich angetriebene Smarts Forfour. Aufgrund des limitierten Angebots auf den Erwerb von zwanzig Stromern bestellte Kanz nach einer nur zweiwöchigen batterieelektrischen Testphase auf einen Schlag diese Höchstmenge.
"Natürlich hatten unsere Mitarbeiterinnen Bedenken wegen der Reichweite", gibt der Flottenmanager unumwunden zu. "Ich bin anfänglich sogar verschiedene Runden mitgefahren - und es funktionierte." Pro Smart sind täglich zwischen dreißig und bis zu rund 100 Kilometer zu absolvieren. "Wenn es in den dreistelligen Kilometer-Bereich geht, muss man wegen der Reichweite vor allem bei winterlichen Temperaturen schon aufpassen. Da steht dann auch mal ein Wagentausch an. Aber das ist tatsächlich einfach zu bewerkstelligen. Wir haben stets ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung. Ich habe nach einer gewissen Eingewöhnungszeit jedenfalls nie mehr Klagen gehört."
Ladeproblematik teils vorhanden
Naturgemäß komplizierter gestaltete sich die Lade-Thematik. An öffentliche Stationen können sie nicht andocken, da eine ständige Verfügbarkeit verlässlich sein muss. Also wurden 15 eigene Ladestationen in der Region für jeweils 700 Euro installiert - ausgerechnet in Tübingen klappte dies nicht: "Im dortigen Mietobjekt waren die Widerstände zu groß, um eine Ladestation in angemessener Zeit hinzukriegen. Von der Stadt wiederum gab es keine verfügbaren Flächen. Somit sind wir in Tübingen leider mit keinem E-Auto unterwegs." Drei der Smarts laden die Pflegekräfte zu Hause. Sie bekommen dafür einen Steuerfreibetrag, der nach Angaben von Kanz die Stromkosten deckt.
Die Erfahrungen nach zwei Jahren zeigen, dass bei den geleasten Stromern in der Anlaufphase drei Akkus gewechselt werden mussten - einer hatte nicht die volle Leistung, und bei den beiden anderen gab es einen technischen Defekt. "Ansonsten haben wir keine Probleme mit den Fahrzeugen. Im Gegenteil: Die Fahrerinnen sind gern mit ihnen unterwegs. Natürlich würden wir uns etwas mehr Reichweite wünschen."
Nach der Kostenaufstellung befragt, muss Kanz nur kurz überlegen: "Bei den reinen Energiekosten des Smart EQ kommen wir auf nahezu denselben Betrag pro 100 Kilometer wie beim Skoda Citigo CNG. Die Smart und Skoda mit Benzin-Motor hingegen schlagen je nach aktuellem Benzinpreis mit mindestens 50 Prozent mehr Treibstoffkosten zu Buche."
Derzeit sind keine weiteren E-Autos geplant, und auf Flüssiggas-Wagen soll komplett verzichtet werden. Kanz hofft darauf, "dass sich angebotsmäßig mit Erdgas etwas tut, so dass wir bei einem notwendigen Wechsel in der von uns benötigten Kleinwagenklasse darauf zurückgreifen können".
Benevit-Gruppe
Die Benevit-Gruppe ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit Hauptsitz in Mössingen bei Tübingen, welches seit dem Jahr 2004 Dienstleistungen für ältere, pflege- und betreuungsbedürftige Menschen erbringt - bundesweit an dreißig Standorten. In den ambulanten Diensten der Gruppe werden seit drei Jahren rund 900 pflegebedürftige Menschen versorgt.