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Wohnmobil: Große Freiheit mit dem Dienstwagen

11.12.2023 09:34 Uhr | Lesezeit: 3 min
Freiheit!
Große Freiheit. Diese Flexibilität auf Dienstreisen kennen wenige.
© Foto: Michael John

Michael John ist selbständiger Personalberater und fährt seit ein paar Jahren neben einem Kombi ein Reisemobil als Firmenwagen. Arbeiten, wo andere Urlaub machen – das bedeutet Freiheit, erfordert aber auch Disziplin.

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„Mit Zucker oder ohne?“, fragt Michael John. Er hat zum Gespräch in die Lounge im Heckbereich seines Reisemobils geladen und dafür in der Küche zwischen Lounge und Fahrerbereich einen Kaffee zubereitet. Genau diese Lounge nutzt der selbstständige Personalberater/Headhunter unterwegs fürs mobile Arbeiten, als Rückzugsort auf Dienstreisen oder auch für Meetings mit Geschäftspartnern. Und für den Urlaub.

Der „Hamburger Jung“, der nach dem Studium zum Personalfachwirt und einer handwerklichen Ausbildung seit 1991 selbstständig ist, arbeitet heute seit 30 Jahren in der Personalberatung und wohnt in Lübeck. „Das Meer hat uns immer schon angezogen“, so Michael John, dessen Nachname hanseatisch-deutsch ausgesprochen wird. Mit „uns“ meint er seine Frau und sich. Auch zwei erwachsene Kinder, ein Enkelkind und die 42 Kilogramm schwere Berner Sennenhündin Lotte, die regelmäßig im Reisemobil mitreist, zählen zur Familie.

John gehört als Managing Partner zur international agierenden QRC Group AG, einem Dachverband, in dem sich 21 Berater zusammengeschlossen haben, die auf Fach- und Führungskräfte spezialisiert sind – jeder mit seinem eigenen Fachgebiet. Johns Schwerpunkt beim Recruiting ist der Energiesektor: Ver- und Entsorgung, erneuerbare Energien, Engineering und kommunale Energieverteilung. Seine eigene Firma beschäftigt drei Mitarbeiter, darunter seine Frau.


Wohnmobil als Dienstwagen

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Kombination von Privat- und Berufsleben

Bislang bestand sein Fuhrpark aus zwei geleasten Kombis. „Vor ein paar Jahren haben meine Frau und ich mit fast 60 Jahren aber beschlossen, dass wir nicht nur über Hecken schauen und uns mit Pflichten auseinandersetzen wollen“, berichtet John. Seit 20 Jahren fuhren die beiden damals ein großes Wohnmobil, daher kam ihnen die Idee, Privates und Berufliches zu kombinieren. Sechs Monate lang sahen sie sich dafür auf dem Reisemobilmarkt um.

Schließlich wurden sie fündig und so komplettiert seit Mitte 2020 neben einem Kia Ceed Sportswagon ein „Megamobil“ auf Basis eines Peugeot Boxer ihren gewerblichen Fuhrpark, den sie auch privat nutzen. Das in Slowenien in einer Manufaktur produzierte Fahrzeug, von dem nur 350 Stück jährlich entstehen, hat einen Ausbau aus Massivholz, eine 2,5 Zentimeter dicke Schall- und Wärmedämmung aus Holz und eine Rundsitzecke, die zum zwei Meter breiten Bett werden kann. „Dieses Gesamtpaket und die Lounge gibt es sonst in Kastenwagen nicht“, begründet John die Entscheidung. „Das Megamobil bietet uns viel Flexibilität, wir kommen damit in jede Stadt – folglich vermissen wir nichts durch unseren Wechsel vom großen Wohnmobil auf den Kastenwagen.“

Unterwegs müssen sie dank Kühlschrank, Küche, Vollbad mit Dusche und WC, TV und diversen Stauflächen ebenfalls auf nichts verzichten. Da das Auto mit einer Diesel-Elektroheizung ausgestattet ist, reicht ihnen eine kompakte 5-Liter-Gasflasche für den Betrieb der Kochplatten und des Grills. Statt nur auf die Standardbatterien zu setzen, haben die Johns ein 165-Watt-Solarpanel auf dem Dach nachrüsten lassen, im Fahrzeuginnern zudem zwei 100-Lithium-Batterien und einen 2.000-Watt-Stromumwandler. „So sind wir bis zu fünf Tage ohne externen Strom autark“, erklärt John. Router und SIM-Karte sorgen für Internet zum Arbeiten.

Aber wie geht das – ein Reisemobil als Firmenwagen? „Das Finanzamt hat uns bei der Anschaffung bestätigt, dass das Fahrzeug über die Firma mit der Ein-Prozent-Regelung besteuert werden kann“, berichtet John. So müsse er kein Fahrtenbuch führen. Zudem war ihm wichtig, das finanzierte Fahrzeug offiziell auch privat nutzen zu können. Laufende Kosten setzt er geschäftlich ab; wenn er damit auf dem Weg zu einer Messe im Ausland ist, können das auch mal Maut- oder Stellplatzkosten sein. Mit DKV-Box an Bord werden alle Belege transparent verwaltet. „Gleichzeitig spart man mit dem Reisemobil einige Kosten wie Hotelübernachtungen“, ergänzt er.

Die Arbeit reist mit oder man arbeitet, wohin man reist.
Die Arbeit reist mit, wenn Michael John auf Reisen geht.
© Foto: Susanne Löw

Das Dienst-Reisemobil im Profil

Michael Johns Reisemobil der Marke Megamobil wurde von der slowenischen Firma Mega tekstil auf Basis eines Peugeot Boxer mit 165-PS-Dieselaggregat umgebaut. Aufgrund der Ausbauten und Extras hat es eine Auflastung mit 4,25 Tonnen. Es ist mit einem E-Bike-Träger der Marke Bussbiker, der seitlich um 180 Grad aufklappbar und für 85 Kilogramm ausgerichtet ist, 7,34 Meter lang, 2,05 Meter breit und inklusive der Aufbauten 3,10 Meter hoch. Die Kosten für das Basisfahrzeug: 70.000 Euro; mit Ausstattung: 120.000 Euro.



Überwintern im Süden

Und wie klappt das Arbeiten unterwegs? „Ob ich meine Geschäfte von Deutschland aus abwickle oder von unterwegs: Das macht keinen Unterschied“, so John. „Aber ich genieße es sehr, am Feierabend einfach aus dem Fahrzeug zu steigen und schon ist man da, wo es einem gefällt.“ Für diese Flexibilität plant John Calls und virtuelle Meetings entlang der Reisestrecke ein – und wenn er einige Stunden konzentriert im Reisemobil arbeitet, schließt seine Frau die virtuelle Tür zu seinem Arbeitsplatz in der Lounge. „Diese Disziplin auf Reisen muss man lernen“, so John. „Man ist eben nicht nur im Urlaub.“

Kollegen und Kunden reagieren meist positiv auf seine Entscheidung, nicht nur von zuhause aus zu arbeiten. „Corona hat gezeigt, dass in manchen Berufen mobiles Arbeiten funktioniert“, so John. Aber natürlich müsse das private Umfeld bei so einem Leben mitziehen. „Wer ebenfalls mit dieser Idee spielt, sollte im Vorfeld ein Reisemobil mieten und das Arbeiten auf Reisen gemeinsam mit dem Partner ausprobieren“, empfiehlt er.

Seine Frau und er sind längst ein erprobtes Reise-Duo, wobei seine Frau vom Beifahrersitz aus via iPad die Tourenplanung übernimmt. In diesem Jahr überwintern die beiden mit Lotte zum dritten Mal im Süden. „Wir starten im November in Richtung Portugal und kommen erst zurück, wenn es in Deutschland wieder warm ist“, so John. Dabei wechseln sie häufig den Stellplatz, immerhin haben sie Spaß an neuen Orten und Begegnungen. Für John kann es in den nächsten Jahren so weitergehen. „Mit dem Auto haben wir so viele Möglichkeiten wie nie zuvor. Seinen Job bei seinem Hobby mitzunehmen, ist unglaublich wertvoll“, resümiert er.

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KOMMENTARE


Steffen Osterndorff

02.04.2024 - 14:51 Uhr

Moin, das klingt wirklich sehr interessant. Wie ist es denn aufgrund der Auflastung mit einem Fahrtenschreiber? Oder braucht man den nicht, weil man ja kein Berufskraftfahrer ist? Schöne Grüße von der Ostsee


Aus der Redaktion

16.04.2024 - 16:30 Uhr

Lieber Herr Osterndorff, unserer Kenntnis nach ist der Einbau eines Fahrtenschreibers für Fahrzeuge ab 3,5 t verpflichtend (für die Hersteller natürlich). Die Nutzung des Fahrtenschreibers hängt aber davon ab, ob das Fahrzeug im gewerblichen Güter- oder Personentransport unterwegs ist. Für Privatfahrten musst man unseres Wissens nach keinen Fahrtenschreiber benutzen. Da die Fahrt mit einem Wohnmobil eigentlich meist Urlaub, etc. ist, glauben wir, dass auch kein Fahrtenschreiber benutzen werden muss. Gleichwohl kann es natürlich sein, dass einer verbaut ist, da viele WoMos auf Lkw oder Transportern >3,5t aufbauen.


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