-- Anzeige --

Abgas-Skandal: VW-Chef Winterkorn tritt zurück

23.09.2015 17:04 Uhr
Martin Winterkorn stand seit 2007 an der Spitze von Volkswagen.

Viele Beobachter hatten bereits damit gerechnet, nun zog Martin Winterkorn die Notbremse: Der Vorstandschef von Volkswagen nimmt wegen der Abgas-Affäre seinen Hut. Wer führt nun den Riesenkonzern?

-- Anzeige --

Martin Winterkorn tritt als Vorstandschef von Europas größtem Autobauer Volkswagen zurück. Das gab der Konzern am Mittwoch nach einer Krisensitzung der obersten Aufseher in Wolfsburg bekannt. Der 68-Jährige war durch den Abgas-Skandal in den USA in Bedrängnis gekommen. "Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist", sagte Winterkorn. "Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren."

Als Vorstandschef übernehme er jetzt die Verantwortung für die bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren. Er habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit ihm "eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion" als Vorstandsvorsitzender zu treffen. "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin", erklärte Winterkorn.

Das fünfköpfige Präsidium des VW-Aufsichtsrats hatte zuvor nach einem Weg aus der tiefen Vertrauenskrise gesucht. Im Mittelpunkt standen dabei personelle Konsequenzen aus der Affäre um manipulierte Messungen beim Schadstoffausstoß von Dieselmotoren in den USA (wir berichteten).

Winterkorn stand infolge des Skandals, der nach Konzernangaben rund elf Millionen Fahrzeuge betrifft, massiv unter Druck. Ursprünglich hatte an diesem Freitag der Vertrag des Managers bis Ende 2018 verlängert werden sollen. Einige Kritiker hatten VW vorgeworfen, durch die Manipulationen den Ruf der gesamten deutschen Exportindustrie aufs Spiel zu setzen.

"Volkswagen braucht einen Neuanfang"

Am Dienstagabend hatte sich Winterkorn noch für die Manipulationen entschuldigt und eine umfassende Aufklärung angekündigt. Nun wolle er mit seinem Rücktritt den Weg für einen Neustart freimachen. "Volkswagen braucht einen Neuanfang – auch personell", sagte Winterkorn. "Ich bin überzeugt, dass der Volkswagen-Konzern und seine Mannschaft diese schwere Krise bewältigen werden." Ein Nachfolger an der Vorstandsspitze soll nicht vor Freitag bekanntgegeben werden, wie Aufsichtsratschef Berthold Huber sagte. (dpa)

Martin Winterkorn im Kurzporträt

Martin Winterkorn ist als detailverliebter Top-Manager bekannt, der jede wichtige Entscheidung selbst treffen will. Vor dem Start neuer Modelle schaute "Mr. Qualität" deshalb rund um den Globus auch höchstpersönlich zur Endabnahme vorbei und verlangte dabei nicht selten letzte Änderungen. Umso mehr traf ihn, dass es bei einem zentralen Technikthema wie der Einhaltung von Umweltstandards Manipulationen bei US-Abgastests gab. So groß die Produktpalette bei Volkswagen auch ist: An dem 68-jährigen Schwaben, den viele intern nur "Wiko" nannten, ging gewöhnlich nichts vorbei. Bei den Mitarbeitern weltweit war sein Fachwissen bin hin zur kleinsten Schraube gleichermaßen geachtet wie gefürchtet.

Winterkorn wurde 1947 in Leonberg bei Stuttgart als Sohn eines Arbeiters und einer Hausfrau geboren. Nach dem Studium der Metallphysik und der Promotion begann seine Laufbahn 1977 zunächst bei Bosch. Eine entscheidende Weichenstellung war vier Jahre später der Wechsel in die Audi-Zentrale nach Ingolstadt. 2002 wurde Winterkorn Audi-Chef, 2007 schaffte er es dann an die VW-Spitze. Auch in Wolfsburg war der zweifache Vater seither erfolgreich. Er baute den Konzern zu einer Zwölf-Marken-Gruppe aus, fuhr Rekordzahlen ein und ist der mit Abstand bestbezahlte Chef eines Dax-Unternehmens

Weggefährten beschreiben Winterkorn gern als extrem zielorientierten Sacharbeiter, der nur wenig Privates preisgibt. Jedoch habe der wochenlange Machtkampf mit dem inzwischen abgetretenen Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch im Frühjahr ihn verändert, Winterkorn sei nun geerdeter und bodenständiger. "Das hat mich schon sehr getroffen. Wen würde so etwas nicht berühren?", bekannte der VW-Konzernchef jüngst selbst. (dpa)

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.