Mit vier Hybrid-Hypercars ging Cadillac bei den legendären 24 Stunden von Le Mans an den Start. Zwei Fahrzeuge schafften es in die erste Startreihe – schon mal ein bisher unerreichter Erfolg. Letztlich konnten sich die zwei verbliebenen Teams auf den Rängen fünf und acht platzieren. Zum ersehnten Podestplatz hat es also nicht ganz gereicht.
Trotzdem sollen dieses Ergebnis und die damit verbundene öffentliche Aufmerksamkeit dem Wiedereintritt der US-Luxusmarke in Europa einen ordentlichen Schub geben. Bei Cadillac sieht man sich jedenfalls in einer guten Position. General Motors-CEO Mary Barra: "Wir glauben, dass unsere Produkte wirklich gut für den europäischen Markt geeignet sind."
Cadillac Optiq (2025)

Und das bei Bedarf ganz schön munter. Gegenüber der Normalversion leisten die zwei E-Motoren des bisher stärksten Serienmodells der Markengeschichte 459 kW / 624 PS, das sind knapp 100 PS mehr als bei der bisherigen Top-Variante, das maximale Drehmoment beträgt 880 Nm. Als Reichweite verspricht Cadillac mittlerweile eher unterdurchschnittliche 470 Kilometer, der Akku fasst 102 kWh und kann mit maximal 190 kW geladen werden. Die 3,3 Sekunden für den Standard-Sprint und 230 km/h Spitze können sich auch im Mitbewerber-Umfeld von beispielsweise Porsche Macan Electric, Mercedes-AMG EQE SUV, dem für diesen Herbst avisierten Lucid Gravity oder auf Luxus getrimmten China-SUVs sehen lassen.
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Mit modifizierter Frontschürze, glänzend schwarzen 22-Zöllern, schwarzem Dach und optionalen Anbauteilen aus Karbon wirkt der fünf Meter lange Lyriq-V schon im Stand recht eindrucksvoll. Dazu verspricht der Hersteller eine knackigere Lenkung, eine leichte Tieferlegung und eine straffere Fahrwerksabstimmung. Die Vordersitze bieten, so das Ergebnis der ersten Sitzprobe, ordentlichen Seitenhalt.
Cadillac Vistiq

Die Instrumententafel mit dem großen, geschwungenen 33-Zoll-Display, die Bedienelemente und die Innenraum-Materialien erinnern ein wenig an die Marke mit dem Stern – aber das ist ja nicht die schlechteste vorstellbare Assoziation für ein US-Fahrzeug. 108.800 Euro soll der Lyric-V in Deutschland kosten, das sind knapp 28.000 Euro mehr als beim mit 81.000 Euro eingepreisten Basismodell. Die ersten Auslieferungen werden für Ende 2025, Anfang 2026 erwartet.
Cadillac: Welches Modell komplettiert das Line-up?
Und wie geht es weiter mit der laut Cadillac Europa-Chef Pere Brugal "bekanntesten der unbekannten Marken weltweit"? Aktuell besteht das Portfolio aus dem Lyriq und dem eine Nummer größer ausgefallenen Vistiq. Demnächst soll noch der etwas kompakter auftretende Optiq dazukommen. Wenn man die Anfangsbuchstaben dieser drei Modelle richtig sortiert, kommt dabei "LOV" heraus. Ein Buchstabe fehlt also noch zum "Four Letter Word" Love. Den könnte eigentlich das ebenfalls vollelektrische Maxi-SUV Escalade IQ beisteuern. Doch über dessen Einführung in Europa hat man bei Cadillac noch nicht endgültig entschieden, so Brugal.
Das Zaudern hat gute Gründe: Der 5,70 Meter lange Escalade sprengt ein wenig den etwa für deutsche Straßen und deutsche Parkhäuser problemlos verträglichen Größenrahmen. Und auch das Leergewicht von knapp über vier Tonnen ist ein kitzliges Thema. Denn mit der Führerscheinklasse B ist bei 3,5 Tonnen Schluss. Der amerikanische Siebensitzer wäre also nur ein Fall für die etwas reifere Generation, deren ursprüngliche 3er-Lizenz noch 7,5 Tonnen abdeckt.
Cadillac Lyriq

Technisch basiert der Escalade IQ auf dem Elektro-Hummer, dem aktuellen Lieblingsfahrzeug von GM-Chefin Mary Barra. Heißt: Bis zu 559 kW / 760 PS, 1.064 Nm, 800-Volt-Technik, 205 kWh-Akku, 350 kW maximale Ladeleistung, knapp 750 Kilometer Reichweite. Allerdings entspricht die Batterie noch nicht allen europäischen Standards und auch die Ladetechnik ist noch nicht zu 100 Prozent kompatibel. In den USA kostet der Escalade ab 130.000 Dollar, diese Summe in Euro dürfte aber noch dem Export nach Deutschland noch nicht ganz reichen.
Cadillac: Mix aus Direkt- und Händlervertrieb
Die Entscheidung in Sachen Flaggschiff dürfte in Kürze fallen, wichtiger ist Cadillac Europe aktuell aber der Ausbau der Infrastruktur für die Marke. Ein entscheidender Punkt, denn die anvisierten Konkurrenten im Luxussegment wie Audi, BMW und Mercedes punkten nicht nur mit ihrer Bekanntheit und Qualität, sondern mit einem flächendeckenden Händlernetz. Cadillac fängt zwangsläufig erst einmal klein an, sieht das aber nicht als Problem, sondern als Herausforderung. Der Anfang ist gemacht: In Deutschland gibt es derzeit zwei herstellereigene "Cadillac City"-Standorte in Frankfurt und Hamburg und einen Cadillac-Pop-up in Berlin. Eine weitere dauerhafte Dependance soll im zweiten Halbjahr 2025 folgen. Dazu kommen sieben Händler- und 16 EV Service-Standorte. Ziel ist eine flächendeckende Präsenz mit einem Mix aus Hersteller- und Händler-Standorten.
Letztlich entscheidend aber ist die Produktqualität, das weiß auch GM-Präsident Mark Reuss. Schritt für Schritt wolle man den europäischen Markt erschließen, in aller gebotenen Bescheidenheit – und mit gut gemachten Autos, so sein Versprechen von Le Mans.