Welche Rolle spielt die Marke Citroën im Stellantis-Konzern?
Thomas Goldboom: "Wenn es um das Preis-Wert-Verhältnis geht, sind wir mit Sicherheit die attraktivste Marke im Konzern. Citroën ist aber keine Billigmarke. Darauf legen wir Wert. Wir wollen Kunden ansprechen, die ein Produkt im Einstiegsbereich suchen, und da sind wir mit dem C3 und dem C3 Aircross sehr gut aufgestellt, auch bei den Elektrofahrzeugen sind wir mit den elektrischen Versionen gut unterwegs. Wir stehen für eine Demokratisierung der Elektromobilität, aber auch der Verbrennermodelle. Wir haben aktuell in unserer Palette vier Modelle für weniger als 20.000 Euro. Andere Marken sind in dieser Preisklasse gar nicht mehr oder höchstens mit einem Modell vertreten."
Citroën war in den vergangenen Jahren mit Modellen wie dem CX oder XM im Premiumbereich unterwegs. Der letzte Vertreter dieser Epoche ist aktuell der C5 X. Gibt es da einen Nachfolger?
Thomas Goldboom: Der C5 X wurde vor rund dreieinhalb Jahren eingeführt, wir sind also in der Mitte seiner Bauzeit. Es ist daher noch zu früh zu entscheiden, ob es einen Nachfolger geben wird. Wir analysieren die Situation, und wenn es nach uns geht, würden wir befürworten, einen Nachfolger auf den Markt zu bringen. Diese Entscheidung wird aber in Paris getroffen. Citroën wird auf alle Fälle für Überraschungen gut sein. Uns wird man in Zukunft auch dort finden, wo man uns nicht erwartet. Unser Image wird aber von den Volumenmodellen geprägt."
Wie gelingt es Citroën, seine eigenständige Rolle im Stellantis-Konzern zu wahren?
Thomas Goldboom: "Da spielt das Design eine wichtige Rolle wie zum Beispiel die Rückleuchten beim neuen C5 Aircross. Unsere Fahrzeuge sind außerdem alle ein wenig höher, haben mehr Platz, besitzen Komfortsitze und die Komfortfederung, die es nur bei uns gibt. Im neuen C5 Aircross zum Beispiel kann man im Fond die Beine übereinanderschlagen. Wir haben hervorstechende Designelemente und haben dank der modernen Designsprache bei allen Modellen eine hohe Wiedererkennung, was in den vergangenen Jahren nicht unbedingt der Fall war. Einen Citroën erkennt man heute allein anhand des unverwechselbaren Lichtdesigns auf den ersten Blick. Unsere Konzentration auf nachhaltige und Recycling-Materialien passt sehr gut in den Zeitgeist."
Wie entwickelt sich die Marke in Deutschland?
Thomas Goldboom: Wir kämpfen in diesem Jahr um die zwei Prozent. Das wird ein enges Rennen werden. Bei den Nutzfahrzeugen liegen wir bei mehr als vier Prozent. Wir hatten aber beim C3 und C3 Aircross in diesem Jahr nicht die volle Kapazität in der Produktion. Diese Modelle waren also nicht das ganze Jahr über verfügbar. Im kommenden Jahr wird sich das – auch dank eines zusätzlichen Produktionsstandorts – ändern, so dass wir mit deutlich mehr als zwei Prozent rechnen. Das ist unser Ziel. In diesem Jahr haben wir bewusst auf Tageszulassungen verzichtet und das Geschäft bei Mietwagen zurückgefahren. Das hat sehr gut funktioniert.
Thomas Goldboom: Unsere Auftragsbücher für Privat- und Geschäftskunden sind im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich gut gefüllt. Vor allem bei den Geschäftskunden haben wir enorm zugelegt. Unsere Händler schreiben deutlich mehr Kaufverträge. Wir sehen also ein gesundes Wachstum im Handel kommend von einem Anteil von 1,4 Prozent in den Jahren 2022 und 2023."
Citroën hatte lange Zeit pfiffige Kleinwagen wie den 2CV oder AX im Programm. Wird es in Zukunft wieder in diesem Segment unterhalb des C3 ein Angebot geben?
Thomas Goldboom: Es ist natürlich alles möglich. Citroën wird wie gesagt überraschen. Angesichts der bestehenden Regularien mit den verschiedenen Hilfssystemen, wird es aber sehr schwer werden unterhalb des C3, der bei rund 16.000 Euro beginnt. Es ist ja schon eine Überlegung wert, ob ein Kleinwagen zum Beispiel unbedingt eine Rückfahrkamera oder einen Spurhalteassistenten benötigt. Natürlich kann man auf der C3-Plattform auch einen Kleinwagen bauen, nur würde der wegen der Homologationsvorschriften wahrscheinlich genauso viel kosten wie der C3."
Wie hoch ist der Elektroanteil bei Citroën?
Thomas Goldboom: "Wir planen beim Absatz mit rund einem Drittel vollelektrischer Fahrzeuge. Und dabei wird uns hoffentlich auch das von der Bundesregierung angedachte soziale Leasing helfen. Doch mit oder ohne Förderung wird im kommenden Jahr jedes dritte Fahrzeug ein elektrisches Modell sein. Die Bestellbücher sind auf jeden Fall schon jetzt gut gefüllt."
Citroën ë-C5 Aircross (2025)
Wann wird Citroën eine vollelektrische Marke sein?
Thomas Goldboom: "Das entscheiden unsere Kunden. Wir bieten schon heute eine vollelektrische Palette an. Wir sind auf alles eingestellt, auch in der Produktion. Wir können uns so bei allen Modellen dem Markt anpassen."
Sind die Kunden angesichts der unsicheren Lage bei der staatlichen Förderung von E-Mobilen nicht verunsichert und verschieben ihre Kaufentscheidungen?
Thomas Goldboom: "Wir sehen aktuell keine Kaufzurückhaltung. Die Zahl der Bestellungen geht tendenziell eher hoch. Wir haben aber die Befürchtung, dass wenn die Regierung etwas ankündigt und das nicht planbar für alle Beteiligten umsetzt, eine Verunsicherung die Folge sein kann."
Wo sehen Sie Citroën in fünf Jahren?
Thomas Goldboom: "Hoffentlich haben wir dann ein bis zwei Modelle mehr und einen Marktanteil von zwei bis drei Prozent, und wir wollen vor allem auf der Einkaufsliste der Kunden oben erscheinen."