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CNG: Geht es endlich (wieder) los?

27.02.2019 15:07 Uhr
CNG: Geht es endlich (wieder) los?
Unterboden eines Fiat Panda mit Erdgasantrieb.
© Foto: FCA

Von Erdgasfahrzeugen, oder Neudeutsch CNG-Autos, haben die meisten gehört oder gelesen. Gefahren werden jedoch nur wenige. Ein Fehler. Gerade im Fuhrpark kann der gasförmige Kraftstoff eine Ergänzung darstellen.

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Von Michael Blumenstein

CNG lautet der Fachbegriff für Erdgas. Compressed Natural Gas ist die international geläufige Bezeichnung für den Kraftstoff, der hauptsächlich aus Methan besteht und auch in Deutschland bereits nach dem zweiten Weltkrieg Verwendung fand. Noch immer werden Erdgasmotoren oft bei Stadtwerken und anderen behördlichen Betrieben eingesetzt. Im klassischen Fuhrparkgeschäft sind sie hingegen unterrepräsentiert. Zu Unrecht.

Grund fürs Verweigern: Angst vorm Gas, Ressentiments vor der Umstellung beim Tanken oder schlicht und ergreifend steht CNG nicht im Lastenheft der Fuhrparkprofis oder die Modelle fehlen. Dabei ist CNG gerade für Pendler, Pflege- oder Lieferdienste, die sich zu 90 Prozent stets im selben Umfeld bewegen, ideal - eine grüne und vor allem kostengünstige Alternative.

25 Prozent der Kleinwagen in Italien fahren mit Erdgas

Dass vor allem bei den kleineren Fahrzeugen der CNG-Motor funktioniert, beweisen die Italiener. Gerade beim Automobil wird in einer anderen Liga gespielt, selbst dann, wenn viele Kilometer gefahren werden. Doch bei den Kleinen sterben die Diesel aus, da sich der Entwicklungsaufwand für die Automobilindustrie nicht lohnt. Rund 25 Prozent der Kleinwagen-Käufer setzen daher in Italien bereits auf Erdgas. Der Volkswagen-Konzern breitet aktuell die überarbeitete CNG-Flotte markenübergreifend aus. Bei Skoda hat der Erdgas-Octavia den Zusatz G-Tec, bei VW und Seat wird die Technik TGI genannt. Beide Begriffe sind Kunstworte ohne tiefere Bedeutung, wie Autoflotte auf Nachfrage bestätigt wurde.

Im Golf, Leon und Octavia ersetzt ein aufgeladener Einsfünfer den alten 1.4 Turbo. Ausgelegt auf den gasförmigen Kraftstoff leistet der Vierzylinder nun 130 PS, 20 mehr als bislang. Laut VW lassen sich die Kraftstoffkosten gegenüber einem vergleichbaren Benziner um 40 Prozent senken. Und auch im Vergleich zum TDI haben CNG-Fahrer rund 20 Prozent weniger Kraftstoffkosten. 422 Kilometer lautet die offizielle Golf-Reichweite, die mit dem 17,3 Kilogramm fassenden Tank möglich sind. Der Octavia Combi schafft knapp 60 Kilometer mehr. Ja, das ist nicht die Welt.

Bis 40 Prozent geringere Kraftstoffkosten

Dafür entschädigen aber die Betriebskosten und das gute Umweltgewissen. Aktuell liegt der Preis fürs Kilogramm CNG bei rund 1,12 Euro an der Mehrzahl der rund 850 Erdgas-Tankstellen in Deutschland. Das liest sich jetzt erst einmal nicht so spektakulär, birgt jedoch ein enormes Sparpotenzial in sich. Und die Umrechnung von Kilogrammpreis zum Literäquivalent Diesel ist somit nicht sofort ersichtlich (der Liter kostet im Moment 1,25 Euro). Der Golf beispielsweise benötigt nach WLTP 3,6 Kilogramm Gas pro 100 Kilometer. Der Energiegehalt von einem Kilogramm CNG entspricht in etwa dem von 1,3 Litern Diesel oder 1,5 Litern Benzin. Man könnte es auch so benennen: Ein Kilogramm Erdgas trägt fast 30 Prozent mehr Energie in sich als ein Liter Diesel. Im Idealfall können Golf TGI-Fahrer also für vier Euro 100 Kilometer weit kommen. Golf TDI-Fahrer benötigen nach WLTP vier Liter Diesel, also etwa fünf Euro; und Dieselfahrer und -passanten müssen ein höheres Geräuschniveau ertragen sowie Plastikhandschuhe beim Tanken tragen.

Wer CNG tankt – das klappt schnell und einfach – kann die Umweltverträglichkeit weiter erhöhen, indem er versucht, Bio-CNG zu verwenden. Dabei handelt es sich um synthetisch hergestelltes Methan, das unter anderem auch aus Abfallstoffen, Gülle und Biomüll bestehen kann. Wird das Bio-CNG im Motor verbrannt, entsteht nur so viel CO2, wie bei dessen Herstellung aus der Atmosphäre gezogen wurde. Somit fährt der Firmenwagen nahezu CO2-neutral – kein Witz. Das Problem ist nur, dass diese Tankstellen, anders als die 850 herkömmlichen Erdgastankstellen, die Nadel im Heuhaufen sind. Aber eine Beimischung ist bereits üblich und sorgt dafür, dass ein CNG-Fahrzeug etwa 25 Prozent weniger CO2 emittiert wie ein Benziner und ähnlich wenig wie ein Diesel; außerdem werden Kohlenmonoxid, Stickoxide (NOx), Rußanteil (fast keiner) sowie Feinstaub reduziert.

Aber zurück zu den Italienern. Neben den oben erwähnten Kompaktmodellen freuen sich die Südeuropäer vor allem über Kleinwagen. Kein Wunder also, dass auch Fiat gleich fünf CNG-Modelle ab Werk anbietet – auch in Deutschland. Opel hat aktuell lediglich den Astra CNG im Portfolio. 110 Turbo-PS treiben den leichten Kompaktwagen dennoch flott an.

Polo TGI mit 90 PS starkem Dreizylinder

Und der Volkswagen-Konzern kontert mit voller Breitseite. Neben den erwähnten Kompakten gibt es ab sofort den Polo TGI mit 90 PS Dreizylinder. Den identischen Saugmotor erhält in Kürze übrigens der Seat Arona, und ist damit das erste Mini-SUV. Da kommen dann zwei Trends zusammen (SUV und Öko-Attitüde), die bislang kaum zu vereinbaren waren. Eine Nummer drunter gibt es den VW Eco Up, den Seat Mii und den Skoda Citigo, die alle stadttaugliche 68 PS leisten und den CNG-Verbrauch auf rund drei Kilogramm (82g/km) Erdgas dezimieren – nicht unbedingt im Stadtbetrieb, aber nach Norm.

Bei den Preisen bewegen sich die CNG-Modelle im Kompaktsegment auf dem Niveau gleichstarker Dieselversionen. Bei den Kleinwagen wird erstmal ein saftiger Zuschlag fällig, der sich aber in jedem Fall amortisiert.

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