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Mercedes-Benz Vans: Wenn der Post-Roboter zweimal klingelt

10.01.2017 09:31 Uhr
Mercedes-Benz Vans: Wenn der Post-Roboter zweimal klingelt
Unter dem Namen "Vans and Robots" hat Mercedes zusammen mit dem Startup Starship Technologies einen Sprinter zum Mutterschiff für kleine Lieferroboter umgebaut.
© Foto: Daimler

Mercedes-Benz arbeitet an ganzheitlichen Systemlösungen für die Transportbranche. Eine davon sind kleine Roboter, die Pakete auf den letzten Kilometern zum Kunden bringen.

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Michael Gebhardt/SP-X

Immer mehr Autobauer nutzen die Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas als Bühne für ihre neuesten Technikfantasien aus den Bereichen Infotainment und Automatisierung. Erstmalig war in der vergangenen Woche auch Daimlers Transporter-Sparte Mercedes-Benz Vans mit in die Spielerstadt gekommen. Denn auch in die Nutzfahrzeuge hält immer mehr Hightech Einzug – und Van-Chef Volker Mornhinweg will mit der Zukunftsinitiative "Advance" schließlich nicht weniger als den Wandel vom Fahrzeughersteller zum "Anbieter ganzheitlicher Systemlösungen für die Transportbranche" schaffen.

Einen ersten Ausblick gab bereits im vergangenen September die Studie "Vision Van" (siehe Bildergalerie). Der Transporter mit Elektroantrieb wird per Joystick gesteuert, kommuniziert über LEDs am Kühlergrill und Heck mit Passanten und hat einen vollautomatisierten Laderaum. Außerdem führt er zwei Drohnen mit, die die Auslieferung der Pakete auf den letzten ein, zwei Kilometern durch die Luft übernehmen und so verhindern, dass der große Lieferwagen von Haustür zu Haustür fahren muss.

Das ist spektakulär, deutlich serienreifer allerdings ist die auf der CES vorgestellte Lösung für den schnelleren und effizienteren"Last-Mile-Transport": Unter dem Namen "Vans and Robots" hat Mercedes zusammen mit dem Start-up Starship Technologies einen Sprinter zum Mutterschiff für kleine Lieferroboter umgebaut. An verschiedenen Stationen in einer Großstadt soll der Sprinter kurz nach dem ein Kunde eine Bestellung aufgibt mit der entsprechenden Ware bestückt werden. Bis zu 54 speziell angefertigte Kisten passen rein; außerdem acht kleine, schwarz-weiße Roboter mit sechs Rädern und langer Antenne, die die Auslieferung auf den letzten Kilometern übernehmen.

Der Computer errechnet die optimale Route für den Sprinter und die besten Haltepunkte, an denen die Roboter ausgesandt werden können. Erreicht der Sprinter einen dieser Stopps, muss der Fahrer nur noch die jeweilige Box in den Roboter packen, der dann über eine Rampe aus dem Van rollt und sich auf den Weg zum Kunden macht. Der Van lässt währenddessen leere Roboter aus der näheren Umgebung einsteigen und macht sich auf den Weg zum nächsten Haltepunkt.

Damit Roboter ihr Ziel sicher erreichen, orientieren sie sich mit Kameras und Ultraschallsensoren auf dem Gehweg, erkennen und umschiffen Passanten und Hindernisse und machen an roten Ampeln halt. Dass sie die Straße bei Grün überqueren können, muss ihnen aktuell noch ein Mensch bestätigen, der in einer Art Leitzentrale das Bild der Kameras auf den Bildschirm bekommt. Später sollen die Roboter das selbstständig erkennen. Beim Kunden angekommen, schickt der Roboter diesem eine Nachricht, dass er vor der Haustür sein Paket entgegennehmen kann und marschiert nach erfolgreicher Übergabe zum nächsten Haltepunkt des Sprinters, wo er wieder an Bord geht. Im Idealfall hält der Kunde so maximal drei Stunden nach der Bestellung seine Lieferung in den Händen. Jede Auslieferung schlägt mit rund einem Euro zu Buche, der Roboter selbst soll später etwa so viel kosten wie ein "teures Smartphone", also wahrscheinlich um die 1.000 Euro.

Erfolgreiche Tests

Was momentan noch nach Computerspiel klingt, haben Mercedes und Starship bereits in mehreren Städten erfolgreich getestet. Unter anderem in Hamburg, Düsseldorf und Washington wurden bereits Pakete über mehrere tausende Kilometer von Robotern zu den Kunden gebracht – weitgehend problemlos. Selbst Kunden die nicht wussten, dass ein Roboter ihre Lieferung bringt, kamen mit der Technik klar: Mit der Benachrichtigungs-SMS wird ein Code übermittelt, mit dem die verschlossene – und natürlich wasserdichte – Transportbox des Roboters geöffnet werden kann. Dass der kleine Lieferant den Empfänger nicht antrifft, soll nahezu ausgeschlossen werden, da der Kunde den Liefertermin exakt mitgeteilt bekommt beziehungsweise diesen im Vorfeld bestimmen kann. 

Auch der Weg zum Kunden lief in den ersten Versuchen fast immer reibungslos. Der Großteil der Passanten, so Mercedes, würde den Roboter gar nicht wahrnehmen. Eher noch seien es Hunde, die mal interessiert daran schnuppern. Das ein Roboter geklaut wurde, kam noch nicht vor, und auch verfahren kann sich der sechsrädrige Geselle so gut wie nicht: Eine detaillierte Karte des Liefergebiets dient als Basis für die Routenberechnung. Darauf sind auch Treppen und andere Hindernisse verzeichnet, die der Lieferwagen nicht überwinden kann, die Strecke wird dementsprechend außen herum geplant. Was aktuell noch nicht funktioniert, ist das Laden der Roboter an Bord des Sprinters. Ist der Akku unterwegs leer, muss er getauscht werden. In einer Serienversion wäre eine induktive Ladevorrichtung allerdings durchaus vorstellbar. Wann das soweit sein könnte, wollen Mercedes und Starship aktuell noch nicht verraten, doch soll noch 2017 ein größerer Feldversuch mit einem noch nicht genannten Logistikpartner starten.

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