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Rolls-Royce Dawn: Laszive Lässigkeit

23.09.2015 15:13 Uhr
Rolls-Royce Dawn: Laszive Lässigkeit
Auf der IAA in Frankfurt zeigen die Briten mit viel Lust und Leidenschaft ihren neuen Dawn und setzen den Jetset damit an die frische Luft.
© Foto: Rolls-Royce

Rolls-Royce macht Schluss mit der vornehmen Blässe bei den oberen Zehntausend: Auf der IAA zeigen die Briten mit viel Lust und Leidenschaft ihren neuen Dawn.

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Von Benjamin Bessinger/sp-x

"Let’s talk about Sex, Baby!" Normalerweise schlägt Richard Carter andere Töne an, wenn er über einen Rolls-Royce spricht. Doch wenn der Pressesprecher der vornehmen BMW-Tochter seinen Blick über den neuen Dawn schweifen lässt, gehen bisweilen ein wenig die Gäule mit ihm durch. Denn für die Briten ist die offene Alternative zum Wraith, die ihre Publikumspremiere aktuell auf der IAA in Frankfurt (bis 27. September) feiert und kurz nach dem Jahreswechsel zu Preisen ab 330.000 Euro auf die Prachtboulevards dieser Welt entlassen wird, nicht weniger als das leidenschaftlichste Auto, das Rolls-Royce je auf die Räder gestellt hat.

Nicht umsonst habe Designchef Giles Taylor 80 Prozent aller Karosserieteile neu formen dürfen und dem Dawn dabei eine für Rolls-Royce fast schon laszive Lässigkeit ins Blech geschrieben, sagt Carter, während er über die weiter ausgestellten Kotflügel streicht, die hohe Gürtellinie und den sanften Abgang betont und die Bürgerlichen in ihrer Unwissenheit darüber aufklärt, dass auch der riesige Kühler ein wenig schnittiger im Wind steht  Diese lustvoll-leidenschaftliche Grundstimmung schlägt sogar durch bis in die Nomenklatur: Statt weiter in der düsteren Mythologie der Schlossgespenster zu stöbern, würdigt der Dawn deshalb den magischen Moment der Morgenröte.

Unter dem Blech ist der Dawn natürlich trotzdem ein Wraith, wie man ihn kennt. Er nutzt die gleiche Plattform mit dem gegenüber dem Ghost zu Gunsten der Fahrdynamik um 18 Zentimeter gestutzten Radstand, er fährt serienmäßig mit der sattelitengestütztem Achtgangautomatik und auch in seinem Bug säuselt der 6,6 Liter große V12-Motor, dem zwei Turbos immerhin 570 PS und 780 Nm einblasen. Das sollte reichen, damit sich selbst die geschätzten 2,7 Tonnen Leergewicht wunderbar leicht anfühlen und man die Frisur mit einem gepflegten Gasstoß bisweilen ein bisschen auffrischen kann.

Wohl größtes Stoffverdeck der Automobilindustrie

Zwar feiert Rolls-Royce den Dawn als "the sexiest Rolls-Royce ever built" und wenn man sich das große Cabrio auf einer Küstenstraße wie dem Highway Number One oder der Croisette vorstellt, läuft einem tatsächlich ein Schauer über den Rücken. Doch wo andere Strandschönheiten auf möglichst knappe Textilien setzen, gehen die Briten genau den anderen Weg: Ihr Stoffverdeck ist das wahrscheinlich größte, das in der Automobilindustrie aktuell montiert wird. Wenn es sich mit majestätischer Ruhe unter den hölzernen Deckel hinter den Sesseln im Fond bemüht hat, sitzt man auch auf dem geräumigsten Sonnendeck der PS-Welt. Selbst der große Bruder Phantom bietet als Drophead Coupé nicht so feudale Verhältnisse.

Und das ist nicht der einzige Superlativ, mit dem Rolls-Royce die Sonnenanbeter im Smoking lockt. Zugleich versprechen die Briten den Besserverdienern das leiseste Cabrio der Welt. Die Mechanik noch einmal optimiert, die Hydraulikpumpe weit weg vom Innenraum montiert und das Gelege aus Leder, Stoff und Dämmmaterial noch ein paar Schichten dicker – so fährt man im geschlossenen Dawn genauso leise wie im Wraith und bekommt von der Welt da draußen absolut nichts mit.

Die Kunden werden das wohlmeinend zur Kenntnis nehmen. Aber sie werden nicht oft in die Verlegenheit kommen, es tatsächlich auszuprobieren. Und auch der 22 Sekunden währenden Geduldsprobe für das geräuschlose Hydraulik-Ballett werden sie sich nur selten aussetzen. Denn wer es erst einmal hinter das Steuer eines Rolls-Royce geschafft hat, dem scheint immer und überall die Sonne. Und falls sich der Himmel über dem Paradies doch einmal verfinstern sollte, dann hat der gemeine Rolls-Royce-Kunde im Schnitt ein Dutzend weiterer Fahrzeuge in der Garage stehen, von denen eines ganz sicher auch ein festes Dach hat.

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