Das ist für einen Elektro-Transporter schon eine Ansage: Selbstbewusste 484 Kilometer Reichweite weist der Bordcomputer beim Antritt unserer Testrunde aus. Allerdings handelt es sich bei dem Mercedes-Benz eSprinter sozusagen um die High-End-Variante des neu aufgelegten Stromers aus Stuttgart.
113 Kilowattstunden (kWh) netto können die unterflur verbauten Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus (LFP) speichern. Das funktioniert natürlich nicht ohne entsprechendes Gewicht. 870 Kilogramm wuchten laut Herstellerangabe allein die Batterien auf die Waage.
Hinzu kommt, dass das Testfahrzeug richtig viel einladen kann - zumindest volumenseitig. 14 Kubikmeter schluckt das Frachtabteil des lang gestreckten Hochdachkastenwagens, wodurch sich das Leergewicht des Testfahrzeugs auf happige 3,07 Tonnen summiert. Bei einem normalen 3,5-Tonnen-Sprinter würden also nicht mal 500 Kilo Nutzlast zusammenkommen - inakzeptabel für einen Lieferwagen dieser Größe. Darum weiß auch der Gesetzgeber und gewährt E-Transportern einen "Batteriebonus" von 750 Kilogramm. Dadurch steigt die Nutzlast des nun 4,25-Tonners auf brauchbare 1,18 Tonnen und der eSprinter darf trotzdem noch mit dem Pkw-Führerschein Klasse B gefahren werden.
Mercedes eSprinter: Komfortabler Gleiter
Wie sich das gestaltet? Überaus komfortabel wie souverän. Der seit dem Modellwechsel vor der Hinterachse positionierte Permanent-Synchron-Elektromotor ist zwar 150 kW/204 PS stark, portioniert seine 400 Newtonmeter Drehmoment aber wohlüberlegt an die beiden Hinterräder, so wie es sich für einen Transporter dieser Größe eben gehört.
Wirklich viel zu beschleunigen gibt es sowieso nicht, bei Tempo 90 muss der schwere eSprinter elektronisch abregeln, hier gewährt der Gesetzgeber keinen E-Bonus. Genauso wenig bei der Dokumentationspflicht der Lenk- und Ruhezeiten, weshalb das Stecken der Fahrerkarte in den über Kopf platzierten Digitacho Pflicht ist.
Mercedes eVito und VW ID.Buzz Cargo

In Sachen Bedienung gibt der Mercedes-Benz keine Rätsel auf, lediglich die berührungsempfindlich ausgeführten Lenkradtasten verdienen Kritik, weil man über sie bei Rangiermanövern schnell einen ungewollten Befehl auslöst. Auch die Zahl von fünf Rekuperationsmodi, die sich über die beiden "Schaltpaddel" rechts und links am Lenkrad an- oder abwählen lassen, werden die meisten Kurierfahrer wahrscheinlich ignorieren. Andererseits wecken sie zumindest beim Tester den Ehrgeiz, die 3,8 Tonnen des beladenen Testfahrzeugs ohne den Einsatz der Betriebsbremse zu verzögern.