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VW ID.7: Wolfsburger Kilometerfresser

17.04.2023 14:09 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der VW ID.7 startet Ende 2023 - und hier steht er am 17. April 2023 bei seiner Premiere.
© Foto: VW

Bei VW tut sich was in Sachen E-Mobilität. Vor vier Wochen zeigten die Wolfsburger den VW ID.2 – den Stromer für die Kurzstrecke. Und jetzt sitzen wir im VW ID.7 – dem Stromer für die Langstrecke.

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"Love Brand", das soll VW nach eigener Meinung werden. Dazu beitragen soll der VW ID.2 All. Mal sehen, ob das gelingt. Der Einstiegspreis ist ab 25.000 Euro brutto angesetzt. Ein Preis, der aufhorchen lässt, wenngleich meilenweit entfernt von einem VW Up, der mal unter 10.000 Euro gekostet hat. Und nein, bitte nicht mit der Nichtvergleichbarkeit wegen der höheren Leistung, Technik (Verbrenner vs. Elektro), Sicherheit kommen – das benötigt nicht jeder. Einen günstigen Einstiegspreis hingegen viele.

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Nach dem VW ID.3, den wir selbst im Dauereinsatz hatten, dem VW ID.4 und dem VW ID.5 kommt zum Ende 2023 der VW ID.7. Das soll das Elektroauto für den Vielfahrer werden, der Passat der Elektro-Ära. Pardon: er muss es auch werden. Denn war der VW Passat bislang tatsächlich das Firmenauto schlechthin, lässt der große Wolfsburger seit Jahren Federn bei den Verkaufszahlen. Mittlerweile gibt es nur noch den Passat Variant, also den Kombi. Eine Limousine ist für den Nachfolger, der Anfang 2024 kommen könnte, nicht vorgesehen. Kurz zuvor soll aber der VW ID.7 starten. Ein Passat im besten Sinne, jedoch ausschließlich elektrisch angetrieben. In Berlin hat VW nun die Fünf-Meter-Limousine (ja, 4,96 Meter, um genau zu sein) erstmals gezeigt. Zeitgleich fand das Event auch in China statt – dort sogar mit VW-Chef Thomas Schäfer. Und wir konnten in Berlin in der finalen Version platz nehmen. Gefahren sind wir bereits die getarnte Vorserienversion des VW ID.7, bei der wegen der Folie über das Aussehen noch wenig erzählt werden konnte. Fangen wir also jetzt damit an. 


VW ID.7 (2023)

VW ID.7 Bildergalerie

VW ID.7 schraeg von hinten
© Foto: VW

VW ID.7 folgt dem Elektro-Trend hin zur Limousine

Limousinen liegen wieder im Trend. Egal, ob von den Kunden gewünscht oder nicht. Denn die versteifen sich ja angeblich auf SUV, so lautet zumindest die Aussage der Hersteller, weshalb diese „nur noch“ SUV anbieten. Doch mit der E-Mobilität kommt das Revival der Limousinen. Tesla machte es mit dem Model S und dem Model 3 vor. Auch BMW hat die Limousine neu entdeckt und bietet den BMW i4 an. Mercedes schneidet mit dem Mercedes EQE durch den Wind, Hyundai hat den Ioniq 6 und aus China bereichert Nio mit dem ET7 das Angebot. Und jetzt folgt – spät wie immer – VW mit dem ID.7.

Warum ist das so? Ganz einfach: Die Limousinenform bietet dem Wind die geringste Angriffsfläche. Der Nio ET7 und der Hyundai Ioniq 6 liegen mit einem CW-Wert von 0,21 vorn, der EQE schafft es auf 0,22 und der i4 auf 0,25 – alles Topwerte. Der neue VW ID.7 reiht sich mittendrin ein, 0,23 lautet sein Luftwiderstandsbeiwert. Ein Manko dieses Aero-Wettstreits: Die Autos werden immer gesichtsloser – oder sieht jemand an einem EQE irgendetwas von Mercedes? Erschwerend kommt hinzu, dass oft die im Unterboden installierten Akkus einen gewissen Bauraum benötigen, der sich in der Fahrzeug-Gesamthöhe bemerkbar macht. Waren elegante Limousine als Verbrenner selten höher als 1,45 Meter, sind Elektro-Limousinen selten flacher als 1,45 Meter. So wirkt der VW ID.7 von der Seite betrachtet nicht nur massig, was am hohen Blechanteil liegt, er ist mit 1,54 Metern auch sehr hoch. Ergo müssen große Räder das Gesamtbild wieder in die Balance bringen. Richtig elegant wirkt er dennoch nicht. 

VW ID.7 Kofferraumfoto bei geöffneter Heckklappe
© Foto: VW

VW ID.7 mit großer Klappe

Wilde Lichtsignaturen sollen auch beim ID.7 ein Markengesicht kreieren, und sind nachts vorn wie hinten doch mit so vielen anderen Fahrzeugen zum Verwechseln ähnlich. Mit seinen fast fünf Metern rangiert der VW ID.7 in der oberen Mittelklasse. Das bedeutet traditionell: viel Platz innen. Ein großer Vorteil des VW: er hat eine große Heckklappe und nicht bloß einen kleinen Deckel. Damit packt er deutlich mehr weg als EQE, ET7 oder Ioniq6, die allesamt mit kleiner Kofferraumöffnung auskommen müssen. Das Kofferraumvolumen des in Emden vom Band rollenden Niedersachsen beträgt 532 Liter und bietet damit deutlich mehr als die Konkurrenz. Groß ist auch das Platzangebot auf der Rückbank. Hier sitzen zwei Personen luxuriös – und auch eine dritte hat mehr als nur einen „Schwiegermutter-Sitz“. Die Sitzbank fühlt sich geschmeidig an und passt vom Winkel auch für Langbeiner. Luft nach oben gibt es ebenfalls genug.

Vorn fühlt man sich als Fahrer sofort heimisch. Die Einstellmöglichkeiten ergeben eine perfekte Sitzposition – typisch VW eben. Massierende und klimatisierende AGR-Sitze sind (gegen Aufpreis) sicherlich eine Empfehlung für Vielfahrer. Der Stoff ist selbstverständlich tierfrei, auch wenn VW uns hier und da Leder vorgaukeln möchte – das gelingt auch den Wolfsburgern nicht sonderlich gut. Dennoch sind die gezeigten Materialien über jeden Zweifel erhaben – anders als im VW ID.3 der ersten Generation. Die Schelte klingelt wahrscheinlich noch immer in den Ohren der Finanzer, die beim Kompakt-Stromer aus Wolfsburg wohl maßgeblich den Rotstift angesetzt hatten.

Wie in gehobenen Fahrzeugklassen üblich, sind die Bauteile weich, handschmeichelnd und fein ausgewählt. LED-Illumination soll sowohl für eine individuelle Atomsphäre sorgen, also auch Aufmerksamkeit erregen. Augmented-Reality wird in die Scheibe eingespiegelt (Head-up-Display) und macht den schmalen „Tacho“ hinter dem Lenkrad fast überflüssig. Das abschalten und „Verdunkeln“ der Displays (für alle, die nachts nicht angestrahlt werden wollen) ist möglich.

VW ID.7 Cockpitaufnahme mit Lenkrad und Infotainmentsystem
© Foto: VW

Das gelingt, wie sämtliche Einstellmöglichkeiten, via 15-Zoll-Infotainmentsystem, das markant im Querformat vor dem Armaturenbrett „steht“. Die bekannten Touchslider für Innenraumtemperatur und Lautstärkeregelung sind noch vorhanden, und endlich beleuchtet. So gelingen nicht nur dort Einstellungen treffsicherer, da eben das Display größer ist und einige Felder sogar nach eigenem Gusto belegt werden können. Gegen haptische Tasten, Drehregler und Schalter spräche dennoch nichts, außer die höheren Kosten. Virtuelle Tasten kosten nämlich nichts. In einem Passat aus der alten Welt finden sich auch anno 2023 garantiert mehr Menschen einfacher und weniger abgelenkt zurecht. Wer diverse Funktionen gar nicht findet, kann es mit der neuen Sprachbedienung „IDA“ versuchen. Die soll deutlich mehr können als bisher.

Wer Assistenten wie das „Parken mit Memory-Funktion“ benötigt (der ID.7 kann angeblich per App bedient von außen und von innen sitzend geparkt werden), sollte sich jedoch fragen, ob nicht die Bahn das bessere Beförderungsmittel für einen ist. Weiterentwicklung ist toll, doch viele Dinge sind überflüssig und am Nutzen vorbei entwickelt. Dazu zählen kann man auch den assistierten Spurwechsel, der bei aktivem ACC nach dem Betätigen des Blinkers und Hand-am-Lenkrad-haben das Überholen auf der Autobahn übernimmt. Wozu, wenn man doch komplett mit dabei sein muss? Klar, das automatisierte Fahren kommt und man soll/will sich dran gewöhnen – aber so?

VW ID.7: 286 PS | 545 Newtonmeter | 200 kW Ladeleistung

Noch müssen also sämtliche Fahrfunktionen weiterhin vom Fahrer beeinflusst werden, um automatisiert zu funktionieren – auch beim VW ID.7. Das neueste Elektroauto von VW hat einen weiterentwickelten, effizienteren Antrieb als seine Konzern-Geschwister. Das neue System besitzt nach wie vor eine Permanentmagnet-Synchronmaschine, aber nun erstmals ein 2-stufiges 1-Gang-Getriebe, das die Effizienz verbessern soll. Für die ersten Fahreindrücke der finalen ID.7-Version müssen wir noch etwas warten, wenngleich wir bereits im Prototypen unterwegs waren, der sicherlich nicht weit vom Serienstandard entfernt war. 

Dank der Neuerungen beim Antrieb soll der ID.7 vor allem für die Langstrecke gemacht sein – mit seinen Abmessungen passt er auch nicht mehr gut in die Altstadt. ID.7 Pro S heißt das Hero-Modell mit 86-kWh-Batterie (netto) und 286 PS Motorleistung. Laut VW-„Prognose“ sollen damit Reichweiten von bis zu 700 Kilometern möglich sein. Zieht man die obligatorischen 30 Prozent bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit ab, sind es noch immer 500 echte Kilometer. Damit lassen sich in der Tat Meter machen. Wer nicht in die Vollen (monetär betrachtet) gehen mag, arrangiert sich vielleicht auch mit dem bereits aus anderen Konzern-Modellen bekannten 77-kWh-Paket, das beim ID.7 im „Pro“ angeboten werden wird. Wahrscheinlich wird es auch noch einen Einstiegs-Akku geben, vermutlich dann der 58er. Trotz „nur“ 400-Volt-Architektur soll der ID.7 mit dem 86er-Akku eine Spitzenleistung beim Laden von 200 kW erreichen. Und der 77er schafft (wie im ID.Buzz) 170 kW als Maximalwert. Wenn die Ladekurve dann recht konstant hoch bleibt, sind das zufriedenstellende Werte für Langstreckenfahrer – in der Theorie. Schön wäre eine 22-kW-Option, die hilft, während der Kunden-Termine dort den Wagen wieder schnell zu füllen. Dazu gab es aber noch keine Infos.

VW ID.7 ab Sommer bestellbar

Der ID.7 ist ab Sommer 2023 bestellbar und soll Ende 2023 bei den Kunden ankommen. Zum Preis äußern sich die Niedersachsen derzeit nicht. Wer jedoch volle Hütte bestellt, also großen Akku, volles Infotainment-Paket samt Harman-Kardon-Soundsystem, dem „Smart Glas“ Schiebedach, das auf Ansage zwischen Transparent- und Milchglas changieren kann, darf sich auf eine saftige Summe gefasst machen. Der Einstiegspreis für den VW ID.7 Pro mit 77 kWh-Akku dürfte wohl bei etwa 55.000 brutto liegen (ohne Förderungen).

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