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Ben Fleet Services: Probieren und sich ändern

05.05.2021 14:00 Uhr
Ben Fleet Services: Probieren und sich ändern
© Foto: Ben Fleet Services

Disruption ist ein Schlagwort, das oft verwendet, aber selten erlebt wird. Ben Fleet Services hat die Art seines Geschäfts radikal geändert und fährt gut damit, wie Axel Kalisch im Gespräch verrät.

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Vor zwei Jahren haben wir Axel Kalisch zum letzten Mal getroffen. Es ist in der Zwischenzeit einiges passiert, aber es war mitnichten die Pandemie, die Bewegung in das Start-up gebracht hat, das Kalisch führt. Die EnBW- und Baloise-Tochter sammelte in der Zeit wichtige Erfahrungen im Firmenwagengeschäft und strickte nun das Geschäft etwas um. Warum dieser Schritt nötig war und was ein junger Flottendienstleister über die Fuhrparks gelernt hat, verrät uns der Geschäftsführer im Gespräch in den neuen Geschäftsräumen.

In einem Artikel auf LinkedIn haben Sie erklärt, was es heißt, mit Drittanbietern auf dem Gebiet der Fahrzeugreinigung zusammenzuarbeiten. Was lief in den letzten eineinhalb Jahren nicht so gut dabei?

Axel Kalisch: Die Qualität der Dienstleistung war der Hauptgrund, warum wir uns entschlossen haben, nicht mehr Reinigungsaufträge an Dritte zu vermitteln, sondern diese durch eigenes Personal durchführen zu lassen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir mit unseren eigenen Mitarbeitern eine erhöhte und gleichbleibende Servicequalität garantieren und somit zuverlässiger agieren können. Zudem können wir flexibler auf Adhoc-Kundenanfragen reagieren.

Wie sieht dies jetzt aus und welche Art von Dienstleistung kann ein Flottenbetreiber bei Ben anfragen?

A. Kalisch: 2019 sind wir als Plattform-Anbieter gestartet und haben gesagt, wir vermitteln Jobs von Flotten an Dienstleister. Das hat anfangs passabel funktioniert, jedoch hat sich unser Hauptgeschäft immer stärker auf Carsharing-Anbieter fokussiert, weshalb wir vom Plattform-Gedanken abgerückt sind. Carsharer wollen sehr schnell und flexibel an vielen Orten einen Service buchen, um ihre Fahrzeuge, mit denen sie Geld verdienen, startbereit zu haben. Daher bieten wir jetzt die Services selbst an, die man 'on demand' buchen kann. Wir bieten unter anderem Services wie die Reinigung, Relocation, Tanken oder Laden an - also alles rund um die Pflege und Instandhaltung von Flotten.

Was macht die Carsharing-Flotten so besonders, dass Sie deren Wünsche in dem Maße nachgehen und das eigentliche Geschäftsmodell plötzlich ändern?

A. Kalisch: Die Carsharer kennen die Frequenzen ihrer Fahrzeuge sehr genau, was die Planung von Volumen für uns vereinfacht. Durch unsere eigenen Mitarbeiter müssen wir nicht beim Drittanbieter nach Kapazitäten anfragen, sondern sehen, wie viel Personal wir selbst zur Verfügung haben und können viel kurzfristiger und flexibler Aufgaben wahrnehmen.

Wie erhöht sich mit dem eigenen Personal die Flexibilität?

A. Kalisch: Unser eigenes Personal können wir viel leichter auf neue Tätigkeiten schulen, als es bei Drittanbietern der Fall war, und zudem haben wir eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation, wodurch wir konstant auch einen großen Bedarf abdecken können. Ein wichtiger Punkt bei unseren Mitarbeitern ist ein gutes Arbeitsklima. Das bekommen wir mit fairen Löhnen und Wertschätzung hin - auch oder gerade im Niedriglohnsektor, in dem wir uns bewegen.

Wen würden Sie als Hauptzielgruppe für Ben bezeichnen?

A. Kalisch: Wir fokussieren uns auf die Shared-Mobility-Anbieter und sehen speziell im Bereich der Micro-Mobility großes Wachstum. So tauschen wir beispielsweise an den E-Rollern die Batterien und müssen nicht mehr die ganzen Roller zum Laden irgendwo hinfahren. Grundsätzlich sehen wir uns als 'Enabler der Mobilität der Zukunft'. Das kann ein Auto, ein E-Scooter oder künftig ein Flugtaxi sein. Nach wie vor sind jedoch auch klassische große Firmenflotten relevant für uns.

Aus Berlin heraus begann vor zwei Jahren das Wachstum. Wo ist Ben Fleet Services heute überall zu finden?

A. Kalisch: Im Moment sind wir an zehn Standorten aktiv, wovon sechs größere Hubs sind: Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Köln und Düsseldorf. Von diesen Punkten aus operieren wir deutschlandweit für unsere Kunden. Berlin ist für uns weiterhin der größte Markt, was sich anhand der hohen Dichte von New-Mobility-Providern ableiten lässt.

Als Plattform-Anbieter konnten die Kunden natürlich demjenigen den Zuschlag geben, der als Drittanbieter das günstigste Angebot machte. Mit dem eigenen Personal steht wiederum ein Fixum an Kosten im Raum. Wie geht man damit bei der Preisfindung um?

A. Kalisch: Das Bieter-Modell der Plattformen funktioniert in der Theorie gut. In der Praxis steht dem gerade der Kundenwunsch nach Schnelligkeit gegenüber. Wenn ich beispielsweise einen Job innerhalb von 48 Stunden vermitteln will, muss ich mit Standardpreisen agieren, sonst funktioniert das nicht. Der Vorteil von Großkunden und großen Fuhrparkbetreibern ist, dass sich deren Auslastung sehr gut vorhersagen lässt und wir die Arbeiten planen können. Dann spielt der Preis nicht mehr die wichtigste Rolle, sondern es kommen Flexibilität und Qualität dazu. Die Fixkosten steigen bei uns, aber mit dem Volumen steigt auch die Effizienz.

Wie werden recht einfache Dienstleistungen effizienter umgesetzt?

A. Kalisch: Die Disposition unserer Dienstleistungen wird digital und teilautomatisiert gesteuert. Mit Hilfe unseres Dispositionssystems wird unseren Mitarbeitern routenoptimiert der nächste Service zugeteilt. Über unsere mobile Operations-App erhalten unsere Mitarbeiter die kundenspezifischen Arbeitsschritte für eine effiziente Durchführung der einzelnen Dienstleistung. Bilder der Fahrzeuge und live Status-Updates werden übermittelt und vereinfachen die Qualitätskontrolle.

Kann diese Software auch schon die Bedarfe der Kunden selbst vorhersagen?

A. Kalisch: Das ist unsere Vision, dass wir mit unseren Daten selbst Vorhersagen treffen können, wann welches Fahrzeug welchen Service benötigt. Mit einem Telematik-Dongle und einer Innenraumüberwachung könnte man diese Dinge zusammenbringen und dem Kunden eine punktgenaue Flatrate anbieten.

Was haben Sie in den vergangenen zwei Jahren noch über die Besonderheiten im Dienstwagenbereich gelernt?

A. Kalisch: Wir haben gelernt, dass für uns insbesondere die Flottenbetreiber interessant sind, deren Geschäftsmodell auf der Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge fußt. Wir müssen dem Kunden mehr bieten als nur ein 'nice to have' und das können zum Beispiel desinfizierte Fahrzeuge oder die ständige Verfügbarkeit eben jener sein.

Wie kommen denn die Service-Mitarbeiter zu den bisweilen weit verstreuten Fahrzeugen?

A. Kalisch: Wir testen gerade, welche Arten von Fahrzeugen sich neben dem Auto anbieten - zum Beispiel Lastenräder oder E-Scooter.

Gibt es auch klassische Fuhrparks, die die Services buchen?

A. Kalisch: Die gibt es natürlich auch. Gerade wenn es um aufwendigere Reinigungen geht, werden wir regelmäßig gerufen. Auch Lebensmittel-Lieferdienste, die speziell gereinigt werden müssen, zählen zu unserem Kundenstamm.

Was war bisher die außergewöhnlichste Kundenanfrage?

A. Kalisch: Uns rief mal ein Spediteur an, der seine Schuttlaster zwischen Weihnachten und Silvester reinigen lassen wollte. Hier haben wir haben ein Team mit Hochruckreinigern losgeschickt und den Job erledigt.

Werden solche Jobs demnächst auch im Ausland erledigt?

A. Kalisch: In diesem Jahr werden wir mindestens in zwei europäische Länder expandieren. Wohin die Reise gehen wird, können wir im Moment aber noch nicht verraten. Nur so viel: Wir wachsen mit unseren Kunden.

Vielen Dank, Herr Kalisch, für das interessante Gespräch.

Interview: Michael Blumenstein und Rocco Swantusch

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