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Der Mittäter

01.07.2022 06:00 Uhr

Der Nissan Qashqai kam 2007 auf den Markt. Ein später Start im Kompakt-SUV-Segment. Trotzdem war der Japaner sehr erfolgreich. Wir schauen uns nun Generation drei genauer an.

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Auf der Welle des Erfolges surfte der Nissan Qashqai recht lange, auch wenn er in seinem Klassement spät an den Start ging. Der Japaner war sofort beliebt bei Familien und den "aktiven Senioren". Aber kräftige Dieselmotoren und optional erhältlicher Allradantrieb prädestinierten den im nordenglischen Sunderland produzierten Asiaten auch für die Flotten.

Geändert hat sich daran bis heute wenig. Auch die dritte Generation bringt einiges mit, was als Kaufanreiz gelten könnte. Jedoch ist die Konkurrenz heute größer und zwei Dinge fehlen dem neuen Qashqai - speziell aus Flottensicht: Diesel und/ oder Elektrifizierung. Beides muss nicht zwingend Hand in Hand gehen. Aber der Mildhybridansatz, den Nissan beim Qashqai fährt, ist gerade für Deutschland nicht die beste Wahl. Dabei überzeugt der Benziner, den wir nach München baten, mit guten Manieren. Der Vierzylinder, der aus gut 1,3 Litern Hubraum 140 PS und 240 Newtonmeter generiert, ist kein Unbekannter. Im Gegenteil. Neben Nissan setzt ihn der Konzernpartner Renault ein. Und auch bei Mercedes fand er Anklang und dreht im Bug jener kleinen Stuttgarter, die ein A und B im Namen haben, seine Runden. In A-Klasse, CLA, GLB dient er als Basismotor mit bis zu 160 PS. Das bedeutet nicht nur, dass er sich bereits millionenfach bewährt hat, er scheint auch gut zu sein.

Sparsam und kräftig

Im Qashqai ist er zwar akustisch stets präsenter als in den Mercedes-Modellen, von den Trinkgewohnheiten passt er sich aber an und mimt den zurückhaltenden Asiaten. Mit sieben Litern Superbenzin kommt man in der Regel 100 Kilometer weit - im gemischten Betrieb. Nicht ganz harmoniert die Schaltbox, die sechs Vorwärtsgänge zum Rühren anbietet. Ab und an flutscht der Knüppel nicht sehr elegant durch die Gassen und es hakelt etwas. Zudem fällt auf, dass sich beim kräftigen Beschleunigen nach jedem Gangwechsel eine kurze Lethargie einstellt und der kleine Turbobenziner aufs Neue die Pferde einsammeln muss. Wer das umgehen möchte, fährt also einfach entspannter oder wählt gleich die Automatik für 1.600 Euro extra. Wer dann noch den Allradantrieb draufpacken möchte, legt mindestens 33.538 Euro auf den Tisch und erhält dafür dann ein Plus von 18 PS.

Generell empfiehlt sich der Qashqai als ruhiger Gleiter, der sich um die 130 km/h auf der Autobahn am wohlsten fühlt. Dann federt er trotz der 18-Zoll-Räder ansprechend und es fallen die Windgeräusche um die Spiegel nicht auf. Die werden ab Tempo 140 lauter und man wundert sich außerdem nicht mehr, dass im Kombiinstrument ständig die Verkehrszeichenerkennung ein Limit von 130 vorgaukelt. Selbst dann, wenn keins existiert. Eine Einblendung für unlimitierte Autobahnen gibt es offensichtlich nicht.

Die Informationen werden auf den Displays gut dargestellt und die Menüs lassen sich einfach durchforsten. Ein gelungener Mix aus echten Tasten und Touchbedienung vereinfacht das Zurechtfinden. Nicht ganz eindeutig agiert hingegen die Klimaautomatik, die je nach Sonnenstand auch mal deutlich zu kalte Luft einpustet, um die Temperatur konstant halten zu wollen. Dafür fühlt sich das Gestühl gut an und die Einstellmöglichkeiten sollten für die meisten Menschen ausreichend sein. Zudem ist die Armauflage auf der Türseite echt angenehm gepolstert, was keine Selbstverständlichkeit ist.

Erstmals Matrix-LED bei Nissan

Das Platzangebot ist für ein 4,40-Meter-SUV prima. Auch in den Kofferraum sollte Gepäck für die große Reise zu viert reinpassen. Verzurrösen, ein Spanngummi und ein doppelter Ladeboden bieten die Möglichkeit, Ladung richtig unterzubringen. Erstmals im Qashqai hat Nissan nun Matrixlicht im Einsatz. Das funktioniert - wie bei den anderen Hersteller auch - sehr gut. Lediglich auf der Autobahn sollte es nicht dauerhaft im Einsatz sein, denn der Gegenverkehr - hier vor allem die Lkw - werden oft geblendet, wenn beispielsweise die Leitplanke die Lkw-Scheinwerfer als Erkennungsmerkmal verdeckt. Aber auch das ist kein Problem, das nur im Qashqai besteht. Selbst Mercedes mit seinen Pixelscheinwerfern schafft es kaum besser. Was auffällt, ist neben der guten Lichtausbeute, dass im Nahbereich die LED ein etwas streifiges Licht abgeben. Zudem können die Heizdrähte in der Windschutzscheibe im Dunkeln bei Gegenlicht durchaus Reflexionen produzieren, die nerven können. Wo wir beim Thema nerven sind: ACC, also der aktive Tempoassistent, hat bei uns mehrmals willkürlich auf der Autobahn die Geschwindigkeit um 20 km/h reduziert, um kurz darauf wieder zu beschleunigen. Kein anderes Fahrzeug war zu sehen. Solche Verselbstständigungen geben wenig Vertrauen, wenn es in Richtung automatisiertes Fahren geht. Um grundsätzlich auf den richtigen Wegen zu bleiben, hilft das werkseitige Navi, das auf Tom-Tom-Technik vertraut und seinen Job gut macht.

Aber tatsächlich darf und muss man das auch erwarten. Denn der Testwagen kostet doch durchaus sportliche 32.453 Euro. Ein Tiguan mit 130-PS-Benziner und ähnlicher Ausstattung kostet nicht mehr. Und wer möchte, erhält diesen zumindest als Diesel. Der VW trat übirgens ebenfalls erst 2007 in Erscheinung und mauserte sich bis heute zum Liebling des Segments.

Von Autoflotte getestet

+VerarbeitungMaterialienBedienung-SchaltgetriebeNur BenzinerSelbstbewusst im Preis

Nissan Qashqai N-Connecta 4x2

Testwagenpreis: 32.453 EuroR4/1.332 cm³ | 103 kW/140 PS 240 Nm ab 1.650 U/min | 6-Gang 10,2 s | 196 km/hWLTP: 5,8 S | 131 g/km 4.425 x 1.835 x 1.625 mm 479 - 1.447 l | KH: 14 | TK: 23 | VK: 21Effizienz: BWartung: jährlich/30.000 kmGarantie: 3 Jahre/100.000 kmAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer

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