Ja, Platz hat der neue Octavia. So viel, dass sich Dienstreisende davon beeindrucken - selbst dann, wenn sie weder Familienmütter noch -väter sind und auch beim Sportgepäck alles in einen Hyundai i10 passen würde. Denn Platz, ob im Auto, Keller oder gleich im Haus, kann man ja nie genug haben. Verzicht ist also beim neuen Octavia nicht angesagt.
In Deutschland geht daher der fast 4,70 Meter lange Octavia auch zu 90 Prozent als Kombi über die Ladentheke. Kein Wunder, die knapp 600 Euro günstigere Schrägheck-Version trifft nach wie vor eher osteuropäische Geschmacksnerven. Dabei haben die Skoda-Designer generell "aufgeräumt". So verliert der Neue sein markantes Vieraugen-Gesicht und wird beliebiger. Das gilt ebenso für die Heckperspektive. Wer Emotionen aus dem Volkswagen-Kompaktklasse-Regal möchte, greift weiterhin zum Seat Leon.
Der Unterschied liegt im Detail
Einen Schnitt machen kühle Rechner hingegen beim Octavia kaum noch. Einst als Billigmarke in den Konzern integriert ist mittlerweile klar: Billig ist Skoda längst nicht mehr; günstig aber auch nicht. Dafür bekommen Kunden aber einen sehr hochwertigen Innenraum und Dinge, die es im Volkswagen-Universum nicht gibt und bei der Außer-Haus-Konkurrenz sowieso nicht. Und diese Dinge wollen bezahlt werden - das leuchtet ein und rechtfertigt den Preis. Dabei sind Dinge wie der Parkscheibenklemmer oder die mittels Gasdruckdämpfer aufschwingende Motorhaube keine Neuigkeiten und dennoch schön, sie zu finden.
Außergewöhnlicher sind die dreistufig regulierbare Lenkradheizung (für 328 Euro inklusive Sitzheizung). Oder die Handytaschen für die Hinterbänkler. Neben einem Regenschirmfach gibt es Mülleimerchen in den Türverkleidungen und Eiskratzer im Tankdeckel. Auf den Lüfterdüsen ist klar ersichtlich, in welcher Stellung Luft rauskommt und in welcher nicht und obendrüber wartet ein feines Stöffchen, um den Händen zu schmeicheln und Staub zu binden; im Kofferraum freut sich ein simples Befestigungssystem auf Gepäck und die Anhängekupplung schwenkt auf Knopfdruck raus - Hände bleiben sauber. Und wer im Fond schlafen möchte, klappt die "Ohren" aus und lehnt sich gemütlich an, während die Fahrerin auf die wahlweise in kräftigem Blau angezeigten Infos im Headup-Display stiert, ohne die Straße aus den Augen zu verlieren (das Blau ist nicht nur bei Schnee angenehm, wo weiße Schrift durchaus mal "untergehen" kann).
Klar, nicht alles ist in der Basisversion erhältlich, nicht alles serienmäßig. Aber es gibt eben Dinge, die andere nicht bieten. Da wären - mit Konzernbrille beäugt - die Stationstasten unterhalb des Infotainmentscreens (zwischen 8,25 und 10 Zoll). Mit einem Druck ist man im Klimaabteil.
Das Handy liegt auf Wunsch in der Phone-Box und wird induktiv geladen, die Übertragung zu Apple Carplay erfolgt ebenfalls kabellos. Wer dennoch Kabel benötigt, findet USB-C-Anschlüsse in Griffweite. Klassische USB-Anschlüsse sind ad acta gelegt. Die Bedienung des "Computersystems" ist recht klar strukturiert und lehnt sich an die Menüführung der Konzerngeschwister an. Das 10-Zoll-Digital-Kombiinstrument (Serie) ist vielfach individualisierbar.
Autobahn-Champion
Zum Marktstart gibt es drei Motoren: 150-PS-TSI, 115-PS-TDI und der von uns gefahrene 150-PS-TDI samt Siebengang-DSG. Letztgenannter wird auch Kassenschlager und Autobahn-Champion sein.
Die sieben Gänge sortiert das DSG meist treffsicher, lediglich beim Rangieren und manuellen Wechsel von Vorwärts- auf Rückwärtsgang rumst das Doppelkupplungsgetriebe unschön die Gänge rein. Was dem Komfortgewinn und Realspritverbrauch jedoch keinen Abbruch tut. Beim Ampelstopp kann der Fuß von der Bremse genommen werden und sobald das Gaspedal angetippt wird, startet der Motor und löst die Feststellbremse - komfortabel und praxisgerecht. Das DSG spielt seine Spartalente bei jeder Schubphase aus. Dann segelt der Wagen, was nichts anders bedeutet als auszukuppeln. Wer die Motorbremse möchte, tippt kurz die Bremse an. Das spart Sprit und so gönnte sich der Octavia auf unseren ersten 150 Kilometern keine fünf Liter - die WLTP-Angabe lautet 4,8 und ist somit eine Punktlandung. Dabei waren auch Etappen mit Tacho 240 drin. 240? Ja, der 150-PS-Diesel rennt wie ein Gepard, knurrt jedoch im oberen Drehzahlbereich wie ein hungriger Löwe.
Oft erwartet man mehr
Auch die Windgeräusche sind subjektiv eher durchschnittlich - oder anders: klassenüblich. Das ist nämlich eins der Probleme des neuen Octavia: Man meint, er müsse alles irgendwie noch besser können.
Besser als beim Vorgänger agiert das Fahrwerk. Ob es wirklich das Adaptivfahrwerk sein muss, können wir nicht beurteilen. Jedoch hat uns weder der "Auto-" noch der "Comfortmodus" überzeugt. In beiden wankt und wippt der Octavia auf langen Bodenwellen nach und stuckert sich die Vorderachse in kurze Querfugen rein. Im "Individual-Setup" können neben Lenkung und beispielsweise Motorkennlinie auch das Adaptivfahrwerk den Vorlieben angenähert werden - in 15 Schritten. Dann passt das Setup. Ob das 832 Euro rechtfertigt? Für 235 Euro gibt es ein Sportfahrwerk; die Serienabstimmung gratis.
Den Einstieg markiert zum Marktstart der Octavia Combi Ambition. Annehmlichkeiten wie Digitalradio, 16-Zoll-Alufelgen, Klimaautomatik... sind an Bord. Für Vielfahrende bleibt der 2.0 TDI mit 150 PS der Idealbegleiter. Er startet bei 27.200 Euro, beinhaltet dann aber das ohnehin empfehlenswerte Sieben-Gang-DSG. Eine perfekte Kombination. Bereits in den Startlöchern stehen elektrounterstützte Versionen mit teils mehr Leistung - wobei mehr Leistung kein Kaufgrund sein dürfte.
Skoda Octavia Combi 2.0 TDI DSG First Edition
Preis ab: 35.900 EuroR4/1.968 | 110 kW/150 PS | 360 Nm ab 1.600 U/min. | 8,9 s | 222 km/h 7-Gang-DSG | Verbrauch: WLTP 4,7 D 122 g/km | Effizienz: A+ 4.689 x 1.829 x 1.505 mm 640 - 1.700 lGarantie: 2 JahreWartung: jährlich/30.000 kmAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
Autoflotte-Empfehlung
2.0 TDI DSG Ambition: 27.210 EuroMatrix-LED/Licht&Sicht: 992 Euro230V + 2 x USB-C im Fond: 200 EuroBeheizte Sitze und Lenkrad: 328 EuroNavi/Phone-Box: 1.412 Euro17-Zoll-Aluräder: 244 EuroAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer