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Fahrrad und E-Bike: Warum Zweiräder in den Fuhrpark gehören

10.03.2023 15:06 Uhr | Lesezeit: 3 min
Unterwegs auf dem Dienstrad.
© Foto: Pd-f

Das Fahrrad als berufliches Fortbewegungsmittel wird nach wie vor vernachlässigt. Dabei bietet es sich in Städten als Poolfahrzeug-Ergänzung geradezu an, wie auch der Autoflotte Selbstversuch zeigt.

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Dem Zweirad stehen viele Flottenbetreiber noch immer skeptisch gegenüber. Spricht man mit diesen, werden folgende Gründe genannt, die einer genaueren Betrachtung oder einem Versuch häufig nicht standhalten: Das nutzt bei uns eh niemand. Im Winter steht es nur in der Ecke. Wer kümmert sich um die Inspektionen und den Zustand der Fahrräder? Kurze Rückfrage: Wer macht das beim Pkw?



Fahrrad in der Flotte: Das Jobrad boomt

Dass auf der anderen Seite das Fahrrad längst in Unternehmen angekommen ist, zeigt die Tatsache, dass immer mehr Fahrräder als "Jobrad" zum Nutzer kommen. Wie viele genau, lässt jedoch keiner der Anbieter raus. Klar, viele von diesen über die Firma subventionierten Fahrrädern werden nicht (nur) zum Büropendeln genutzt. Aber es zeigt eine eindeutige Richtung: pro Fahrrad - zumindest im Privaten.

Für viele Radler ist das Thema Gesundheit ein Grund, aufs Zweirad umzusatteln. Wenngleich dieser Grund gerade beim Pedelec (Fahrrad mit E-Unterstützung bis 25 km/h oder S-Pedelec bis 45 km/h) eher subjektiver Natur ist. Aber selbst das kann helfen, sich wohler zu fühlen und letztendlich objektiv gesünder zu sein. Ein weiterer Faktor, der häufig unterschätzt wird, ist der Zeitvorteil, der beim Radfahren in der Stadt entstehen kann.

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Laut Umweltbundesamt (UBA) legen die deutschen Metropolbewohner im Durchschnitt 22 Kilometer pro Tag mit dem Auto zurück. Aufs Pendeln entfallen davon laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Jahr 2021 (also in dem Jahr, in dem Corona bereits voll die Speckgürtel-Thematik erfasst hatte) fast 17 Kilometer - ein Kilometer mehr als noch 2017. Damit sind wir bei einer durchschnittlichen Pendlerstrecke von 8,5 Kilometer am Tag zur Arbeit und entsprechend 8,5 Kilometer nach Hause - wohlgemerkt in Metropolregionen.


Lastenrad Muli PX

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Stauhauptstadt München

90 Prozent der Bevölkerung zwischen 20 und 50 Jahren besitzen laut dem UBA einen Führerschein der Klasse B (ehemals Klasse 3) und absolvieren die oben genannten Kilometer vornehmlich mit dem Auto. Was weiter den Schluss des UBA ergibt, dass "an Werktagen etwa zwei Drittel der Gesamtverkehrsleistung von Erwerbstätigen auf die berufsbedingte Mobilität" entfallen. Das bedeutet also nicht nur die klassische Pendlerstrecke, sondern jegliche, die zur Ausübung des Berufs nötig ist (beispielsweise Dienstreisen). Und wer nun vielleicht häufig in München unterwegs ist - egal ob als Pendler oder Dienstreisender - steht laut der jährlich erscheinenden Inrix-Staustudie 74 Stunden im Jahr. Mit 71 Stau-steh-Stunden ist man in Berlin kaum besser dran und in Hamburg sind es noch 56 Stunden. Im Vergleich zu London mit 156 Stunden und Paris mit 138 Stunden ist das zwar ein Witz, aber Lebenszeitverschwendung in jedem Fall.

Trotz dieser Stau-Zahlen ist es erstaunlich, dass in Deutschland etwas mehr als 40 Prozent der Pkw am Tag gar nicht genutzt werden. Somit errechnet das UBA eine Betriebszeit pro Pkw und Tag von rund 45 Minuten. Oder anders ausgedrückt: drei (!) Prozent von 24 Stunden. Das hat sich in Zeiten des Homeoffice sicherlich nochmals um ein paar Minuten contra Automobil verschoben.

Die Studie des UBA, die sich aufs Jahr 2017 bezieht (eine neuere wird es erst für das Jahr 2023 geben), besagt zudem, dass bei Fahrradstrecken von mehr als 15 Kilometern (also etwa die durchschnittliche tägliche Pendlerstrecke im urbanen Umfeld) der Anteil des Pedelecs bereits im Jahr 2017 bei 15 Prozent lag und damit dreimal höher ist als der Durchschnitt. 2021 wurden in Deutschland rund 4,7 Millionen Fahrräder verkauft. Zwei Millionen davon waren bereits Pedelecs.


Urwahn Fahrräder

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Gründe pro Fahrrad

Die Gründe fürs Radeln - auch beruflich bedingt - liegen somit doch auf der Hand. Gerade fürs Pendeln und die kurzen innerstädtischen Strecken taugen Pedelecs extrem gut und oft besser als der Pkw. Man kommt meist stressfrei am Stau vorbei und frischer im Büro oder beim Termin an. Je nach Strecke und Tageszeit ist man sogar schneller unterwegs.

Die durchschnittliche Geschwindigkeit in der Stadt beträgt beim Pkw etwa 30 km/h. Beim ÖPNV sinkt das Tempo auf 18 km/h. Und dabei sind noch nicht die Tür-zu-Tür-Zeiten einberechnet, die je nach Parksituation und Weg zur Bahn oder zum Bus hinzukommen. Und das Pedelec? Bewegt sich beim Tempo in den ÖPNV-Regionen, allerdings ab dem ersten und bis zum letzten Meter. Damit sind innerstädtisch Einfachwege von bis zu zehn Kilometer nicht nur im Rahmen des Machbaren, sondern oft die beste Möglichkeit, um zeit­effizient, kostengünstig, umwelt- und nervenschonend von A nach B zu kommen.

Dass das Fahrrad in der Bevölkerung längst angekommen ist, zeigt die Tatsache, dass nahezu jeder Bewohner ein Fahrrad besitzt - oder einige eben ein paar mehr, was wiederum die Affinität derer bestätigt, die zweiradfahrfähig sind. Warum also nicht auch im Unternehmen dieses Momentum nutzen und ganz nebenbei nicht nur (einige) Mitarbeiter glücklich machen, sondern vielleicht auch noch den einen oder anderen Pkw und damit Parkplatz einsparen? Vergleicht man den Preis eines vernünftigen Pedelecs mit dem eines günstigen Poolfahrzeugs, sprechen wir meist vom Faktor fünf.

Autoflotte Selbsttest mit dem Lastenrad Muli px

Doch lange Rede: Wir haben im Selbsttest das Muli-Lastenrad mit Pendix-Elektro-Antrieb für vier Wochen in der Redaktion eingesetzt und sind in der Zeit rund 250 Kilometer gefahren - die meisten davon beruflich bedingt in München -, teils auch bei Schnee. Der Aha-­Effekt setzte schnell ein. Platzproblem gab es bei uns nie, bei Kälte kann man sich entsprechend kleiden, bei Nässe ebenfalls - zugegebenermaßen war dann die Freude am Fahren deutlich geringer. Doch was sich stets erübrigt hat, war die Suche nach einem Parkplatz und die Frage, ob man staufrei durchkommen wird. Die berechnete Fahrzeit mit Google-Maps wird in jedem Fall unterboten. Und in vielen Städten darf sogar legal gegen (viele) Einbahnstraßen gefahren werden, was Kilometer spart und am Ende - je nach Wochentag - oft schneller ist als mit dem Pkw - zumindest bei Strecken von bis zu fünf Kilometern.

Laut UBA wurden im Jahr 2017 in Deutschland pro Tag 3,2 Milliarden Kilometer zurückgelegt, zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Motorrad, dem Automobil und den öffentlichen Transportmöglichkeiten. Das bedeutet auch, dass jeder "mobile Mensch" im Schnitt eine Stunde und 34 Minuten am Tag "unterwegs" ist. Warum die Zeit nicht sinnvoller nutzen und einen Großteil davon mit dem Rad fahren?

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