Bereits seit 1997 schickt Fiat Modelle mit Erdgastanks auf Tour. Im Test wurden die Vor- und Nachteile des 500L CNG deutlich. Denn solange es den Van nicht monovalent mit entsprechender Reichweite gibt, bleibt das Konzept ein Kompromiss.
Das Testauto
Unser Fiat 500L gehört zur "Mirror"-Edition so dass Spiegeln angesagt ist. Android Auto oder Apple CarPlay aufs Handy, koppeln und schon steht das Navi im Touchscreen - alternativ gibt es für den 500L ein festes Navi mit 7-Zoll-Display. Das Koppeln funktioniert recht gut, nur stellt sich hier vorab die Frage, wie der Fuhrparkleiter das Thema Datensparsamkeit definiert. Zur Grundausstattung (16.966 Euro) gehören manuelle Klimaanlage, DAB+, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Tempomat, Bluetooth, Außenspiegel elektrisch verstell- und beheizbar, LED-Tagfahrlicht. Hinzu kommen im Testwagen die zweifarbige Sonderlackierung (Venezia-Blau-Metallic und Maestro-Grau fürs Dach; 840 Euro), Mittelarmlehne vorn (126 Euro), Smartpaket (504 Euro), Pop-Star-Paket (252 Euro) und die dritte Kopfstütze (42 Euro).
Karosserie
Das Fahrwerk neigt auf bodenwellenbelasteten Strecken zum Tänzeln, wobei man mit der indirekten Lenkung nur grob das Schwanken eindämmen kann. Über die mangelnde Spritzigkeit wird noch im Punkt Antrieb zu lesen sein, wobei man dem Familien-Van attestieren muss, dass er - sobald er in Fahrt kommt - recht flott vorankommt. Dieses ist aufgrund des weichen Fahrwerks spür- und im Erdgasmodus auch deutlich hörbar. Ein Brummen signalisiert die CO2-arme Fahrt.
Antrieb
Als Erdgas (CNG-)Version wird der 500L mit dem gleichen Zweizylinder-Turbo angetrieben, der auch im CNG-Panda für Vortrieb sorgt. Aus 85 PS werden im Erdgasbetrieb 80 PS. Was weder üppig klingt noch ausreichend ist, sobald man einen städtischen Zwischensprint ansetzen möchte oder eine Steigung droht. Dann heißt es:"Fahren, fast ohne Drehmoment". Das ist das Hauptmanko des Italieners, der baubedingt mit hoher Sitzposition punktet, die für eine entspannte Reise prädestiniert ist - welche sich im Fahralltag allerdings nur selten einstellt.
Fahrpraxis
Unschön ist, dass es weder die Verbrauchs- noch eine Reichweitenanzeige gibt. Sobald die beiden unterflurig verbauten Tanks mit 14 Kilogramm CNG leer gefahren sind, springt der üppige 50-Liter-Benzin-Tank in die Presche, so dass die Reise durchaus lange gehen kann - nur fällt die kombinierte Tankrechnung dann happig aus. Auf der mit großen Autobahnstrecken bestückten Fahrtstrecke wechselte nach gut 200 Kilometer die Kraftstoffart, was dann immerhin mit geringeren Innengeräuschen, höherer Laufruhe und den erwähnten fünf Extra-PS goutiert wurde. Wer also, ähnlich als wäre er mit einem E-Fahrzeug unterwegs, frühzeitig den nächsten Tankstopp planen muss, lernt so zumindest auch mal abgelegene Stationen kennen. Denn das Erdgas-Netz ist mit gut 900 Stationen eigentlich ausreichend, wenn eben nicht alle 200 Kilometer die Suche von neuem beginnen würde. In der sonst üppig geschnittenen Front fehlt es an großen Staumöglichkeiten. Trotz des kleinen Seitenfensters zwischen A- und B-Säule ist die Sicht gut. Eine Ausnahme ist die breite C-Säule, die zum genauen Schulterblick zwingt. Der Einzelsitz und die Zweierbank im Fond klappen nach vorn und falten sich automatisch dabei, so dass eine große Ladefläche entsteht, die aber mit einer recht hohen Zwischenkante in den Raum ragt.
Autoflotte-Tipp
Die Mirror-Edition bietet alle Basics für die Touren von zum Beispiel Pendlern, die privat Platz für die Familie brauchen und mit einer 15-Euro-Rechnung nach dem CNG-Tankstopp belohnt werden.
Fazit
Stärken- Viel Platz- Gute GrundausstattungSchwächen- Wenig Drehmoment- Schwammiges Fahrwerk- Geringe CNG-Reichweite
Im Detail
Fiat 500L Natural Power MirrorGrundpreis Testwagen: 16.966 EuroR2/875 cm³ | CNG/Otto: 59/63 kW/ 80/85 PS | 110/145 Nm | 6-Gang | 15,7/14,8 s | 163/167 km/h | 3,9 kg/5,9 S | 105/137 g/km 4.242 x 1.784 x 1.678 mm | 330/396 - 1.380 LiterEffiz./Emissionskl: A+/C | Euro 6Wartung: 15.000 kmHK | TK | VK: 18 | 18 | 21