In Sachen Elektrifizierung ist Porsche bislang, wenngleich ziemlich erfolgreich, nur mit Plug-in-Hybriden unterwegs. Anfang 2020 aber geht, nach vier Jahren ausgedehnter Marketing-Offensive, endlich der Taycan an den Start: Porsches erster rein elektrischer Sportwagen - mit vier Türen. Optisch orientiert er sich stark an der 2015 enthüllten Studie Mission E, tritt als knapp fünf Meter lange, ziemlich breite und flache (cW-Wert 0,25) Mischung aus Panamera und 911 auf. Ganz so geräumig wie die Zuffenhausener Oberklasse-Limousine ist er trotz je eines Kofferraums vorne und hinten allerdings nicht und auch innen geht es eher so eng zu wie im Elfer. Dafür aber deutlich futuristischer: Der Fahrer blickt auf ein filigran gebogenes Instrumenten-Display, in der Mittelkonsole gibt's zwei Touchscreens und sogar der Beifahrer bekommt einen eigenen Bildschirm zum Spielen (860 Euro). An die Grenzen der Zukunft stößt, wer die Lüftung kontrollieren will: Die Richtung des Luftstroms lässt sich nur noch umständlich über ein Untermenü des Infotainmentsystems justieren.
Alles andere als umständlich ist die Beschleunigung, ein kurzes Antippen des Fahrpedals mit dem rechten Fuß reicht, schon pfeilt der Taycan nach vorne als gäbe es kein Morgen mehr.
Bei 127.845 Euro geht es los
Und zwar unabhängig davon, ob man für stolze 155.845 Euro den bis zu 761 PS starken Turbo S oder seinen mit maximal 680 PS nur unwesentlich schwächeren Turbo-Bruder (ab 127.845 Euro) bestellt: Die Overboost-Power der beiden Motoren (an jeder Achse einer) steht ohnehin nur beim Launch-Control-Start für zweieinhalb Sekunden zur Verfügung, die reguläre Spitzenleistung beträgt bei beiden 625 PS. Null auf hundert absolviert der Taycan in 2,8 beziehungsweise 3,2 Sekunden und so schnell wie das klingt, fühlt sich das auch an. Kaum ein Verbrenner presst die Passagiere so nachdrücklich in den Sitz, strafft die Falten im Gesicht so gekonnt und verursacht ein ums andere Mal beim Beschleunigen ein derart wohlig-flaues Kribbeln im Bauch.
Dazu kommt das perfekte Handling. Die Ingenieure haben es geschafft, die 2,3 Tonnen Leergewicht so zu kaschieren, dass sich auch der Taycan leichtfüßig und behände wie jeder andere Porsche fährt. Nur der Klang ist freilich ein anderer. Wem das Summen und Surren des Antriebs nicht reicht, der kann den Electric-Sport-Sound aktivieren und fühlt sich dann erst recht wie Captain Kirk.
Zweistufengetriebe im Heck
Dass der Porsche so verdammt schnell losprescht, liegt unter anderem am E-Autountypischen, zweistufigen Getriebe für den hinteren Elektromotor, das untenrum für besonders viel Druck sorgt. Dass das Spektakel nahezu beliebig oft wiederholbar ist, hat der Taycan seiner 800-Volt-Architektur zu verdanken. Die gegenüber anderen Stromern doppelt so hohe Spannung erlaubt es, vereinfacht gesagt, mit der halben Stromstärke zu arbeiten: Dadurch erhitzt sich der Antriebsstrang nicht so stark. Auch beim Laden zahlt sich die Technik aus: Mit bis zu 270 kW kann, an einer entsprechenden Gleichstrom-Ladesäule, Energie in den 93-kWh-Akku (84 kWh nutzbar)gepumpt werden. Im Idealfall steigt der Ladestand von fünf auf 80 Prozent in 23 Minuten, beim ersten Test haben wir ähnliche Werte erreicht. Reichen soll der Strom für rund 450 Kilometer. Damit das stimmt, darf man allerdings das Kribbeln im Bauch nicht zu oft provozieren. Aber das gab es bereits ganz zu Anfang, beim Blick in die Sonderausstattungsliste.
Porsche Taycan Turbo S
Preis: ab 155.845 Euro Permanenterregte Synchronmotoren an Vorder- und Hinterachse 560 kW/761 PS | 1050 Nm 1-Gang-Getriebe ab der Vorderachse 2-Gang-Getriebe an der Hinterachse 2,8 s | 260 km/h | 26,9 kWh | 0 g/km 413 km WLTP-Reichweite | 93 kWh 4.963 x 1.966 x 1.378 mm Kofferraum vorne 81 Liter Kofferraum hinten 366 LiterEffizienzklasse: A+Wartung: noch nicht genanntGarantie: noch nicht genannt
Autoflotte-Empfehlung
Digitalradio: 400 EuroOnboard-Lader 150 kW: 350 EuroMobile Charger Connect: 570 EuroLadekabel (Mode 3): 250 EuroDämmglas: 1.125 EuroAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer