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Mobilität im Alter: Wie LichtBlick Senioren mobil hält

16.06.2023 10:39 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der VW Caddy wird von den ehrenamtlichen Fahrern der Stadt Hauzenberg bewegt. Über eine Whats-App-Gruppe findet sich innerhalb 
von 15 Minuten ein Fahrer. Erst im April 2023 wurde das Fahrzeug übergeben
Der VW Caddy wird von den ehrenamtlichen Fahrern der Stadt Hauzenberg bewegt. Über eine Whats-App-Gruppe findet sich innerhalb von 15 Minuten ein Fahrer. Erst im April 2023 wurde das Fahrzeug übergeben.
© Foto: LichtBlick

Vor zwanzig Jahren gründete Lydia Staltner LichtBlick Seniorenhilfe, 2017 kam die Stiftung dazu. Die Organisationen engagieren sich gegen Altersarmut, Einsamkeit und den Verlust der Würde.

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„Vor vielen Jahren habe ich in meiner Nachbarschaft in München eine alte Dame beobachtet. Ob Sommer oder Winter – Tag für Tag hat sie dasselbe abgetragene Paar Schuhe getragen. Damals habe ich mich nicht getraut, sie anzusprechen und ihr meine Hilfe anzubieten. Doch vergessen konnte ich die Dame nie. 2003 gründete ich mit LichtBlick Seniorenhilfe den ersten Verein in Deutschland, der sich bedürftiger alter Menschen annimmt. Um Berührungsängste abzubauen und sich gemeinsam stark zu machen für ein Altern in Würde“, sagt Lydia Staltner, erste Vorsitzende von LichtBlick Seniorenhilfe e. V. Heute gibt es neben München noch zwei weitere Standorte: Deggendorf (Niederbayern) und Münster (NRW).

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„Die Armut ist hauptsächlich weiblich“, sagt Staltner, „zu 80 Prozent. Das liegt nicht allein daran, dass Frauen Kinder kriegen, in Teilzeit arbeiten oder Auszeiten für die Familie nehmen. Sie verdienen ganz einfach weniger als Männer. Vor ein paar Jahren waren es noch 25 Prozent Unterschied.“ Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Armutsbericht München 2022, erstellt vom Sozialreferat, 343 (!) Seiten umfasst. Viel zu tun also für LichtBlick.


VW T7 PHEV (Fahrbericht)

Fünf Meter misst die Kurzversion des T7, die Langversion endet nach 5,17 Metern. Bildergalerie

LichtBlick engagiert sich gegen Altersarmut und Einsamkeit

Wie hilft der Verein genau? Staltner: „Wir unterstützen bedürftige Seniorinnen und Senioren dauerhaft finanziell – und das schnell, unbürokratisch und sehr persönlich. Hand in Hand mit unseren Spendern und Partnern sorgen wir beispielsweise dafür, dass sich Betroffene endlich ein neues Paar Schuhe, eine neue Matratze oder Gehhilfe, eine neue Waschmaschine oder Lebensmittel leisten können. Dinge also, die für fast alle von uns selbstverständlich sind – und für jeden alten Menschen selbstverständlich sein sollten.“

LichtBlick: Dauerhafte und unbürokratische Hilfe

Schnell und unbürokratisch hilft LichtBlick nicht nur bei den alltäglichen Dingen. „Wer sich bei uns meldet, hat in der Regel drei Tage später die Hilfe auf dem Konto oder im Briefkasten“, sagt Lydia Staltner, „LichtBlick begleitet die bedürftigen Senioren ihr Leben lang. Die Hilfe ist nicht auf eine einmalige Leistung begrenzt.“ Auch die Würde der betroffenen Menschen zu erhalten, ist wichtig. Der Großmutter, die sich an Weihnachten nicht mehr zu ihrer Tochter traute, weil sie sich ein Geschenk für das Enkelkind nicht leisten konnte, sich deshalb schämte und lieber die Feiertage allein verbrachte, hilft zum Beispiel die Patenschaft. Bei dem Spendenmodell werden monatlich 35 Euro einer Person ausgezahlt, die sie zur freien Verfügung hat, um ein Geschenk zu kaufen oder mal ein Stück Kuchen in Gesellschaft zu essen. Einsamkeit geht meist mit der Armut Hand in Hand. Deshalb organisiert der Verein auch kleine Ausflüge, gemeinsame Frühstücke und Kulturveranstaltungen sowie Spaziergänge.

Die Lage verschlechtert sich

2022 hat LichtBlick Seniorenhilfe e. V. etwa 5,6 Millionen Euro in die Projekte investiert. Das hört sich viel an – ist aber nicht genug, denn mittlerweile werden rund 27.000 Menschen unterstützt und es werden täglich mehr. Corona und der Ukraine-Krieg haben die Lage zusätzlich verschlechtert. So groß wie jetzt war die Not noch nie: „Bei uns gehen in der Woche bis zu 100 neue Anträge von Bedürftigen auf Unterstützung ein“, sagt Lydia Staltner. „Früher haben die Senioren um den 20. des Monats angerufen, weil sie kein Geld mehr hatten, um sich etwas zum Essen zu kaufen. Heute melden sie sich schon um den 10. Die alten Menschen sind verzweifelt, wissen oft nicht, wie sie ohne uns überleben sollen.“

Brigitte Grung (l.) leitet zusammen mit der Gründerin Lydia 
Staltner die LichtBlick-Stiftung
Brigitte Grung (l.) leitet zusammen mit der Gründerin Lydia Staltner die LichtBlick-Stiftung
© Foto: LichtBlick

LichtBlick: Mobilität gehört zum täglichen Bedarf dazu

Damit noch mehr Menschen geholfen werden kann, wurde 2017 die LichtBlick-Stiftung gegründet. Lydia Staltner leitet gemeinsam mit Brigitte Grung die Stiftung. „Der Verein hilft bei den täglichen Notwendigkeiten wie Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten. Alles, was im täglichen Leben benötigt wird oder für das wir Rechnungen erhalten. Die Stiftung ist zum einen eine finanzielle Stütze, um die Anforderungen des Vereins auch zukünftig zu sichern. Zum anderen kümmert sich die Stiftung um übergeordnete Probleme, die sich aus dem Thema Altersarmut und Einsamkeit für ältere Menschen ergeben. Der Verein hilft individuell, die Stiftung kümmert sich um die Gemeinschaft“, erklärt Brigitte Grung die unterschiedlichen Hilfsansätze.

Lichtblicks Projekt "Mobilität im Alter"

Ein sehr interessantes Projekt der Stiftung ist „Mobilität im Alter“. Grung: „Die Idee hat sich aus den Erfahrungen und Gesprächen entwickelt, als wir festgestellt haben, dass gerade in ländlichen Gegenden keine aktive Infrastruktur mehr existiert. Der Nahverkehr beschränkt sich oft auf einen Bus morgens und abends. Das hat zur Folge, dass ältere Menschen nicht mehr mobil sind, Schwierigkeiten haben, Arzttermine wahrzunehmen. Das Einkaufen ist beschwerlich, da es in den meisten Gegenden nur noch Einkaufsgewerbeparks gibt, die man nur mit dem Auto erreichen kann. Viele ältere Menschen können sich kein Taxi leisten, die wenigsten haben ein Auto. Die Konsequenz ist eine zunehmende Vereinsamung und Isolation der Betroffenen. Was wiederum dazu führt, dass sie physisch und psychisch schneller abbauen und stark an Lebensqualität verlieren. In Gesprächen mit Gemeinden und Kommunen hat sich herauskristallisiert, dass es zwar nicht an ehrenamtlichen Helfern fehlt, ein Mobilitätsprojekt umzusetzen.

Aber die Finanzierung für die Anschaffung der erforderlichen Autos kann meist vor Ort nicht gestemmt werden. Daraus haben wir dann für unsere Stiftung LichtBlick das Mobilitätskonzept entwickelt. Die Stiftung finanziert aus Spenden die Anschaffung des Autos. Dann wird das Auto per Schenkungsvertrag der Gemeinde übergeben. Ab diesem Zeitpunkt kümmert sich ein Pool aus Ehrenamtlichen um die Organisation der Fahrdienste, die Terminierung mit den Rentnern und die Einsatzpläne für die Fahrer. Alle danach anfallenden Kosten des Autos wie Versicherung und Unterhalt werden von der Gemeinde getragen.“ Es fahren bisher acht von der Stiftung finanzierte Autos übers Land. Fünf weitere Anfragen laufen. Autoflotte sprach mit den Verantwortlichen von drei Gemeinden, die ein von LichtBlick finanziertes Auto einsetzen.

Der rein elektrische Kia eNiro hilft beim Chauffieren von bis zu 20 Personen wöchentlich
Der rein elektrische Kia eNiro hilft beim Chauffieren von bis zu 20 Personen wöchentlich
© Foto: LichtBlick

Fahrdienste in drei Gemeinden

Bei Philipp Ramming werden wöchentlich 12 bis 20 Personen chauffiert. „Bei uns stehen acht ehrenamtliche Fahrer zur Verfügung. Dazu kommen noch drei Begleiter, die bei Rollstuhlfahrten behilflich sind. Die häufigsten Ziele sind Arztbesuche bzw. Einkaufsfahrten, aber es gehen auch Fahrten zu Stammtischen, Thermen, zur Kirche oder zum Spaziergehen an den Chiemsee. Wir fragen allerdings nicht nach dem Grund der Fahrt. Mit dem Service soll die Teilhabe am Geschehen im Ort und in der Gemeinschaft ermöglicht werden. Denn ein Taxi können sich nur die wenigsten leisten“, führt Ramming aus.

Und weiter: „Bereits 2012 erkannte der einberufene Seniorenbeirat die problematische Mobilität für ältere Menschen, da Aschau viele Ortsteile hat, die zum Teil weit voneinander entfernt sind. Zunächst gab es einen ehrenamtlichen Fahrdienst, ab 2014 durfte der Bus des Seniorenheimes benutzt werden, 2017 schaffte die Gemeinde dann einen VW Crafter an. Schon ein Jahr später wurden fast 1.000 Fahrten durchgeführt und wir stießen an unsere Kapazitätsgrenzen. Es musste zwischendurch schon mit Privatautos gefahren werden. Besonders dankbar waren wir deshalb, als sich aus Gesprächen mit der Stiftung LichtBlick die Möglichkeit ergab, ein zweites Fahrzeug zu bekommen. Dies versetzt uns in die Lage, die Mobilität unserer älteren Mitbürger zu gewährleisten. Die positiven Rückmeldungen und die gezeigte Dankbarkeit bestätigen unsere Tätigkeit.“

Salzweg/Niederbayern

Josef Anzenberger, der Kämmerer der Gemeinde Salzweg/Niederbayern, berichtet: „Wir bekamen im Januar 2021 einen Volkswagen Caddy zur Verfügung gestellt. Durchschnittlich werden wöchentlich um die sieben bis acht Fahrten durchgeführt, ca. 40 Menschen profitieren von unserem Service. Die betroffene Person meldet sich telefonisch mindestens zwei Tage vor dem gewünschten Termin bei der Gemeindeverwaltung. Die Fahrt wird daraufhin nach Absprache einem der 14 ehrenamtlichen Fahrer zugeteilt, die meist Arzt- und Einkaufsfahrten erledigen. Auch Kirchenbesuche werden ermöglicht. Wir sind sehr froh und auch stolz, solch einen Service dank der Stiftung LichtBlick anbieten zu können. Durch das nun größere Fahrzeug können auch Rollator und Rollstuhl problemlos verstaut werden. Wir merken tagtäglich, wie wichtig dieses Angebot ist und wie sehr es genutzt und geschätzt wird.“

Neu bei Lichtblick: Stadt Hauzenberg

Im April 2023 bekam die Stadt Hauzenberg einen VW Caddy. Gudrun Donaubauer, 1. Bürgermeisterin, fasst zusammen: „Von diesem Service können unsere bedürftigen Senioren profitieren, eine Zahl ist im Moment schwer zu nennen, weil wir erst vor einigen Wochen mit diesem Fahrdienst begonnen haben. Die zwölf ehrenamtlichen Fahrer haben mit unserem Bürger.Mobil bereits zahlreiche Fahrten absolviert. Der Fahrtwunsch wird telefonisch im Bürgerbüro der Stadt angemeldet und aufgenommen, dann anschließend in den Whats-App-Fahrerpool eingestellt. Damit sind alle potenziellen Fahrer gleichzeitig informiert und derjenige, der Zeit hat, gibt eine Rückmeldung. Anschließend erfolgt durch das Bürgerbüro eine Rückmeldung an den anfragenden Bürger oder die Bürgerin, dass die Fahrt durchgeführt werden kann und wer der Fahrer ist. In den ersten Wochen hat sich diese Handhabung als sehr effektiv und zeitsparend erwiesen. Auf die eingestellten Fahrtwünsche gab es bis dato innerhalb von 15 Minuten eine positive Rückmeldung. Ein großer Dank geht an die Stiftung LichtBlick, die das neue Bürger.Mobil per Schenkungsvertrag an die Stadt Hauzenberg übergeben hat.“

Josef Kinateder ist einer der ehrenamtlichen Fahrer der Stadt Hauzenberg: „Ich engagiere mich hier gerne, weil ich es als verpflichtend sehe, die Älteren und Hilfsbedürftigen an unserem gesellschaftlichen Alltag teilnehmen zu lassen. Bei den Begegnungen bekomme ich fast immer ein strahlendes Lächeln des Dankes geschenkt. Es macht mich glücklich, anderen zu helfen. Die älteren Bürger mit eingeschränkter Mobilität fühlen sich von der Gesellschaft und der Stadt nicht allein gelassen, sie freuen sich über die persönlichen Gespräche und das Wiedersehen mit den Fahrern.“ Eine seiner Kundinnen sagt zum „Bürger.Mobil“: „Es ist für mich wie ein Lottogewinn.“ Eine Win-win-win-Situation für alle Beteiligten: Stadt, Ehrenamtliche und Senioren.

Wer das Projekt „Mobilität im Alter“ der Stiftung oder den Verein unterstützen möchte, findet hier alle Informationen: seniorenhilfe-lichtblick.de.

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