-- Anzeige --

NewMotion: "Das Fahrerlebnis muss nahtlos funktionieren"

25.01.2021 10:00 Uhr
NewMotion: "Das Fahrerlebnis muss nahtlos funktionieren"
Klaus Schmidt-Dannert ist für das NewMotion-Geschäft in Deutschland zuständig.
© Foto: NewMotion

Klaus Schmidt-Dannert, Chef von NewMotion in Deutschland, erklärt im Autoflotte-Interview, warum Fuhrparks für den Ladeinfrastrukturspezialisten ein wichtiger Hebel in Sachen Elektromobilität sind.

-- Anzeige --

Von Michael Blumenstein und Rocco Swantusch

Autoflotte: Sie haben bei Shell schon sehr viele Bereiche gesehen. Warum haben Sie sich jetzt für die Elektromobilität entschieden?

Klaus Schmidt-Dannert: Die Antwort kann ich Ihnen in ein Beispiel packen. Wenn ich morgens durch Hamburg mit meinem E-Auto fahre und die Abgaswolke über der Stadt hängt, denke ich mir jedes Mal, wie toll wäre es, wenn wir dieses Problem durch E-Autos lösen könnten. In diesen Momenten wird mir mein Tun und Handeln bewusst und sichtbar gemacht.

Können Sie sich noch an ihre ersten E-Erfahrungen erinnern?

K. Schmidt-Dannert: Sehr gut sogar. Wir sind damals mit dem neuen VW eGolf von Frankfurt nach Walldorf gefahren und mussten die Technik erst noch kennenlernen. Was dazu führte, dass wir ungeplant in einer Garage mit 3,7 kW zwischenladen mussten. Beim Kunden haben wir dann vier Stunden in der Kantine gesessen und gewartet. Seitdem hat sich aber einiges getan.

Das wird deutlich, wenn man allein aufs aktuelle Ladenetzwerk von NewMotion blickt.

K. Schmidt-Dannert: Die genaue Zahl unserer Ladepunkte ändert sich im Grunde täglich. Ende Januar waren es europaweit 185.000 Ladepunkte. Das ist in Europa schon eine große Hausnummer.

Das heißt, man könnte auch mit einer, in dem Fall der NewMotion Ladekarte, problemlos durch Europa touren?

K. Schmidt-Dannert: Ich glaube schon, dass Sie als E-Fahrer mit unserer Ladekarte und der Shell Recharge App ganz gut durchs Leben kommen sollten. Generell wollen wir es ermöglichen, dass möglichst viele Fahrer mit E-Fahrzeugen unterwegs sein und unkompliziert schnell laden können.

Wenn das das Ziel ist, wie sieht die Strategie dahinter aus?

K. Schmidt-Dannert: Unsere Strategie fußt auf drei Säulen. Zum einen wollen wir ein dichtes Ladenetz zur Verfügung stellen, in dem einfach und bequem geladen werden kann. Das zweite sind innovative Ladelösungen. Und der dritte Punkt ist ein qualitativ hochwertiger Service, denn um die Menschen davon zu überzeugen, vom Bekannten – dem Fahren mit dem Verbrenner – auf das Unbekannte – die E-Mobilität – umzusteigen, muss das Fahrerlebnis nahtlos funktionieren.

Welche Rolle kommt Ihnen als Country Manager dabei zu?

K. Schmidt-Dannert: Ich bin zunächst einmal für alle NewMotion-Kunden in Deutschland zuständig. Das reicht im Flottenbereich von den OEMs über die Leasinggesellschaften bis zu den großen Fuhrparks. Dazu kommen die Privatkunden und die Reseller. Das Ganze steuere ich mit Hilfe meines Teams.

Bleiben wir beim Thema Flotte. Was können Sie hier ihren Kunden an neuen Dingen versprechen?

K. Schmidt-Dannert: Der Fuhrpark ist für uns ein sehr großer Hebel in Sachen Elektromobilität, gerade in Zusammenarbeit mit Shell Fleet Solutions und ihrer Shell Card. Von uns, von NewMotion, erhalten die Flottenkunden die Ladepunkte für das Laden zu Hause und bei der Arbeit, was ungefähr 80 Prozent der Lade-Szenarien abdeckt. Dazu kommen das Shell-Recharge-Netzwerk an bereits 54 Tankstellen für das Schnellladen unterwegs und die erwähnten 185.000 Ladepunkte in Europa. In Deutschland befinden sich derzeit rund 38.600 Ladepunkte in unserem Roaming-Netzwerk.

Ladepunkte kann ich auch über andere Anbieter dank des Roamings nutzen ….

DK. Schmidt-Dannert: Das ist richtig. Allerdings ist der große Vorteil der Shell Card, dass darüber alle Abrechnungen laufen können – ob nun Benzin, Diesel, Strom oder künftig auch Wasserstoff. Darüber hinaus werden alle Ladevorgänge zu Hause beim Kunden auch über die Shell Card abgerechnet. Ohne das Abrechnungssystem wechseln zu müssen, gibt es stets eine genaue Zuordnung.

Standardisieren wie es bei Ihnen mit der Abrechnung geht, ist in der Ladewelt immer noch schwierig, oder?

K. Schmidt-Dannert: Das stimmt. Gerade weil man eben außerhalb der Landesgrenzen denken muss. Nehmen sie den ISO 15118, der die Kommunikation zwischen E-Auto und dem Ladepunkt definiert. Diese Norm wird ständig verfeinert, sodass sehr bald schon das Auto mit der Infrastruktur allein kommunizieren kann, ohne dass ich ein Token (App oder Karte) zur Identifizierung brauche. Dieser Wandel passiert nicht allein seitens der Technik, sondern auch in der Gesellschaft. Ich glaube, dass meine Kinder später nicht mehr wissen werden, wie man tankt, aber dafür werden sie intuitiv das Laden der E-Fahrzeuge hinbekommen.

Warum hakt es dann immer noch an so vielen Stellen, wenn man mit einem belieben E-Fahrzeug deutschlandweit Strom laden möchte?

K. Schmidt-Dannert: Eines der Dinge, die ich selbst nicht verstehe, ist, dass es immer noch sehr viele E-Fahrzeuge gibt, die nur mit 3,7 Kilowatt laden können. Für meine tägliche Wegstrecke von 37 Kilometern reicht diese Ladeoption absolut. Und wie mir wird es vielen anderen Pendlern auch gehen. Diese brauchen nicht jeden Tag eine Reichweite von 800 Kilometern. Für die wenigen Langstreckenfahrten im Jahr kann ich dann auf das Schnellladenetz von Shell Recharge zurückgreifen.

Das funktioniert zwar, aber nur zu sehr hohen Ladekosten.

K. Schmidt-Dannert: Dass das Tanken auf der Autobahn teurer ist als in der Stadt zum Beispiel passiert ihnen auch beim Diesel oder Benzin. Dennoch sollte auch wie beim Benzin- oder Dieseltanken der Fahrer darauf achten, wo er schnelllädt. Die Option kurz runterzufahren, um dort deutlich günstiger zu Laden, gibt es auch jetzt schon. Über unsere App kann der Fahrer die Lade-Preise sehr leicht vergleichen.

Andere Lade-Kartenanbieter operieren mit bundesweiten Festpreisen. Warum geht das bei NewMotion nicht?

K. Schmidt-Dannert: Wir geben sehr transparent die Kosten des Betreibers der jeweiligen Ladeinfrastruktur an unsere Kunden weiter zuzüglich einer Transaktionsgebühr oder einer Kartengebühr.

Sind alle Ladesäulen von NewMotion eichrechtskonform?

K. Schmidt-Dannert: Das ist ein rein deutsches Thema. Unser Ziel war es, dass alle von NewMotion betriebenen Ladepunkte in Deutschland bis Ende 2020 eichrechtskonform sind. Dieses Ziel konnten wir erfüllen, es müssen lediglich einige letzte Ladepunkte ausgetauscht werden. Im Bereich des Roamings evaluieren wir unsere Preismodelle permanent und passen sie an, wenn es nötig ist. Da alle Ladepunkte von NewMotion mit dem Internet verbunden sind, lassen sich künftige Updates und neue Standards sehr schnell überall aufspielen. Je mehr Ladepunkte connected sind, desto besser lassen sich Themen wie die Steuerung der Ladelasten angehen.

Wie wächst das Ladenetz im Moment am schnellsten? Durch eigene Ladepunkte, durch neue Roamingpartner …?

K. Schmidt-Dannert: Wir wachsen im Moment vor allem durch das Einbinden neuer Partner. Unser Mutterkonzern Shell baut parallel dazu eigene Ladeparks auf. Zudem sollen die Shell-Tankstellen vermehrt Ladepunkte erhalten. Das passiert allerdings alles eher im Schnellladebereich also in der DC-Welt. NewMotion wiederum konzentriert sich auf die AC-Welt mit Ladeleistungen von maximal 22 kW.

In welchen Branchen finden Sie ihre Kunden?

K. Schmidt-Dannert: Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf das Flottensegment und installieren neue Ladepunkte bei Fahrern beziehungsweise Leasing-Kunden zuhause oder an Unternehmensstandorten. Neben den bekannten Projekten mit Super- oder Baumärkten arbeiten wir immer häufiger auch mit Betreibern von Parkhäusern. Hier sind wir mit vielen großen Parkhausbetreibern im Gespräch und rüsten bisweilen einige auch schon um.

Den Tarif legt dann wiederum der Betreiber fest. So auch eine mögliche Blockiergebühr?

K. Schmidt-Dannert: Ganz genau. Den Preis für das Laden bestimmen die Transferkosten zwischen dem Ladepunktbetreiber und dem Mobility Service Provider, der in diesem Fall NewMotion ist. Bei NewMotion gestalten wir die Preise transparent für die Fahrer und wir versuchen, komplizierte und unvorhersehbare Preise so gut es geht zu vermeiden. Deshalb rechnen wir wo immer möglich nach kWh ab. Manchmal müssen wir allerdings aufgrund des Transferpreises des Ladepunktbetreibers eine Zeitgebühr auf den Preis für den Endverbraucher addieren.

Die Shell Flotten Card ist immer genau das, eine Karte. Warum gibt es keine reine App-Lösung?

K. Schmidt-Dannert: Es ist oftmals der Wunsch der Flottenbetreiber, eine physische Karte zu haben. Aber wir arbeiten natürlich an Alternativen, zu denen ich momentan noch nichts sagen kann.

Was tut sich 2021 im NewMotion-Netzwerk alles?

K. Schmidt-Dannert: Wir entwickeln natürlich selbst eigene Produkte, zu denen ich momentan noch nichts sagen kann, aber seitens unserer neuen Partnerschaften freue ich mich zum Beispiel über die Zusammenarbeit mit BMW sehr. Im Rahmen dieser Partnerschaft stellen wir allen BMW-Kunden Ladepunkte zur Verfügung. Aber wir wollen natürlich auch in diesem Jahr mehr Flottenbetreiber beim elektrischen Laden unterstützen.

Herr Schmidt-Dannert, herzlichen Dank  für das Gespräch!


Klaus Schmidt-Dannert ist seit Juli 2019 Country Manager bei der Shell-Tochter für Ladeinfrastruktur, NewMotion Deutschland. Seit über 20 Jahren ist der Norddeutsche bereits bei dem Mineralöl- und Energieunternehmen und leitete zuletzt die Luftfahrtsparte.

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.