In der aktuellen Zeit mit medizinischen, gesellschaftlichen und letztlich auch wirtschaftlichen Verwerfungen muss sich jedes Individuum anpassen. Das gilt natürlich auch für die Firmen, die ihre Mitarbeiter plötzlich öfters virtuell als real sehen, deren Dienstreisen schwieriger werden - was letztlich das Thema Mobilität massiv berührt und damit auf dem Tisch des Travel- oder Flottenmanagers landet. Für ihn, der zwischen Budgetdruck und Mitarbeiterwünschen sitzt, heißt Anpassung vor allem Flexibilität schaffen. Und mit diesem Pfund werben nicht zuletzt die Mobilitätsmacher mit ihren Langzeitmieten. Was in normalen Zeiten als Puffer für Projektgruppen oder für die Dauer der Probezeit in den Fahrzeugpool eingesteuert wurde, dient momentan vordergründig zwei Dingen: Sicherung des Individualverkehrs (aus gesundheitlichen Gründen) und Sicherung der Liquidität (aus betriebswirtschaftlichen Gründen). Das Gros der Langzeitvermieter zeichnet Verträge ab einem Monat und verlängert diese wahlweise bis zu 60 Monate. In der Regel werden die Dauerleih-PKW aber kein Jahr im Fuhrpark verweilen. Denn selten wird die Interims- zur Dauerlösung. Neben den klassischen Vermietern haben sich im Feld der Bewerber die OEMs unter eigenen Marken - die VW-Töchter unter VW Financial Services Rent-a-Car oder die PSA-Marken unter Free2Move - zusammengetan, aber es gibt auch langjährige Spezialisten wie Maske oder Neugründungen wie Fuhrwerk Plus, eine Tochter von Choice, der ehemaligen CC-Unirent. Andere tun sich zusammen wie Caro unter dem Dach von Enterprise oder Europa Service zusammen mit Star Car.
Mehrkilometer-Malus
Schaut man sich die Veränderungen im Portfolio der einzelnen Protagonisten im Vergleich zum Vorjahr an, ändern sich oft nur punktuell Details. Ein Tankkarten-Partner kommt hinzu oder geht. Die Summe der Freikilometer schrumpft in einzelnen Fällen mal um fünf Prozent. Während anderswo ein paar Cent beim Mehrkilometer-Malus hinzukommen. So lohnt im Zweifel der Vergleich immer, gerade wenn die Leihe länger dauern soll. Dass die Dauer-Miete aber auch nur ein Stück im Mobilitäts-Puzzle ist, betonen gerade die großen Player wie Volkswagen.
Die Ergänzung sehen die Niedersachsen aber nicht in einem klassischen Corporate Carsharing, sondern in einem Carpool-Management. Die Mitarbeiter können über das webbasierte Buchungssystem die firmeneigenen Poolfahrzeuge online reservieren. Und der Fuhrparkmanager kann darüber seine administrative Arbeit steuern. Das System soll konfigurierbar sein, also Funktionalitäten nach individuellen Wünschen und Anforderungen möglich machen.
Noch wenig Bedarf am Teilen
Dass es das Corporate Carsharing speziell hierzulande nicht immer einfach hat, weiß auch Arval. So betonen die Süddeutschen, dass diese Art der betrieblichen Mobilität in anderen europäischen Ländern bereits etablierter ist als hierzulande. Der Blick ins aktuelle Arval Mobility Observatory Fuhrpark-Barometer zeigt, dass unter allen Studienteilnehmern in Deutschland gerade einmal sieben Prozent Carsharing eingeführt haben - europaweit liegt der Wert bei immerhin 16 Prozent. Dennoch will man bei Arval in Deutschland den Roll-out einer eigenen Lösung erst forcieren, sobald der Bedarf zunimmt.
Der Ansatz bei Avis in Richtung Flottenmanagement-Technologie für Firmenkunden heißt Local Motion" und wird von der eigenen Tochter Zipcar bereitgestellt. Diese Lösung dient zur Flottenautomatisierung und ermöglicht einen schlüssellosen Zugang sowie die gemeinsame Nutzung aller Flottenfahrzeuge. Damit können Firmen ihre eigene Flotte umrüsten und verwalten - mit dem Ziel eines firmeninternen Carsharings. Dies ermöglicht eine Erhöhung der Flottenauslastung und die Mobilität der Mitarbeiter und senkt darüber hinaus die Verwaltungskosten.
Corporate Carsharing bietet Enterprise über seine Mobilitäts-Plattform "Enterprise Travel Direct" seit einem guten Jahr an. Mit der Plattform sei es nun möglich, die Kosten für die klassische Autovermietung auf Tagesbasis, das stundenbasierte Corporate Carsharing und die Kilometergelderstattung für geschäftliche Fahrten mit dem Privatfahrzeug zu vergleichen und direkt zu buchen, versprechen die US-Amerikaner. Die Mitarbeiter können die Verfügbarkeit von Fahrzeugen in Echtzeit prüfen und dann die beste Option wählen. Die Reiserichtlinien des Unternehmens sind in dem System hinterlegt, um Einhaltung und Kontrolle zu gewährleisten. So können beispielsweise Fahrzeuggrößen oder -typen eingeschränkt werden. Dem Unternehmen wiederum hilft die zentrale Datenverwaltung, da alle Infos in die Plattform fließen.
Miete als Ergänzung
Das Schwergewicht Sixt ist nicht nur extrem digital unterwegs, sondern auch dem Teilen-Gedanken verhaftet. Im B2B-Bereich gibt es im Abo-Modell Sixt+ zumindest die Option eines Poolwagens. Weiter ist man im B2C-Segment. So meldeten die Pullacher Anfang Oktober, dass die Marke Sixt Share (für Privatkunden) künftig mit Mobimeo (einem Start-up der Deutschen Bahn) zusammenarbeiten wird, um den ÖPNV besser mit dem Carsharing-Angebot zu vernetzen. So treten in der App neben dem Fahrplan des öffentlichen Nahverkehrs und Mikromobilitäts-Angeboten wie E-Scooter, Leihräder und E-Tretroller auch Carsharing-Offerten auf.
Das erinnert an die Companion-App von Sixt Mobility Consulting (siehe Autoflotte 3/2020). Vernetzt und partnerschaftlich mit dem Blick auf das effektivste Vorankommen für den Mitarbeiter oder Dienstreisenden - und dann im zweiten Schritt auch noch kostengünstig.
- Ausgabe 11/2020 Seite 10 (276.9 KB, PDF)