Golf-Gegner auf allen Ebenen. Und dass sie mit dem i30 mittlerweile einen echten Golf-Gegner aus Ostasien auf die Räder gestellt haben, der kaum weniger gut ist als der Bestseller aus good old Germany - als Basisversion bereits. Seit gut einem Jahr ist der i30 auch in der Sportversion N zu haben, dem Pendant zum GTI. Zum Start nur als Kurzheck-Version (4,35 Meter), seit Anfang 2019 auch als sportlich-elegantes Fließheck (plus zehn Zentimeter) mit der großen (und praktischen) Heckklappe und stimmigem Bürzel.
275 PS leistet der Kompaktsportler, der optisch recht dezent und damit sogar fuhrparktauglich daherkommt. Eine etwas grimmigere Front mit zurückhaltenden LED-Tagfahrleuchten oberhalb der größeren Lufteinlässe sowie einem Schubkarrenauspuff am Heck kennzeichnen die Speerspitze der Korea-Kompakten. Rote Bremssättel mit großen 345er-Scheiben an der Vorderachse verraten Kennern, dass hier 275 PS an der Vorderachse zerren, wenn der Pilot möchte. Bleiben wir doch beim Antrieb. Sechs Gänge gibt es, die werden manuell sortiert. Das klappt ganz gut, wenngleich andere Hersteller es verstehen, diese präziser einrasten zu lassen. Aber: Noch mehr schaffen es, weniger gut zu sein.
In jedem Fall vergehen lediglich gut sechs Sekunden, wenn Fahrer und Fahrzeug (Launch-Control an Bord) harmonieren und es eilig haben. Begleitet wird der 100-km/h-Spurt von durchaus kernigem Sound, der für viele zu viel, für wenige zu wenig sein wird. Wer früh schaltet, brummt in fast neutralem Ton von dannen. Gut acht Liter gibt Hyundai für den i30 Fastback N Performance als WLTP-Wert vor. Die sind spielend erreichbar, 16 Liter ebenfalls. Dann gehört man aber sowohl auf der Autobahn wie auch auf der Rennstrecke zu den schnelleren Vertretern der Verbrenner-Generation. Die hier serienmäßigen 19-Zoll-Pirelli-P-Zero-Pneus verkrallen sich mit ihren 235 Millimetern Breite vierfach in den Asphalt, die echte Differenzialsperre hilft, auch beim Herausbeschleunigen aus engen Kehren die Kraft auf die Vorderräder zu übertragen und macht das gut. Das Handling des stets adaptiv geregelten Fahrwerks ist astrein und schafft es, den Sportgedanken auch auf die Fahrt ins Büro zu adaptieren. Wer möchte, könnte es sogar übertreiben und ESP komplett deaktivieren. Notwendig, geschweige denn empfehlenswert ist die Aktion aber nicht.
Kühlschrank im Kompaktsportler
Gute Arbeit leisten auch die serienmäßigen Sportsitze. Sie sind bequem, lang- und rennstreckentauglich und sehen hübsch aus. Das sauber verarbeitete Interieur versprüht ansonsten wenig Sport-Flair, was nicht schlimm ist, da es den Alltagsnutzen nicht einschränkt. Und der ist beim i30 gelungen, gerade als Fließheckmodell. Dann nämlich schwingt die große Heckklappe auf und es verschwindet dort ein kompletter Kühlschrank drin - klappt beim Kurzheck nicht. Kühlschrank-Transportierer sollten sich hingegen verkneifen, die Steifigkeit erhöhende Querverstrebung im Kofferraum zu bestellen. 151 Euro kostet das Stahlrohr, das sechs Prozent mehr Steifigkeit und damit ein direkteres Fahrgefühl ins Auto bringen soll, kostet aber 14 Liter Gepäckraum und verhindert sinnvolles Beladen des Kofferraums. Das Platzangebot auf der Rückbank bleibt davon freilich unbeeindruckt. Genug Raum ist vorhanden, damit vier Erwachsene auch lange Strecken absolvieren können.
Die Aufdröselung wie viele i30 reine Fastback sind, macht Hyundai aktuell nicht. Imposant ist die Zahl hingegen, dass Ende 2019 rund ein Viertel aller i30 das Sportkürzel N tragen sollen - in Deutschland. Das beweist, dass Sport-Kompakte, von denen sich der eine oder andere Hersteller verabschiedet, nach wie vor funktionieren. Vor allem dann, wenn der Preis fürs Gebotene stimmt. 28.320 Euro kostet der Hyundai i30 Fastback N Performance. Extras gibt es keine sinnvollen. Alles, was benötigt wird, um schnell, sicher und besonders zu fahren, ist an Bord.
Etwas mehr als jeder zweite Hyundai wird aktuell ans Gewerbe verkauft. So versöhnt die N-Versionen des in Tschechien gebauten und in Rüsselsheim entwickelten i30 nicht nur die Sportfahrer-Fraktion, sondern letztendlich auch Hyundai, die nach fast 30 Jahren Durchhaltevermögen nun doch noch einen erfolgreichen, guten und ansehnlichen Sportler im Programm haben.
Hyundai i30 Fastback N Performance
Preis: 28.320 EuroR4/1.998 cm³ 202 kW/275 PS 378 Nm (Overboost) ab 1.750 U/min.250 km/h | 6,1 s WLTP 8,2 S | 188 g/km 4.455 x 1.795 x 1.417 mm 450 - 1.351 Liter (minus 14 Liter für Querverstrebung, wenn installiert)Effizienzklasse: EHK: 13 | VK: 25 | TK: 24Garantie: 3 JahreÖlwechsel 10.000 km/jährlich! Service 30.000 km/2 JahreAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
Der Importeur ist wahrlich nicht für aufregende Automobile bekannt. Das Hyundai S-Coupé war ein verzweifelter Anfang (und ist mittlerweile fast cool), der Veloster eine versagende Weiterführung (und wird wohl nie reizvoll). Hyundai und Sport wollten nicht so richtig zusammenkommen. Schön, dass die Koreaner trotz Misserfolgen so beharrlich waren.