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Kia EV3 im Test: Deshalb ist der "Elektriker" rundum gelungen

16.09.2024 09:38 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der neue Kia EV3 kommt Ende 2024 zu Preisen ab 36.000 Euro nach Deutschland.
© Foto: Kia

Mit dem neuen EV3 bietet Kia ein rundum gelungenes und zudem innovatives E-Auto an. Mit guter Reichweite, Alltagstauglichkeit, nachhaltigen Materialien und angenehmen Fahreigenschaften ist er ein starkes Angebot im Kompaktsegment.

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Schlicht EV nennt der Autohersteller Kia die Vertreter einer neuen Elektro-Generation. Den Anfang machten die beiden 800-Volt-Granaten EV6 und EV9. Nun folgt der EV3, der äußerlich und innen stark an den EV9 angelehnt ist, sich aber bei Platzangebot, Leistung und Antriebstechnik ein paar Nummern kleiner positioniert. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Mit dem EV3 sinkt die finanzielle Einstiegshürde in die neue Elektro-Welt von Kia auf künftig 36.000 Euro.

Mit dem Design des EV3 beweist Kia einmal mehr bemerkenswerten Mut. Zwar ist die Karosserieform im Kern ein pragmatischer Fünftürer mit Steilheck. Dank einiger eigenwilliger Akzente bietet sie eine robust und progressiv wirkende sowie aerodynamisch optimierte Außenhaut. Trotz der kastenförmigen Grundform liegt der cw-Wert bei 0,26. Raus in die Natur oder rein in den Großstadtdschungel - der Koreaner erklärt sich optisch zu einigen Abenteuern bereit. Wer mit dem Kia auf Campingausflug geht, kann dank der bidirektionalen Vehicle-to-Load-Funktion auf einen Stromanschluss verzichten und dank 220-Volt-Steckdose mit dem Fahrstrom zum Beispiel einen E-Grill betreiben oder das Notebook aufladen.


Kia EV3 (Fahrbericht)

Kia EV3 Bildergalerie

Kia EV3: Geräumiger Innenraum

Obwohl der EV3 mit 4,30 Metern kompakt ist, bietet er einen geräumigen Innenraum. Da Batterie und Antrieb im Unterboden untergebracht sind, ist der Fahrgastraum luftiger als bei Verbrennern dieser Länge üblich. Selbst wenn vorne groß gewachsene Personen Platz nehmen, haben erwachsene Fondpassagiere noch ausreichend Kniefreiheit. Und hinten stört kein Kardantunnel. Der Kofferraum ist mit 460 Litern ebenfalls geräumig und natürlich klassisch auf 1.250 Liter erweiterbar. Zusätzlich befindet sich unter der Fronthaube ein 25 Liter fassendes Staufach für Ladekabel und Kleinkram.

Einige Kunststoffteile der Außenhaut weisen mit ihrer Sprenkeloptik auf den Einsatz von Recyclingmaterial hin, das sich auch im Innenraum in größerem Umfang wiederfindet. So fallen im Cockpit verschiedenfarbige Kunststoffoberflächen in der Optik von Recyclingkunststoff ins Auge. Kia will, wie andere Hersteller auch, in seinen Autos zunehmend Materialien aus der Kreislaufwirtschaft einsetzen. Das sieht nicht in jeder Hinsicht edel aus, hat aber durchaus seinen Reiz. Auf jeden Fall wirkt der Materialmix mit Öko-Touch modern und wohnlich, vor allem, wenn noch optionale Textiloberflächen das aufgeräumte Armaturenbrett zieren.


Kia EV9 Test (2024)

Kia EV9 Test (2024) Bildergalerie

Moderne Technik und Infotainmentsystem im Kia EV3

Wie bei anderen Modellen des Herstellers gibt es also auch im EV3 drei zu einer Einheit gerahmte Bildschirme mit zweimal 12,5 und einmal 5,5 Zoll Diagonale. Selbstverständlich ist das Fahrzeug vernetzt und lässt sich auch mit Smartphones verbinden, deren Inhalte sich in das Infotainmentsystem einbinden lassen. Die Möglichkeiten dieser leistungsstarken und in jeder Hinsicht reaktionsschnellen Computertechnik sind schon jetzt beeindruckend und zudem offen für Updates und neue Features, von denen es einige geben dürfte.

Die inhaltlich variabel gestaltbaren Bildschirme geben einen guten Überblick über fahrrelevante Informationen und elementare Funktionen. Lediglich der kleine zentrale Touchscreen für die Klimaanlage wird aus Fahrersicht teilweise vom Lenkrad verdeckt. Will sich der Fahrer über die Innenraumtemperatur informieren oder sie verändern, wandert sein Blick aber nicht nach unten und damit weg vom Verkehrsgeschehen. Dabei hilft auch das Head-up-Display. Richtet der Fahrer den Blick mal nicht nach vorne, mahnt das Bordsystem zur Aufmerksamkeit. Auch sonst wird man von Assistenten häufiger bevormundet und gewarnt.

Kia EV3: Emissionsfreie Antriebe

Kia setzt konsequent auf emissionsfreie Antriebe. Ein Schlupfloch für Verbrennungsmotoren ist beim EV3 nicht vorgesehen. Dafür stehen drei Leistungsvarianten und zwei Batterieformate zur Auswahl. Letztere gibt es mit 58 oder 81 kWh, die jeweils mit dem 150 kW/204 PS starken Basisantrieb kombiniert werden können. Deutlich mehr Leistung und kürzere Sprintzeiten versprechen die zweimotorigen Versionen AWD und GT, die jeweils serienmäßig mit der großen Batterie kombiniert werden. Genaue Leistungsdaten dieser Varianten will Kia erst später verraten.

Wir durften auf Testrunden in und um Seoul mit großer Batterie und dem Basisantrieb fahren, der für spritzigen Vortrieb sorgt. In 7,7 Sekunden geht es damit aus dem Stand auf Tempo 100, zwei Zehntelsekunden schneller ist die gleich starke Version mit kleinerer und damit deutlich leichterer Batterie. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h. Der EV3 verfügt über ein regeneratives Bremssystem mit vier Stufen, die sich über die Schaltwippen hinter dem Lenkrad einstellen lassen. Im Stadtverkehr erweist sich die dritte Rekuperationsstufe mit One-Pedal-Drive-Funktion als angenehm und praktisch. Auf der Autobahn empfiehlt sich die regenerative Bremsstufe 1 oder die Deaktivierung der Rekuperation.

Die große Batterie verspricht eine Reichweite von über 600 Kilometern. In der Praxis, die nicht immer konsequent auf effizientes Fahren ausgerichtet ist, wird man nicht ganz so weit kommen. In unserem Fall zeigte der Bordcomputer nach ca. 170 gefahrenen Kilometern noch 380 Kilometer Restreichweite an. Darüber und darunter zeigt das Display zusätzlich deutlich abweichende Reichweitenwerte für eine besonders sparsame oder alternativ verbrauchsintensive Fahrweise an.

Kia EV3: Ladeleistung

Beim Aufladen kommt der EV3 mit DC-Ladeleistung nicht an seine schnellen 800-Volt-Brüder heran. Bei der kleinen Batterie sind es maximal 101 kW Ladeleistung, die Langstreckenvariante verdaut bis zu 128 kW. An einer koreanischen 200-kW-Schnellladesäule haben wir die Batterie in 9 Minuten von 63 auf 80 Prozent aufgeladen und dabei 15 kWh nachgetankt. Für das Aufladen von 10 auf 80 Prozent gibt Kia 31 Minuten an. Für Tankstopps auf längeren Strecken sollte man mit dem EV3 also etwas mehr Zeit einplanen als beispielsweise mit dem großen EV9, der mit über 200 kW lädt, im Fahrbetrieb aber auch mehr verbraucht.

Die Wartezeit kann man im EV3 in unterschiedlicher Weise nutzen. Der Fahrersitz lässt sich in eine Liegeposition bringen, um beispielsweise ein Nickerchen zu machen. Über das Infotainmentsystem lassen sich Medien konsumieren. Auf der kleinen Tischplatte in der Mittelkonsole kann ein Notebook abgestellt und die Ladepause mit Büroarbeit genutzt werden. Beim Fahren ist der EV3 ein komfortabler Begleiter. Das Fahrwerk steckt viele Unebenheiten gelassen weg, ohne dabei schwammig zu wirken. Die Lenkung empfanden wir als angenehm unauffällig homogen. Die Antriebs- und Fahrgeräusche sind sogar sehr niedrig. Hier sind Elektroautos wie der EV3 gegenüber Verbrennern klar im Vorteil.

Einen Nachteil von Elektroautos, den etwas höheren Preis im Vergleich zu Verbrennern, kann der EV3 allerdings nicht ausgleichen. Bei rund 36.000 Euro fängt es mit der kleinen Batterie an, die Langstreckenversion kostet 41.400 Euro. Das ist im Bereich der Elektroautos ein durchaus attraktiver Preis. Bestellungen nimmt Kia Deutschland bereits entgegen, auf die Straßen kommt er Ende des Jahres.


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