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Fahrbericht Mercedes-Maybach S 600: Schwaben-Luxus 2.0

12.01.2015 11:00 Uhr
Ganz oben: Der Mercedes-Maybach soll Luxus auf höchstem Niveau bieten
© Foto: Daimler

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Schwarzer Anzug, schneeweiße Handschuhe und dunkle Sonnenbrille. Daimler setzt bei der Premiere seines feinsten Mercedes-Modells auf die "Men in Black". Ein gutes Dutzend an Profi-Chauffeuren beförderte die in den Fond gebetenen Tester bei der ersten Ausfahrt mit der Neuauflage des Maybach. Dieses Auto ist für diejenigen Kunden bestimmt, die meist und gerne hinten sitzen. Daimler-Chef Dieter Zetsche hat dabei eine kleine, aber besonders feine Klientel im Visier. Die derzeit gut 211.000 „Ultra-Reichen“ dieser Welt, die zusammen über ein Vermögen von 30 Billionen Dollar (umgerechnet mehr als 25.000 Milliarden Euro) verfügen. Da es davon in Deutschland nur eine Handvoll gibt, wird gerade mal ein Prozent der Maybachs im Heimatland bleiben. Gut die Hälfte wird nach China gehen.

Maybach, da war doch was? Schon 2002 wagte Daimler die Wiederbelebung der Vorkriegsmarke, erlitt jedoch Schiffbruch. In zehn Jahren fanden sich nur rund 3.500 Maybach-Kunden, die bereit waren, zwischen fast 340.000 und 450.000 Euro (netto) auszugeben. Das Projekt wurde verlustreich beendet. Jetzt, mit einem Maybach als Mitglied der S-Klasse-Familie, will Mercedes das Debakel vergessen machen. Denn der Mercedes-Maybach S 600 in seiner feinsten Ausprägung ist mit "nur" 160.000 Euro sehr viel günstiger als der verblichene Vorgänger und kann dennoch vieles besser. Die Einstiegsversion (V8, 455 PS) ist sogar schon für 113.000 Euro zu haben. Für die angestrebte Kundschaft fast ein Schnäppchen gemessen an den Preisen eines Rolls Royce.

Zwischen Sitzungen langmachen
Der Mann in Schwarz hält die Tür auch, zwei wohlgeformte Einzelsitze eingebettet in sichtbar teures Leder laden zum respektvollen Fallenlassen. Der Maybach S 600 misst stolze 5,45 Meter in der Länge und ist damit nochmals 20 Zentimeter länger ist als eine S-Klasse im Langformat. Alles kommt dem Fußraums der betuchten Hinterbänkler zu Gute, die sich nun endlich richtig langmachen oder auf Wunsch sogar wohlig ausgestreckt zwischen zwei Sitzungen ein Nickerchen machen können. Die Liste der Innenausstattung liest sich wie der Katalog eines exklusiven Einrichtungshauses: Möbelbezüge und Türverkleidungen aus Nappa-Leder, Zierteile in einer Kombination aus Holz und Chrom, eine IWC-Analoguhr im Armaturenbrett oder ein Getränkefach, das beheizt oder gekühlt werden kann.

Nach dem Einsteigen surrt der Gurt elektrisch betrieben in die Anschnallposition. Kein normales Exemplar übrigens: Er ist weicher und etwas dicker als wir Normalbürger ihn kennen. Denn in ihn ist eine Art Airbag integriert, der das Gurtband im Ernstfall auf die dreifache Breite anschwellen lässt und so die Wucht eines Aufpralls abmildert. "Den Nerz nach innen tragen", zitiert Strategie-Manager Wilko Stark ein deutsches Sprichwort und hebt damit auf den Hang der erhofften Kundengruppe zur vornehmen Zurückhaltung an. Von außen nicht zeigen, was alles Teures hinterm Blech und den nahezu blickdichten Jalousien an den hinteren Seitenscheiben verborgen ist. Für Helligkeit im Innenraum sorgt das serienmäßige Doppel-Glasdach, natürlich auch mit elektrisch betriebenem Sichtschutz.

Vertrauter Luxus-Mix
Nach dem Losfahren bewahrheitet sich schnell ein zweites Versprechen. "Im Fond gemessen haben wir das leiseste Auto der Welt", so Chefentwickler Hermann-Josef Storp. In der Tat dringt weder die Arbeit der zwölf Zylinder des Sechsliter-Doppelturbo-Motors noch das Poltern der Reifen auf den reichlich geflickten kalifornischen Teststrecken ans Ohr. Erst recht nicht, wenn die Soundanlage mit ihren 24 Lautsprechern gewaltige 1.540 Watt als lupenreinen Klang produziert. Dieser Hörgenuss kostet allerdings noch die Kleinigkeit von 6.400 Euro extra. Auch weiteres feines Zubehör muss zusätzlich bestellt werden. Chefstratege Stark prophezeit, dass ein Maybach im Schnitt für deutlich mehr als 168.000 Euro den Besitzer wechseln wird. Beim Super-Benz ist jedoch fast alles schon aus der S-Klasse bekannt. Ob die parfümspendende Beduftungsanlage, die hinteren Bildschirme mit Fernbedienung, der Internetanschluss, die Massagesitze oder die ausfahrbaren Tische zwischen den beiden Lounge-Sitzen. Mercedes ist es geschickt gelungen, Vertrautes so zu mixen, dass es in Summe als weitere Steigerung der luxuriösen Anmutung daherkommt.

Entsprechend ehrfürchtig vollzieht sich der Platzwechsel aus dem Fernsehsessel hinter das Lenkrad. Hoppla, alles S-Klasse. Und da es auch den dicken Zwölfzylinder schon im Mercedes-Flaggschiff gibt, erweist sich die Testfahrt als wenig überraschend. Für viele ist die S-Klasse das „beste Auto der Welt“, die Tour mit dem luftgefederten Maybach bestätigt den Superlativ. Bremsen, Fahrwerk, die vielen Assistenzsysteme oder die breitgezogenen Anzeigen für die Instrumente und den Navibildschirm sind hinreichend beschrieben und gelobt. Also fällt es nicht schwer, dem Wiedergeborenen eine glänzende Zukunft zu attestieren. Vor allem chinesische und amerikanische Milliardäre werden ob der prallen Fülle an perfekter Technik gepaart mit gediegener Noblesse ins Grübeln kommen. Auch wenn sich der Maybach äußerlich nur durch minimale Details von der S-Klasse unterscheidet und nicht einmal der teuerste Mercedes ist: Dieser Titel bleibt weiterhin dem Geländewagen-Urgetüm G 65 AMG vorbehalten, der ab 268.345 Euro zu haben ist.

Das allerdings wird sich im Frühjahr ändern. Dann setzt Mercedes mit dem nochmals um einen satten Meter längeren Maybach Pullman eine neue, noch unbekannte Rekordmarke. Der 6,40-Meter-Riese wird im hinterem Bereich ein zurückklappbares Verdeck haben und wäre demnach auch wieder als „Papamobil“ geeignet – wie Anfang der 60er-Jahre der unvergessene Mercedes 600 Pullman Landaulet. Wenn denn nicht der heutige Papst ein so bescheidener Mann wäre. Aber vielleicht unterbreitet die Stuttgarter Vertriebsabteilung dem Vatikan ja ein großzügiges Leasingangebot – aus reiner Nächstenliebe versteht sich. (Peter Maahn/sp-x)


Fahrbericht Mercedes-Maybach S 600

Mercedes-Maybach S 600 Bildergalerie

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