-- Anzeige --

VW Transporter vs. Mercedes Vito im Test: Das ewige Duell - mit überraschendem Ausgang

28.07.2023 11:26 Uhr | Lesezeit: 3 min
VW Transporter vs. Mercedes Vito im Test - wer hat die Nase vorn?
© Foto: Jan Burgdorf/Verkehrsrundschau

Einmal mehr treffen im der VW Transporter und der Mercedes Vito aufeinander. Welche Unterschiede und Qualitäten die jüngsten Modelle der beiden Bestseller offenbaren, zeigt sich bei der Fahrt über die Testrunde.

-- Anzeige --

Besser als diese beiden Vans sind sich wohl keine Vertreter der Dreitonnenklasse bekannt. Bei unzähligen Vergleichstests standen sich der VW Transporter T6.1 und der Mercedes-Benz Vito schließlich schon gegenüber. Wobei sowohl der Ford Transit Custom als auch der Opel Vivaro ebenfalls zu diesem Vergleich der "deutschen" Transporter geladen waren - allerdings konnten beide Hersteller zum Testzeitpunkt keine geeigneten Testfahrzeuge zur Verfügung stellen.

Weshalb es der T6.1 und der Vito einmal mehr unter sich ausmachen. Schade eigentlich, denn der Ford ist dem Mercedes-Benz in der deutschen Zulassungsstatistik zuletzt recht nahe auf die Pelle gerückt. Unangefochten vorne steht hier weiterhin der VW Transporter, auch wegen seiner ungeschlagenen Variantenvielfalt, die vom Triebkopf bis hin zum Kastenwagenmodell mit Hochdach reicht. Inwieweit sich das demnächst ändern wird, ist noch nicht bekannt. Beim Nachfolger kooperiert VW mit Ford und beide Modelle haben dieselbe Basis. Aktuell ist der VW T6.1 daher nur noch als "Lagerfahrzeug" erhältlich.

Mehr zum Thema

Den Vito gibt es für den Transporteinsatz dagegen lediglich als Kastenwagen mit Normaldach. Dafür aber in drei verschiedenen Längenvarianten anstatt wie bei Volkswagen zwei. Für den Test orderten wir den T6.1 mit normalem Radstand, dessen Pendant aus Stuttgart die mittlere Version "lang" darstellt.

Mit 5,8 (VW) beziehungsweise 6,0 Kubikmeter Ladevolumen schaffen beide das gleiche Frachtaufkommen weg bei gleichzeitig kompakten Abmessungen und passablen Wendekreisen, was Kurierfahrern bei der Erleichterung ihres stressigen Jobs durchaus hilft.


VW Transporter vs. Mercedes Vito Test (2023)

VW Transporter vs. Mercedes Vito Test (2023) Bildergalerie

VW Transporter vs. Mercedes Vito im Test

Bevor wir diesen simulieren, noch ein Blick in die Daten, die besonders beim Vito für ungläubiges Augenreiben sorgen: Klar wird aktuell alles teurer, aber knapp 60.000 Euro netto sind für einen Kastenwagen eine Menge. In das Testfahrzeug packte Mercedes mehr oder weniger alles, was die Optionslisten hergeben. So summieren sich 18.500 Euro an Extras, der Preis für das Grundmodell des Testexemplars liest sich ab 41.114 Euro etwas flüssiger.

Der VW Transporter startet in Verbindung mit dem 150 PS starken TDI rund 2.400 Euro darunter, zumindest laut Liste. Und auch bei VW fällt die Liste an möglichen Optionen lang aus, nämlich insgesamt 33 DIN-A4-Seiten. Kein Pro­blem, den T6.1 in ähnlich schwindelnd hohe Preissphären zu treiben wie den Vito.

Beispielsweise könnte man das Siebengang-Doppelkupplungs-Getriebe für 2.315 Euro als lohnenswerte Investition betrachten, das mit schnellen Gangwechseln den Job entlastet. Obwohl das im Testfahrzeug verbaute manuelle Sechsgang-Getriebe VW-typisch leichtgängig wie präzise durch die Gassen flutscht.

Im Mercedes-Testwagen ist der "9-G-Tronic"-Wandlerautomat für die Fahrstufenwechsel zuständig: Macht 3.124 Euro, auch weil sie an gewisse Zwangskombinationen wie beispielsweise an ein Multifunktionslenkrad gekoppelt ist. Wer den Aufpreis akzeptiert, freut sich über den hohen Komfort, mit dem die neun Fahrstufen gewechselt werden. Selbst unter Last ist dem Automaten bei Schaltvorgängen keinerlei Rucken zu entlocken, was man vor allem im Stadtverkehr schätzen lernt. Zusätzlich an roten Ampeln angenehm: die Hold-Funktion, welche die serienmäßige Start-Stopp-Automatik erst wieder zum Motorstart animiert, wenn das Gaspedal angetippt wird.

Betritt der Vito dann die Bühne der Autobahn, zeigt sich allerdings, dass neun Gänge manchmal eben auch zu viel des Guten sein können. Einmal beim Herausbeschleunigen zu unvorsichtig aufs Gas getreten, veranlasst die Steuerungselek-tronik eine Rückstufung, nicht selten gleich um zwei Gänge. Unnötige Drehzahlorgien sind die Folge, die die 380 Newtonmeter des kultiviert arbeitenden CDI-Vierzylinders mit 163 PS nicht nötig haben. Wer das Gaspedal entsprechend streichelt, freut sich dagegen darüber, dass die Nadel des Drehzahlmessers auch jenseits von Tempo 120 unterhalb die 2.000er-Marke fällt.

Auch der VW offenbart in der sechsten Fahrstufe seine lange Übersetzung, 120 km/h entsprechen hier 2.000 Touren. Insofern passend, da die 340 Newtonmeter Drehmoment des 150-PS-TDI fast ab Standgas anliegen und der Diesel ab 1.800 Touren kraftvollen Durchzug anbietet.


VW Transporter T6.1

  • Motor: Vierzylinder-Reihendiesel Common-Rail-Einspritzung
  • Turbolader | Euro-6d ISC-FCM mit AGR | SCR-Kat DPF
  • Hubraum: 1.968 cm3
  • 150 PS (110 kW) | 340 Nm ab 1.500 Serviceintervall: 40.000 km
  • Kraftübertragung: Manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe | Frontantrieb
  • Maße und Gewichte:
  • 4.904 x 2.297 x 1.990 mm
  • Radstand: 3.000 mm
  • Laderaum: 2.572 x 1.700 x 1.410 mm Ladevolumen: 5,8 m3
  • zul. GG: 3.000 kg
  • Leergewicht (Testfahrzeug): 2.100 kg Nutzlast: 900 kg
  • Testgewicht (700 kg Ballast): 2.800 kg
  • Messwerte, Verbrauch Testrunde:
  • 7,6 l/100 km, Adblue: 0,15 l/100 km
  • Preise: T6.1 Kastenwagen kurz
  • 150 PS: ab 35.555 Euro (netto)


Dröhngeräusche im VW Transporter

Im VW auffallend sind die im Verhältnis lauten Dröhngeräusche, die das Fahrerhaus bei niedrigen Drehzahlen durchziehen. Auch dringen die Abrollgeräusche deutlicher ans Fahrerohr als in dem besser gedämmten Mercedes. Letzterer federt zudem kommoder über Fahrbahnunebenheiten hinweg und offenbart insgesamt mehr Pkw-Feeling.

Die Sitzposition im Vito gefällt ebenfalls besser. Erst recht, wenn man seinen Fahrern das mit rund 260 Euro erschwingliche "Sitzkomfort-Paket-1" gönnt, in dem die Sitze zusätzlich über Sitzkissen-Tiefenverstellung und Vier-Wege-Lordosenstützen verfügen, was nicht nur der Aktion Gesunder Rücken (AGR) gut gefällt.

Was keinesfalls heißt, dass man im VW keine bequeme Position finden würde; im Vergleich zum Stern hat man im T6.1 aber das Gefühl, eher auf, als im Transporter zu sitzen. Dafür ist im Fahrzeug aus Niedersachsen die kinderleichte und absolut intuitive Bedienung vorbildlich. Bleibt zu hoffen, dass sich die VW-Ingenieure bei der aktuell in den letzten Zügen befindlichen Entwicklung des Nachfolgers dieser Tugend besinnen, nachdem die jüngsten VW-Modelle wie beispielsweise der Elek-tro-Van ID.Buzz eher kompliziert zu bedienen sind. In Sachen Nutzlast herrscht indes nahezu Patt, ohne dass sich die beiden Bestseller Extrasternchen verdienen würden. Ohne Fracht kommt das wie erwähnt gut ausgestattete Vito-Testfahrzeug auf 2.190 kg. Eine Auflastung auf 3,05 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, die Mercedes-Benz für etwa 1.100 Euro anbietet, ist da zu empfehlen, damit immerhin 860 kg legal in den Frachtraum dürfen. Der VW wiegt 90 Kilogramm weniger, auch hier sollte daher von der Auflastung von 2,8 auf drei Tonnen Gebrauch gemacht werden.


Mercedes Vito 116 CDI

  • Motor: Vierzylinder-Reihendiesel Common-Rail-Einspritzung
  • Turbolader | Euro-6d-Temp mit AGR | SCR-Kat DPF | Hubraum: 1.951 cm3
  • 163 PS (120 kW) | 380 Nm ab 1.400 Serviceintervall: 40.000 km
  • Kraftübertragung: 9-Gang-Wandlerautomatikgetriebe | Heckantrieb
  • Maße und Gewichte:
  • 5.140 x 2.244 x 1.890 mm
  • Radstand: 3.200 mm
  • Laderaum: 2.831 x 1.552 x 1.220 mm Ladevolumen: 6,0 m3
  • zul. GG: 3050 kg
  • Leergewicht (Testfahrzeug): 2.190 kg Nutzlast: 860 kg
  • Testgewicht (700 kg Ballast): 2.890 kg
  • Messwerte, Verbrauch Testrunde:
  • 7,8 l/100 km, Adblue: 0,16 l/100 km
  • Preise: Vito 116 CDI Kasten lang
  • 163 PS: ab 41.114 Euro
  • Alle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
  • Garantie ist (k)ein Thema


Erfreulich niedrige Verbräuche

Vorbildliche Werte dafür an der Zapfsäule, mit leichtem Vorteil für den Hannoveraner. Niedrige 7,6 l/100 km genehmigt sich der VW-TDI für die Beförderung von T6.1 plus 700 Kilogramm Testballast auf unserer gemischten Testrunde mit hohem Überland-anteil.

Der Mercedes-Benz gönnt sich für die gleiche Transportaufgabe 0,2 l/100 km mehr. In Zeiten hoher Adblue-Preise möchten wir den Harnstoffverbrauch für die Euro-6-konforme Schadstoffreinigung nicht unterschlagen. Hier liegen die beiden Vans auf gleichem Niveau.

Sowohl in Niedersachsen als auch in Schwaben kein Paradebeispiel: die Garantieleistungen. Beide Hersteller beschränken sich hier auf das Notwendigste, nämlich die gesetzliche Vorgabe von zwei Jahren auf das Gesamtfahrzeug. Da bietet mancher Importeur längst kundenfreundlichere Bedingungen. Immerhin aktuell bei Mercedes-Benz inklusive: der Reifen-Schutz, der in den ersten drei Jahren für Schäden an der Serienbereifung, beispielsweise durch eingefahrene Gegenstände, Reifenplatzer, Vandalismus oder Diebstahl, einsteht und Ersatz- wie Montagekosten abdeckt.

Am Ende ist es einmal mehr kaum möglich, einen Gewinner beim Duell T6.1 gegen Vito zu benennen. Zu marginal sind die Unterschiede zwischen den ausgereiften Transportern. Wer Wert auf besten Komfort legt, ist mit dem Stuttgarter gut beraten; zählen Bedienbarkeit, ist der VW der richtige Kandidat. Ob noch alle Wünsche erfüllt werden, ist nicht klar. Es gibt nur noch Lagerfahrzeuge- und der Neue startet erst 2024. Dann werden die Karten neu gemischt. Wie bereits erwähnt, läuft sich der neue VW Transporter als Schwestermodell des Ford Transit warm.

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.