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Toyota Land Cruiser: Gemacht, um zu halten

13.10.2022 10:33 Uhr | Lesezeit: 4 min
Unterwegs im Toyota Land Cruiser.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Wer Firmenwagen ausschließlich least, kann hier mit dem Lesen aufhören. Den Toyota Land Cruiser kauft man - ein Mal. Die anderen fahren weiter im Drei-Jahres-Turnus Mercedes GLE oder so.

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Nein, wir wollen nicht die Box der Pandora öffnen und darüber diskutieren, wie sinnvoll ein Geländewagen in unseren Gefilden denn nun sein kann. Lieber werfen wir einen Blick aufs Segment der Geländewagen. Denn diese Fahrzeuggattung unterscheidet sich vom SUV-Segment noch immer deutlicher, als es das KBA nach deren Logik vorgaukelt. Denn beim KBA findet man beispielsweise Audi Q3 und Porsche Macan bei den Geländewagen und einen Lada Niva im SUV-Segment.

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Doch fangen wir vorne an. Was ist ein Geländewagen? Darüber könnte man beim Abend-Bierchen wohl stundenlang sinnieren - ohne zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen. Wir haben eine einfache Formel: Ein Geländewagen ist es, wenn das Fahrzeug abseits befestigter Wege mehr kann als (s)ein (versierter) Pilot. Nun denken bekanntermaßen die Menschen von sich selbst oft, zu den besten Autofahrern zu gehören. Das mag subjektiv sogar stimmen und auf Asphalt auch hier und da belegbar sein, doch wer mal echte Offroadtouren gemacht hat, weiß, dass sich dort schnell die Spreu vom Weizen trennt - sowohl bei den Insassen als auch beim Fahrzeug -, hier hapert es oft an der Freiheit die zwischen Boden = Erde und Unterboden = Auto existiert - oder eben nicht.


Toyota Land Cruiser Fahrbericht (2022)

Toyota Land Cruiser Fahrbericht (2022) Bildergalerie

Toyota Land Cruiser: Gelände wagen

Es gibt noch echte Geländewagen - in vielen Klassen sogar. Fangen wir unten an: Der Suzuki Jimny ist der kleinste, der in Deutschland erhältlich ist. Er ist zwar lediglich in der Zweisitz-Nutzfahrzeug-Konfiguration zu bekommen, doch das stört die, die ihn benötigen, kaum. Das "SUV" Lada Niva (zuletzt Lada 4x4) gibt es seit Jahren nicht mehr offiziell. Doch auch ihn sehen wir definitiv am unteren Ende der Geländewagen-Skala - preislich, nicht bei der Offroadperformance.

Am anderen Ende hat sich die Mercedes G-Klasse seit mehr als 40 Jahren etabliert. Noch länger sind Land Rover Defender und Jeep Wrangler am Markt, Letzterer erhielt seinen Namen jedoch erst Mitte der 1980er-Jahre. Alle eint, dass sie sich durchs dickste Dickicht wühlen und einige Tonnen Gewicht an den Haken nehmen dürfen - der neue Wrangler macht bei dieser Übung allerdings bei 1.600 Kilogramm schlapp -, das ist wohl seinem neuen Zweiliter-Benziner mit E-Unterstützung geschuldet. Zum Ziehen sind Geländewagen also oft außergewöhnlich gut geeignet. So auch der Toyota Land Cruiser (in anderen Ländern auch Prado genannt, intern heißt er J15), der drei Tonnen hinter sich herziehen darf - und mittels Auflastung gar 3,5.

Ins Gelände fahren Besitzer der oben genannten Modelle, die im Fall des Defenders bei 50.000 Euro (netto) starten, eher selten. Der Wrangler kostet übrigens mindestens 65.000 Euro und die G-Klasse empfängt Kunden ab lächerlichen 92.000 Euro - sofern man warten kann. Gerade der Benz wird derzeit als Gebrauchter oft teurer annonciert als er neu gekostet hat. Verrückte Welt. Die ist sogar so verrückt, dass ein Unternehmer aus Großbritannien einfach mal seinen eigenen Geländewagen auf den Markt bringt. Jim Ratcliffe heißt der Kerl, Ineos sein Chemie-Imperium und Grenadier sein Arbeitstier mit BMW-Antriebsstrang. Ab 57.000 Euro netto geht es hier los.

Toyota Land Cruiser: Das Schnäppchen im Segment

Da mutet der Preis des Toyota Land Cruiser geradezu als Schnäppchen an. Bei 41.000 Euro netto geht es los. Dann bekommt man eine echte Basisversion, wie es sie heute in diesen Preisregionen selten gibt. Drei Türen (Kurzversion 4,40 Meter), manuelle Klimaanlage und das ebenso zu bedienende Sechsgang-Getriebe sind Standard. Wir fuhren das andere Ende der Ausstattungs-Skala. Die Version heißt Tec-Edition und kostet mindestens 67.000 Euro. Dann ist jedoch alles drin, was auch Verwöhnte verlangen - von Assistenzsystemen wie Lenkwinkelanzeige (für Offroadeinsatz), Anhängerstabilisierung (damit alles wie am Schnürchen läuft) und ACC (damit man während der Fahrt am Infotainmentsystem spielen kann) bis hin zu Luxusdetails wie belüftete Ledersitze, ein Kühlschrank und Luftfederung an der Hinterachse.

Die Materialien im Innenraum sind freilich auch in der Topversion noch hemdsärmelig, und das muss man akzeptieren. So auch das durchaus gut bedienbare Infotainmentsystem, dessen Display jedoch arg spiegelt und manchmal gar nichts mehr erkennbar ist. Die Verarbeitung ist hingegen tadellos. Nicht so ganz zum Premiumpreis passt der Antrieb. Ein Vierzylinder ist in der Gewichtsklasse noch immer die Ausnahme, die mit dem Wrangler immer mehr zur Regel wird und oft mittels Stecker zusätzlich Strom und Fahrt aufnimmt.

Im Land Cruiser arbeitet seit dem letzten Technik-Update vor rund zwei Jahren ein 2,8-Liter-Vierzylinder-Diesel, der es immerhin auf 204 PS Leistung und 500 Newtonmeter Drehmoment bringt. Damit ist man ausreichend motorisiert. Bei Mercedes und Land Rover meint man das nicht und bietet auch dicke Sechszylinder-Diesel und Achtzylinder-Ottomotoren an.

Davon träumen Land Cruiser-Kunden vielleicht. Vielleicht aber auch nicht und geben sich mit einer Sechsgang-Automatik zufrieden, die an alte Tage erinnert. Zwar soll sie mit Start-Stopp-Funktion gesegnet sein, bei uns stellte sich der Motor an keiner Ampel ab, selbst dann nicht, wenn Stromverbraucher wie Lüftung komplett deaktiviert wurden. Sei's drum. Den Land Cruiser kaufen sich Ökofanatiker eh nicht. Denn die würden beim Papierwert von 9,6 Litern Verbrauch bereits Schnappatmung bekommen und den Hänger lieber vom Maultier ziehen lassen - wobei, das ist Tierquälerei.

Mit unserem Durchschnittsverbrauch von 9,5 Litern lagen wir auf WLTP-Wert und damit 1,5 Liter unter dem Wert eines zwar 80 PS stärkeren aber deutlich moderneren Mercedes G 350d und nur einen halben über dem Wert des Defender mit 200-PS-Sechszylinder-Diesel. Rauchig klingt der Toyota bei voller Beschleunigung, fast mundtot wird er bei Konstantfahrt auf der Autobahn. Das ist also alles erträglich - wenn man den Land Cruiser benötigt.


Toyota Tundra (2022)

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Toyota Land Cruiser: Er läuft und läuft

Auf flotten Autobahn-Etappen regelt der Japaner bei Tacho 192 hart ein und ruckt und wackelt, sodass man freiwillig wieder vom Gas geht. Offensichtlich hat in Japan niemand geglaubt, dass man in Deutschland mit dem 2,5-Tonnen-Brocken freiwillig mal schneller als 130 fährt. Wir fahren also lieber in die Kiesgrube, über die der Land Cruiser nur müde lächelt und irgendwie fragt, ob das unser Ernst ist. Ja, ist es. Die Begründung dafür gab es oben bereits (das Ding mit dem Piloten).

Normalerweise leitet der permanente Allradantrieb 40 Prozent an die Vorderachse, den Rest nach hinten; 50:50- und 30:70-Verteilung sind ebenfalls möglich. Diverse Einstellungen an Drehreglern und Tasten kann der Fahrer selbst vornehmen oder es einfach beim Standard belassen und trotzdem ankommen. 21,5 Zentimeter Bodenfreiheit gibt es beim Fünftürer immer, eine Wattiefe von 70 Zentimetern muss man erst einmal finden und den vorhandenen Böschungswinkel nutzt in unseren Gefilden wohl kaum jemand aus.

Wo dem Toyota wohl keiner etwas vormacht, ist seine Langlebigkeit. Seit 71 Jahren wird er produziert - wie beim Wrangler jedoch nicht von Anfang an unter dem Namen Land Cruiser, der kam erst drei Jahre später hinzu. Das aktuelle Modell J15 läuft mit leichten Retuschen seit 2009. Parallel gibt es noch die J7-Modelle, das sind die ganz groben, die seit 1984 nahezu unverändert produziert werden (nicht für Europa). Und seit 2021 gibt es den ganz neuen Land Cruiser (intern J30). Der jedoch wird ebenfalls nicht in Europa angeboten (Ausnahme Russland).

Wer die Modelle mal in eine Suchmaschine eingibt, wird schnell merken, warum weder der eine noch der andere hier erhältlich ist, in anderen Regionen der Welt aber ebenfalls weggehen wie warme Semmeln. Bei uns heißt die warme Semmel eben Mercedes G-Klasse und hat aktuell eine Preisentwicklung bei den Gebrauchten wie Rolex es bei den Uhren seit Jahrzehnten vormacht. Also nach dem Kauf geht es langsam nach oben - beim G jedoch im Zeitraffer. Doch auch der Toyota erweist sich als besonders wertstabil siehe DAT-Prognose nebenan.

Von Autoflotte getestet

Positiv: Entspanntes Fahren, Arbeitstier, viel Platz

Negativ: Hecktür, Materialien, Schalterflut

Toyota Land Cruiser TEC-Edition

  • Testwagenpreis: 67.302 Euro
  • R4/2.755 cm³ | 150 kW/204 PS 500 Nm ab 1.600 U/min 6-Gang-AT
  • 12,7 s | 175 km/hWLTP: 9,6 D
  • 251 g/km 4.840 x 1.885 x 1.845 mm
  • 553 l (7-Sitzer)/640 l (5-Sitzer) - 1.833/1.934
  • KH: 23 | TK: 28 | VK: 26
  • Effizienz: C Wartung: jährlich/15.000 kmGarantie: 3 Jahre/100.000 km

Autoflotte-Empfehlung

Toyota Land Cruiser Comfort Preis ab: 52.277 EuroAnhängekupplung: 630 EuroDachreling: 328 EuroGepäckgitter: ab 223 EuroAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer

DAT-Prognose

Toyota Land Cruiser TEC-Edition, 36 Monate mit Ausstattung

  • 15.000 km/Jahr: 58,3 %
  • 25.000 km/Jahr: 53,9 %
  • 40.000 km/Jahr: 47,2 %
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