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Eine günstige Alternative

29.01.2010 12:02 Uhr

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Eine günstige Alternative

Leasinggeber und Fuhrparkleiter bestätigen unisono, dass Firmen durch Einsteuerung ihrer Wagen in freie Werkstätten kräftig sparen. Doch bei Servicearbeiten tun diese sich im Kampf um Marktanteile noch schwer.

Einsparungen in Höhe eines mindestens zweistelligen Prozentsatzes? Das halten alle von uns befragten Leasinggesellschaften, die sich zu diesem Punkt geäußert haben, für realistisch, wenn Fuhrparkbetreiber statt einer Vertragswerkstatt einen freien Betrieb ansteuern. Das Maximum schätzen einige von ihnen bei Servicearbeiten sogar auf bis zu 25 und bei Unfallreparaturen sogar auf bis zu 30 Prozent (s. Tabelle unten).

Ersparnisse, die angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und gestiegener (Leasing-)Kosten jedes Unternehmen, das Firmenwagen unterhält, gerne mitnimmt – so möchte man meinen. Doch auch wenn die Akzeptanz der freien Werkstätten von Jahr zu Jahr zu steigen scheint, bleiben Vorbehalte weiterhin auf beiden Seiten bestehen.

Dabei spricht die Realität eigentlich eine andere Sprache. Denn befragt nach Problemen bei Garantie- und Gewährleistungsansprüchen und ihren Erfahrungen mit den freien Betrieben, ist die Resonanz der Fuhrparkmanager und Leasinggeber (s. Grafiken auf S. 27) nahezu durchgängig positiv. „Unsere Erfahrungen sind sehr gut. „Freie“ Werkstätten können teilweise ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Dabei gibt es keine Zugeständnisse an die Qualität der ausgeführten Arbeiten, da die freien Werkstätten unseren hohen Anforderungen entsprechen müssen“, sagt auch Dieter Jacobs, Geschäftsleitung Fuhrparkmanagement der LeasePlan Deutschland. Der Leasinggeber aus Neuss startet zudem in Kürze eine Kooperation mit einer freien Werkstattkette bei Wartung und Reparatur. Dann gibt es wieder einen Leasinggeber mehr, der auch in diesem noch unterrepräsentierten Bereich auf das Know-how freier Betriebe setzt, und der Anteil läge bei 40 Prozent der befragten Leasinggeber. Aktuell beträgt die Quote 35 Prozent, bei unserer letzten Umfrage im Vorjahr lag sie noch knapp darunter bei 33,3 Prozent.

Gegenwind durch Hersteller

Doch trotz steigenden Zuspruchs weht den „Freien“ ein rauer Wind entgegen. Denn ob Ford, Mercedes, Opel oder Volkswagen: Viele Hersteller bieten für Flotten attraktive und subventionierte Konditionen für Arbeiten in ihren Fachwerkstätten. „Service-Pakete treten immer wieder in Erscheinung“, sagt Mark Thielenhaus, Vorstand Operations bei Sixt Leasing. „Sie sind aber nicht von dauerhafter Natur. Die Kosten hierfür trägt der Kunde nach unserer Erfahrung an anderer Stelle.“ Doch mittlerweile haben sich noch andere Formen der Subventionierung etabliert, die es den „Freien“ schwer machen. „Hersteller bieten nicht nur Servicepakete, sondern inzwischen sogar Werbekostenzuschüsse für die Serviceraten der herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften. Es besteht hier allerdings kein ursächlicher Zusammenhang zum Wettbewerb mit den ,Freien‘. Vielmehr ist es ein weiteres Absatz-instrument, um die eigene Vertriebssituation zu stärken“, sagt Stefan Cohrs, Leiter Marketing und Operations bei Commerz Real Autoleasing.

Auch in Fuhrparks hoch im Kurs

Knapp 29 Prozent der von uns befragten Fuhrparkverantwortlichen nehmen keine Dienstleistungen von freien Betrieben in Anspruch, entweder weil sie eine hausinterne Werkstatt haben und/oder mit Vertragswerkstätten arbeiten. Die übrigen 71 Prozent greifen regelmäßig auf diese zurück, und das überwiegend bei Reifenersatz, Unfallinstandsetzung und Glasschäden. Für Inspektionen aber suchen sie diese höchstens mit älteren Flottenfahrzeugen auf.

Auch diese Fuhrparkleiter sind gut auf die Qualität der freien Betriebe zu sprechen. „Wir haben gleich bei uns um die Ecke eine freie Werkstatt, die super arbeitet. Sie würde auf jeden Fall eine Eins von mir bekommen. Die Zusammenarbeit ist perfekt. Die Vorteile für uns: Wir müssen keine langen Fahrtwege auf uns nehmen, der Mitarbeiter geht morgens vorbei und holt am Abend das Fahrzeug ab. Und: Die Preise sind um ein Drittel günstiger“, sagt Angelika Schramm-Bauer, Leiterin Finanzen und Fuhrpark bei Mensch und Maschine SE, die rund 100 Fahrzeuge im Fuhrpark betreut. Gern würde sie die Zusammenarbeit auf andere Bereiche ausdehnen, was wegen der Finanzierungsart nicht geht. „Leider dürfen wir diesen Service nur für Radwechsel und -kauf sowie Unfallinstandsetzung nutzen. Da wir nur Leasingfahrzeuge haben, müssen wir zur Inspektion in eine Fachwerkstatt fahren“, sagt sie. Doch dort war sie schon mal unzufrieden: „Leider haben wir schon einige Male die Erfahrung gemacht, dass die Preise und die Leistungen nicht unseren Wünschen entsprechen. Schwarze Schafe gibt es überall“, findet Schramm-Bauer.

„Wir greifen auf freie Werkstätten eigentlich nur im Reifenbereich zurück und sind damit sehr zufrieden, und dies in allen Fahrzeugsegmenten. Wartung, Service und Glasreparaturen lassen wir hingegen in den jeweiligen Fachwerkstätten erledigen und bei Unfallreparaturen bedient sich unsere Leasinggesellschaft der zentralen Reparatur“, erklärt Karl Rammelmeier, Leiter Fuhrpark bei Covidien Deutschland, einem internationalen Hersteller von medizinischen Produkten.

Einen festen Platz haben „Freie“ beim biopharmazeutischen Unternehmen UCB: „Unfallreparaturen werden bei uns ausschließlich in freien Karosseriewerkstätten durchgeführt. Die Ersparnis liegt bei zirka 40 Prozent! Reifen wickeln wir über die 4 Fleet Group ab, Glasschäden über Car-glass. Das gilt für unsere gesamte Flotte. Wenn ich mal schnell ein Fahrzeug repariert haben muss, bringe ich es hier vom Standort zu premio. Das geht schneller und unkomplizierter als in der Vertragswerkstatt. Ich bin mit all diesen Arbeiten voll zufrieden. Und seien wir mal ehrlich: Welcher Vertragspartner hat schon eine eigene Lackiererei? Diese Arbeiten werden doch an die freien Werkstätten abgegeben“, sagt UCB-Fuhrparkleiter Werner Beule.

Eine ähnliche Form des „Cherry-Pickings“ betreibt auch das Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen MAN: „Für Karosserie- und Unfallreparaturen, Glas- und Reifenersatz nutzen wir gern freie Dienstleister. Für Inspektion und Wartung fallweise, aber nicht durchgängig. Wenn ein Fahrer zum Beispiel keine Vertragswerkstatt vor Ort hat, kann er auch zu einer kleinen freien Werkstatt seines Vertrauens fahren. Oftmals war das ja auch mal eine Herstellervertragswerkstatt. Das ist mit den Leasinggesellschaften so vereinbart beziehungsweise wird für den Einzelfall angefragt, denn wir wollen unseren Fahrern keine Knüppel zwischen die Beine werfen“, sagt Harald Wurzinger, Leiter Car Management bei MAN. Gerade wenn Fahrzeuge älter als drei Jahre seien, würden die „Freien“ deutlich intensiver genutzt.

Was er an ihnen lobt, ist die Flexibilität bei Arbeiten, die einen überschaubaren Zeitaufwand bedeuten. „Bei der kleinen Werkstatt geht eben schnell noch ein Mechaniker mit raus und wechselt das Lämpchen, wenn der Blinker nicht geht. In der Vertragswerkstatt sagt der dann: ,Kommen Sie morgen in der Früh und lassen Sie das Auto einen ganzen Tag da‘“, so Wurzingers Erfahrung.

Professionelle Reparaturverkäufer

Das entscheidende Plus der kleinen Betriebe für Fuhrparkbetreiber sieht Wurzinger aber bei den Kosten, da kleine Einzelwerkstätten, so seine Beobachtung, die notwendigen Arbeiten ausführten, während die Großen den Reparaturverkauf professionell betrieben. Das trifft seiner Meinung nach nicht nur auf Vertragswerkstätten zu, sondern mittlerweile auch auf große freie Ketten, deren Filialen teilweise auffällig „reparaturverkaufsoptimiert“ agierten. „Ich habe schon öfter Rechnungen und Kostenvoranschläge für Fahrzeuge gesehen, die ich kannte, auf denen Reparaturen standen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht notwendig waren. Einem unwissenden Fahrer, der die Werkstatt ansteuert, wird gerne etwas verkauft, was wohl in der Zukunft nötig werden wird, aber aktuell noch nicht ansteht.“ Da würden trotz Bremsbelagverschleißsensoren die Beläge gleich bei der Inspektion mitgewechselt, weil diese bis zur nächsten Inspektion „wohl nicht mehr halten“ würden und das Fahrzeug doch nun schon mal da sei. Leasinggesellschaften hätten dieses Problem ebenso: Keiner sei vor Ort und verweigere letztlich eine Freigabe für sicherheitsrelevante Instandhaltungen, doch das treibe die Kosten, so Wurzinger, der neben einer Kfz-technischen Ausbildung über lange Praxiserfahrung verfügt. Fuhrparkleitern, die das von einer Werkstatt vorgesehene Reparaturvolumen eines Fahrzeugs nicht bewerten können, rät er, durchaus auch eine zweite Meinung einzuholen. „Wie beim Arzt: Bevor ich mich operieren lasse, gehe ich noch zu einem zweiten.“ Auch wenn dieses Vorgehen im Fuhrpark mit Aufwand verbunden sei, so sei dies eine Möglichkeit, sich vor „Abzocke“ der Werkstätten zu schützen und Kostensensibilität zu demonstrieren.

„Kostenbewusste Firmenwagennutzer können helfen, Wildwuchs einzudämmen“, so Wurzinger. Doch wo die Mentalität und der Irrglaube herrschten, „es zahlt doch eh die Leasing“ oder „wir haben doch Full-Service“, werde dieses Spannungsfeld auf lange Sicht bleiben.

mireille Pruvost

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