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Flotten als Hoffnungsträger

02.11.2016 06:00 Uhr
Flotten als Hoffnungsträger

Der Flottenmarkt wird stark vom Full-Service-Leasing dominiert. Und da die privaten Neuzulassungen zurückgehen, sind die gewerblichen mit einem Plus von zuletzt neun Prozent der Wachstumsmotor.

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_ Im europäischen Vergleich ist Frankreich das Land mit der höchsten Durchdringung bei Full-Service-Leasing. Der französische Flottenmarkt ist stark national geprägt - sowohl bei den Marken in der Flotte als auch bei den Dienstleistern. Dort finden sich daher zwar auch einige vertraute Player der Flottenbranche wieder, aber eben auch viele, die in Deutschland unbekannt sind.

Entwicklung des Flottenmarkts

Die Finanzkrise hat in Frankreich nur zu einem ersten und eher kleinen Knick bei den Pkw-Zulassungen geführt. Nach einer kurzen Phase der Erholung in 2009, wo die gesamten Neuzulassungen auf gut 2,3 Millionen Fahrzeuge stiegen, fielen sie die folgenden Jahre in ein tiefes Tal und fanden 2013 mit nur 1,790 Millionen Einheiten ihren Tiefpunkt. Erst seit vergangenem Jahr ist mit 1,917 Millionen Neuzulassungen eine erste leichte Erholung feststellbar.

Den größten Anteil an den Pkw-Neuzulassungen in Frankreich hatte 2014 die PSA-Gruppe mit den Marken Peugeot und Citroën und 536.146 Neuzulassungen, gefolgt von Renault mit 456.425 neu zugelassenen Fahrzeugen. Der Verfolger Volkswagen brachte es dann nur noch auf weniger als die Hälfte vom Marktführer, auf 237.544 neu zugelassene Pkw.

Im Vergleich zu den Neuzulassungen von Unternehmen und Behörden ist im Privatmarkt kaum eine Erholung feststellbar. Seit 2013 liegen sie konstant unter der Schwelle von einer Million Fahrzeuge (2013: 960.200 Neuzulassungen; 2014: 939.500; 2015: leichter Anstieg auf 962.900). Der Flottenmarkt dagegen hat seinen Anteil insbesondere 2015 deutlich ausgebaut: von 233.700 Neuwagen in 2014 auf 254.800 in 2015 - ein Wachstum von neun Prozent. Auch in Frankreich ist somit der Flottenmarkt wichtiger Hoffnungsträger für die Fahrzeugproduzenten und die in diesem Segment tätigen Dienstleister.

Als bevorzugte Finanzierungsform der mittleren und großen Flottenkunden liegt Full-Service-Leasing (auf Französisch: location longue durée (LLD), also "Langzeitmiete" genannt) klar vorn (siehe Grafik 1, S. 64). Bei den großen Unternehmen liegt er bei 80 Prozent und bei den mittleren immer noch bei 55 Prozent. Nur bei den kleinen und Kleinstunternehmen überwiegt der Kauf.

Captives legen zu

Die Landschaft der Full-Service-Leasinggesellschaften, die in diesem Markt so erfolgreich sind, hat sich in den letzten Jahren verändert: Der Anteil der Herstellertöchter am Markt hat in den Jahren von 2008 bis 2014 deutlich von 38 auf 46 Prozent zugenommen, während der der Bankentöchter und unabhängigen Dienstleister abgenommen hat. Die Hersteller haben die Bedeutung dieses Segments für den Absatz ihrer Produkte offenbar erkannt. Der Vertragsbestand der Full-Service-Leasinggesellschaften ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich angestiegen. Das wird auch für das laufende Jahr prognostiziert.

Gleichzeitig gibt es auch im französischen Markt eine weitere Konzentration der Anbieter. So wurde in 2015 die Übernahme von GE durch den französischen Dienstleister Arval, einer Tochter der Bank BNP Paribas, vollzogen. Dieser brachte der französischen Leasinggesellschaft einen Zuwachs von zirka 50.000 Fahrzeugen.

Und diese Entwicklung setzt sich fort: ALD, Tochter der französischen Bank Société Générale, hat im Februar die Übernahme des unabhängigen Autovermieters Parcours mit zirka 63.000 Einheiten angekündigt.

Aktuell führt Arval mit einem Marktanteil von rund 23 Prozent die Liste der Leasinggesellschaften an (siehe Tabelle 1, links), gefolgt von ALD und den Töchtern der Hersteller PSA und Renault jeweils 16 Prozent Marktanteil. Der Abstand zum Verfolger Leaseplan auf Platz fünf ist dann schon recht groß (gut sieben Prozent Marktanteil).

Bei den Anbietern von Flottenmanagement-Dienstleistungen (ohne Finanzierungsbaustein) dominiert in Frankreich aktuell ALD den Markt mit fast 49 Prozent, gefolgt von der Renault-Tochter Diac (31 Prozent). Dahinter mit deutlichem Abstand: die PSA-Tochter Credipar mit sieben Prozent Marktanteil (siehe Tabelle 2, links).

Frankreich und das übrige Europa

Zu den Besonderheiten im französischen Flottenmarkt, den aktuellen Trends und Herausforderungen habe ich mit Nicolas Bodet, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Aficar, gesprochen. Er sieht eine Besonderheit im hohen Verbreitungsgrad von Full Service. "Sieht man den Anteil des Full-Service-Leasings bei den Unternehmensflotten mit durchschnittlich zirka 61 Prozent, so liegt Frankreich im Vergleich damit am höchsten in der EU: Spanien weist eine Durchdringung von 59 Prozent auf, Deutschland von 42 Prozent und Großbritannien von 35 Prozent."

Außerdem hebt er hervor, dass der Markt in Frankreich von "Riesen" dominiert wird, wie den Unternehmen Arval (BNP Paribas), ALD (Société Générale), Crédipar (PSA) und Diac (Renault)."Dies macht den Wettbewerb für die Kunden nicht einfach", erläutert Flottenexperte Bodet. "Die zunehmende Konzentration bei den Anbietern verstärkt dies."

Er weist ferner darauf hin, dass in den Car Policies französischer Unternehmen sehr häufig lokale Hersteller vertreten seien. Ein Phänomen, das allerdings in den meisten "Automobil-Ländern" zu beobachten sei.

Trends im französischen Markt

Bodet registriert einen Anstieg des Outsourcings von Flottenmanagement-Leistungen in seinem Heimatmarkt. "Basierend auf neuen Dienstleistungskonzepten beobachten wir zudem eine verstärkte Aufteilung von Finanzierung und Services", sagt er. "Entsprechend aufgestellte Dienstleister unterstützen diese Zielsetzungen auf Seiten der Kunden."

Eine weitere Trendentwicklung sieht er bei neuen Technologien. "Ausgehend von Telematik-Lösungen werden immer mehr Systeme zur Unterstützung des Fahrer-Managements, zum Beispiel Apps, und zur Erbringung von Services in Flotten eingeführt", erläutert der Beratungsexperte. "Dies geht einher mit einer verstärkten Nutzung von Big Data durch den Kunden, um bessere strategische Entscheidungen im Flottenmanagement zu erreichen." Bei den Leasinggesellschaften stellt er eine verstärkte Fokussierung auf das Segment der kleinen und mittleren Unternehmen, aber auch Privatkunden fest.

Herausforderungen für Flotten

Mit Blick auf seinen Heimatmarkt sieht Nicolas Bodet drei wesentliche Herausforderungen für die Betreiber von Firmenwagenflotten in Frankreich: Erstens die "Marktkonsolidierung": Die Flottenindustrie sei auf wenige sehr große Anbieter geschrumpft und biete somit nur noch eingeschränkte Wahlmöglichkeiten. Zweitens die Globalisierung: Viele Unternehmen organisierten sich weltweit - so auch zunehmend das Flottenmanagement. Und drittens Unsicherheit bei den Rahmenbedingungen: Steuern und Gesetze würden sich in den kommenden Monaten erneut ändern. Dies führe zu Verunsicherungen bei den Flottenkunden.

Thilo von Ulmenstein Managing Partner bei Fleetcompetence Europe. Das Schweizer Beratungsunternehmen unterstützt mit seiner Expertise Unternehmen im Bereich Flotten- und Mobilitätsmanagement. Es ist mit einer Tochtergesellschaft in Deutschland vertreten und verfügt darüber hinaus über ein Netzwerk spezialisierter Fachexperten in Europa. Das Unternehmen bietet nationales und internationales Consulting für Flottenbetreiber und Dienstleister an und führt für sie Schulungen und Trainings sowie Marktstudien durch. Mit dem "International Fleet Meeting Geneva" hat Fleetcompetence Europe zudem innerhalb weniger Jahre eine anerkannte Networking-Plattform am Autosalon Genf für die internationale Flotten-Branche geschaffen.Weitere Informationen: www.fleetcompetence.com

Aus deutscher Sicht

Der Flottenmarkt in Frankreich

_ Ähnlich wie der französische ist auch der deutsche Markt sehr stark national geprägt. Immerhin zirka 50 Leasinggesellschaften bieten in Deutschland Finanzierungslösungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Allerdings ist das Bild der Finanzierungsformen in Deutschland bunter. Neben dem in Frankreich üblichen Full-Service-Leasing ist hierzulande zusätzlich auch das Finanzleasing mit Istkosten-Abrechnungen weit verbreitet.Dies zeichnet sich dadurch aus, dass hier keine monatlichen Pauschalen für Wartung, Service und Reifen angesetzt werden, sondern monatlich die Istkosten abgerechnet werden. Dies bietet den Vorteil, dass gegenüber den Pauschalansätzen der Leasinggeber Kosten signifikant gesenkt werden können. Allerdings ist hierzu auch ein leistungsfähiger Flottenmanagement-Partner notwendig, der in der Lage ist, qualifizierte Rechnungsprüfung und -bearbeitung umzusetzen.Ähnlich wie in Frankreich ist in Deutschland die Entwicklung zu beobachten, das externe Flottenmanagement- und Flottenservice Unternehmen in die unternehmenseigene Organisation eingebaut werden. Hier reicht die Bandbreite von umfangreichem, unabhängigem Flottenmanagement, wie es beispielsweise von Ari und FleetCompany angeboten wird, bis hin zu ausgewiesenen Flottenmanagementdienstleistungen von Leasinggesellschaften (zum Beispiel CPM und Leaseplan). Hinzu kommen aber auch in Deutschland einige Spezialdienstleister in Bereichen wie datenorientiertem Flottenmanagement (Avrios), schadenmanagement- und halterpflichtorientierten Dienstleistungen (TCS) sowie reine Telematik-Dienstleister.Auch in Deutschland ist in einem weit entwickelten und prominenten Flottenmarkt der Trend zur Internationalisierung von Teilleistungen des Flottenmanagements zu beobachten, in einem Flottenmarkt, der bei allerdings stabilen Rahmenbedingungen auch hierzulande die Stütze des Wachstums für die Fahrzeughersteller darstellt. Roland Vogt

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Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.