Schlüsselbrett, ade
Alphabet hat ein Corporate-Carsharing-Konzept auf Leasingbasis entwickelt. Das macht klassische Poolautos überflüssig und soll die Kosten deutlich senken.
Poolwagen sind nicht gerade die Lieblingsfahrzeuge der Fuhrparkmanager, denn sie verursachen einen erheblichen Aufwand – finanziell und administrativ. Die Ausgabe an Mitarbeiter muss strikt geregelt sein, die Schlüsselübergabe ebenso wie die Führerscheinkontrolle professionell organisiert und der Zustand der Poolwagen ständig überwacht werden. Laufend wechselnde Nutzer sind einem pfleglichen Umgang und ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein zudem oft nicht förderlich. Stehen die Poolautos ungenutzt auf dem Parkplatz herum, ist dies auch nicht gerade kosteneffizient.
Das Wesen der Poolfahrzeuge will die BMW-Tochter Alphabet jetzt gründlich revolutionieren, gleichzeitig aber auch den Autovermietern und Taxifahrern die Kundschaft abjagen. Denn mit dem „AlphaCity“ genannten Carsharing-Angebot, das sich ausschließlich an gewerbliche Kunden richtet, sollen Unternehmen selbst zu Vermietern von Premiumfahrzeugen für ihre Mitarbeiter werden. Das soll die Mobilitätskosten nachhaltig senken. „Es ist das erste Carsharing-Produkt auf Leasingbasis in Deutschland“, verkündete Uwe Hildinger, Leiter Vertrieb und Marketing von Alphabet, sichtlich stolz bei der Pressevorstellung in München.
Nach Berechnungen von Alphabet sollen die „Total Cost of Mobility“ eines Unternehmens um durchschnittlich 40 Prozent reduziert werden können, wenn es auf das AlphaCity-Konzept setzt und sich von Schlüsselbrett, Taxifahrten und Mietwagenbuchungen weitestgehend verabschiedet. Weitere 30 Prozent Ersparnis sollen erreichbar sein, wenn Unternehmen die interne Carsharing-Flotte entgeltpflichtig auch für Privatfahrten der Mitarbeiter herausgeben, zum Beispiel für Aktivitäten nach Feierabend oder am Wochenende.
Die monatlichen Kosten für das Unternehmen, die sich aus einer Finanzleasingrate, einer Full-Service-Rate und einer AlphaCity-Rate zusammensetzen, entsprechen nach Kalkulation der Leasinggesellschaft für einen BMW 118d einer achttägigen Mietwagennutzung. Oder in etwa zehn einstündigen Fahrten mit einem Taxi. Oder aber einer Kostenpauschale von 2.000 Kilometern, die ein Unternehmen für Fahrten mit dem Privatwagen des Mitarbeiters bezahlen würde.
Die Trennung privater und geschäftlicher Fahrten lässt sich bei AlphaCity ebenso wie die Dauer der Anmietung und Abrechnung der Mietkosten genau abbilden. Denn mit den Carsharing-Fahrzeugen, die alle mit einer Tankkarte und mit einem Bordcomputer ausgestattet sind, wird auch eine integrierte Telematik- und Fleet-Management-Plattform für die Buchung und automatisierte Verwaltung zur Verfügung gestellt.
Führerschein wird zum Türöffner
Und so funktioniert das Corporate Carsharing: Unternehmen leasen von Alphabet für eine Laufzeit von 24 bis 36 Monaten festgelegte Modelle der BMW Group im Full-Service – aktuell sind dies alle dreitürigen Varianten des Mini und ab 2012 der neue BMW 1er. Diese stehen für einen fest definierten Nutzerkreis zur Anmietung bereit.
Zuvor muss sich jeder autorisierte Mitarbeiter jedoch registrieren lassen. Dazu muss er auf seinen Führerschein einen RFID-Chip von LapID anbringen lassen. Dieser wird zum Türöffner für jedes Mietfahrzeug, darüber hinaus gilt er gleichzeitig als Nachweis einer gültigen Fahrerlaubnis.
Vor Fahrtantritt muss der Wagen per Onlinebuchungsportal oder Smartphone-App reserviert werden. Dazu erhält jeder autorisierte Mitarbeiter seine individuelle PIN. Gebucht wird, anders als in der klassischen Autovermietung, keine Kategorie, sondern konkret das abgebildete Auto.
Nach Öffnen des Fahrzeugs mit seinem Führerschein loggt sich der Fahrer mit seiner PIN am Bordcomputer ein und durchläuft einen kurzen, elektronischen Fahrzeugcheck am Monitor.
Hierbei macht er Angaben zur Sauberkeit und zu eventuellen Vorschäden am Mietobjekt. Gibt es Beanstandungen, kann der Mieter einen Reinigungsdienst bestellen (optionale Zusatzleistung) oder sich mit einer Hotline verbinden lassen.
Per Druck auf den Start-Stopp-Knopf kann die Fahrt schließlich beginnen. Die Miete gilt als beendet, wenn der Nutzer das Fahrzeug auf einer vom Unternehmen definierten Parkfläche abgestellt und sich am Bordcomputer ausgeloggt hat. Erst dann laufen keine Mietgebühren mehr auf. Abgerechnet wird – natürlich voll elektronisch – im Minutentakt. Bezahlt wird bei Privatfahrten über die Kreditkarte des Mitarbeiters oder durch Gehaltsabbuchung. Kosten für Geschäftsfahrten werden der Kostenstelle oder dem Projekt des Fahrers zugerechnet.
Die Tarife gestaltet jedes Unternehmen selbst – hier steht Alphabet den Kunden beratend zur Seite. Die Mietpreise für die Privatnutzung sind so zu gestalten, dass sie einerseits für die Mitarbeiter attraktiv sind und eine Alternative zur klassischen Autovermietung darstellen, aber andererseits keinen geldwerten Vorteil darstellen.
Ab dem dritten Quartal 2012 soll ebenso die BMW 3er-Limousine die AlphaCity-Flotte ergänzen. Auch für Elektrofahrzeuge sieht der Leasinggeber hier zukünftig ein geeignetes Einsatzgebiet.
Alphabet verspricht sich von dem Produkt, neben dem bestehenden Kundenstamm auch neue Ziel- und Nutzergruppen anzusprechen. Das Interesse sei groß.
Zeitgleich mit Deutschland ging das Corporate Carsharing Mitte Oktober auch in Frankreich und England an den Start. Schon im nächsten Jahr sollen 15 weitere Länder folgen. m. Pruvost
Aus einer Hand
Mit einem Komplettangebot wollen E.ON und Sixt den Einstieg in die Elektromobilität attraktiv machen.
Das vom Energieversorger E.ON geschnürte Paket „E.ON eMobil“ umfasst neben Ladestationen und deren Installation auch die Belieferung mit Ökostrom und ein Leasingangebot für ein Elektroauto in Kooperation mit Sixt Leasing.
Kernstück von E.ON eMobil sind hochwertige Ladestationen, die von Fachleuten installiert und abgesichert werden. Das Unternehmen bietet neben einer Basisversion auch eine Variante mit einem intelligenten Zähler und einem Zweizonentarif an: Wer seinen Wagen nachts auflädt, profitiert dann von niedrigeren Strompreisen und erhält zudem in einem Onlineportal Verbrauch und Kos-ten transparent aufbereitet. Der Strom selbst kommt in beiden Angeboten aus Wasserkraftwerken von E.ON in Deutschland.
Der Preis für das Basispaket aus Ladebox und Installation liegt bei 899 Euro, die smarte Version gibt es für 999 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Ökostrom.
Das passende Auto zur Ladestation kommt vom Kooperationspartner Sixt Leasing. Er bietet derzeit den Peugeot iOn mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern an. Dieser ist bereits ab einer monatlichen Leasingrate von 499 Euro und einer Sonderzahlung von 4.499 Euro erhältlich. „Damit haben wir eines der ersten elektrischen Serienmodelle eines großen Herstellers im Programm. Das Auto hat sich seit der Markteinführung im Frühjahr 2011 bereits bestens bewährt“, sagt Mark Thielenhaus, Vorstand der Sixt Leasing. Die Angebotspalette wird sich Sixt Leasing zufolge noch erweitern, da einige Hersteller für das kommende Jahr neue Serienmodelle angekündigt haben. mP
- Ausgabe 11/2011 Seite 30 (318.8 KB, PDF)