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Fahrbericht DS 4: Wenn die A-Klasse zu profan ist

20.12.2021 10:00 Uhr
Der neue DS4 in Fahrt.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Seit 2015 gibt es die Marke DS in Europa. Vier Modelle – von der 5-Meter-Limousine bis zum kleinen CUV – sind im Portfolio. Wir haben den neuesten, den kompakten DS 4 ins Visier genommen und sind überrascht.

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Kein Bock auf den Golf? Keine Lust, mit einem Octavia beim Kunden vorzufahren und die A-Klasse passt nicht zu Ihrem Unternehmen? Dann könnte der extravagante DS 4 etwas für Ihren Fuhrpark sein, dessen Marktstart genau jetzt stattfindet.

Kleiner ja, weniger nein

DS hat sich 2014 von Citroën abgespalten (zuvor gab es bereits den Citroën DS 3) und war zuerst in China erhältlich und einige Modelle rollten und rollen dort auch vom Band. Citroën und DS sind hierzulande keine klassischen Flottenvertreter. Doch gerade DS hat einige Pfeile im Köcher, die bei richtiger Anwendung auch ins Schwarze treffen können – zumindest bei den User Choosern.

Wir sind den DS 4 Blue HDi 130 gefahren. Der einzige Diesel im Programm startet bei 27.227 Euro und liegt damit exakt auf A-Klasse-Niveau. Viel Geld für eine kompakte Basisversion? Ansichtssache. Vor allem dann, wenn man seitens der DS-Manager hört, dass der DS 4 meist in der höchsten Ausstattungslinie, Rivoli, bestellt wird. Die Klientel ist also solvent und lässt sich den 4,40-Meter-Spaß einiges kosten. Eine Eigenschaft, die oft in Frankreich und Italien festzustellen ist. Man kauft einen vergleichsweise kleinen Wagen – wie hier die Kompaktklasse – und stattet diese luxuriös aus. Denn oft lassen die Parksituation und die Straßenverhältnisse in Mailand und Marseille oder Paris und Rom keine großen Autos zu. Ein durchaus sympathischer Ansatz, der die Kapazitäten der Verkehrswege nicht noch mehr strapaziert und zeigt, dass weniger nicht an allen Ecken und Ende weniger bedeutet.

Denn das, was der DS 4 alles bietet, haben einige in der oberen Mittelklasse nicht für Geld und gute Worte. Ein paar Beispiele gefällig? Das Nappaleder kommt von bayerischen Kühen, die in einer Höhenluft atmen durften, in der es keine Stechmücken mehr gibt und kein Stacheldraht benötigt wird. Damit ist sichergestellt, dass das Leder makellos ist und weniger "Ausschuss" anfällt. Ob Leder noch immer das Nonplusultra ist, darf hingegen infrage gestellt werden. Ein feiner Veloursstoff (nein, nicht das Alcantara, das es im DS 4 gibt) würde vielleicht gerade einer traditionsbesessenen Marke wie DS, deren Gene auf dem Citroën DS basieren sollen und damit Luxus pur verströmen möchten, gut zu Gesicht stehen.


DS 4 (2022)

DS 4 (2022) Bildergalerie

Dass Luxus kostet und dass man irgendwie auf die erwähnten 42.000 Euro netto kommen muss, die ein DS 4 im Rivoli-Trimm kostet, ist klar. Die Tierhaut aus den Alpen kostet daher mindestens 3.530 Euro extra, obwohl vorher bereits Leder im Fahrzeug sein musste. Freilich nicht in der Basisversion, da wird mit Stoff möbliert. Die Sitze, auf die das Leder gespannt werden, gehören vielleicht zu den komfortabelsten des Segments und sind vielfach einstellbar.

Handwerk wird großgeschrieben

Generell möchte die Marke DS die Handwerkskunst in den Fokus rücken und zeigen, dass das auch in einem Großserienfahrzeug möglich ist. So ist an der unteren Lenkrad-Speiche des "Performance-Line" erstmals geschmiedetes Karbon zu finden. Ob man dieses Detail mag und wieso es lediglich an dieser Stelle im Fahrzeug zu finden ist, lassen wir offen. Es zeigt jedoch, wie sich DS ins Zeug legt, um eine Geschichte zu erzählen. Und da wird dann auch mal mit Begriffen wie Perlenstickerei, Guillochierung und Bracelet-Finish geprahlt, die jedoch beim Verkaufsgespräch auch entschlüsselt werden müssen. Wir machen es einfach: All das sieht sehr hochwertig aus, fühlt sich so an und man sich selbst wohl.

Ob das Design des DS 4 innen wie außen gefällt, steht auf einem anderen Blatt. Verleugnen kann man nicht, dass der Kompakte durchaus selbstbewusst auftritt und mehr Größe darstellt als er wirklich besitzt. Das spüren vor allem die Fondinsassen, deren Platzangebot deutlich geringer ausfällt als das im Octavia. Ein Aufschneider ist der DS 4 deswegen dennoch nicht.

Jedoch kommt es auch ein wenig auf die Wahl der Motorisierung an. Der in der PSA-Welt omnipräsente 1,5-Liter-Diesel ist der einzige Selbstzünder. Mehr wird es auch nicht geben. Eher weniger. Doch andere bieten schon gar keine Ölbrenner mehr an. Bis 2024 verabschiedet sich auch DS vom Diesel sowie vom klassischen Benziner und elektrifiziert alles. Bis dahin wird es den DS 4 auch rein elektrisch geben.

Bisher können maximal 0,5 Prozent bei der Versteuerung gespart werden, nicht mit dem Diesel, wohl aber mit dem Plug-in-Hybriden, der es auf 225 PS bringt und für Normalfahrer (Kilometerleistung) wohl das Ideal aus Performance, Ökonomie und vielleicht auch Ökologie bietet. Denn der von uns gefahrene Selbstzünder verrichtet seine Arbeit gut, solange man im Verkehr mitschwimmt. Auf der Autobahn erhebt er allerdings oft seine Stimme, was Doppelverglasung (Rivoli) und Dämmmaterial beflissen zu vertuschen versuchen. Notfalls hilft das klangstarke Focal-Soundsystem (ab 672 Euro), die übriggebliebenen "Nebengeräusche" zu eliminieren.

Auf der Autobahn sucht die stets serienmäßige Achtgang-Automatik auch oft nach mehr Leistung in den Tiefen des kleinen Dieselns und denkt, diese durchs Runterschalten zu finden. Das klappt jedoch nicht. Richtgeschwindigkeit ist daher das optimale Tempo für den Diesel und Kilometerschrubber am Volant, denn mit 4,8 Litern soll er sich zufriedengeben (laut WLTP). Wer den Einsfünfer ausreizt, schafft nach langem Anlauf und im vorletzten Gang bei hoher Drehzahl vielleicht auch mal 203 km/h. Aber das will man nicht.

Guter Fahrkomfort

Eher genießt man den trotz 20-Zoll-Rädern durchaus guten Abrollkomfort und passablen Wendekreis (11,3 Meter). Ja, auch die Franzosen sind mittlerweile bei einem straffen Fahrwerks-Set-up angekommen, aber das kameragesteuerte Adaptiv-System scannt die direkt vor dem DS 4 befindliche Fahrbahn, erkennt beispielsweise Löcher und schaltet in sekundenbruchteilen die Dämpfer auf weich. Hört sich kompliziert an, ist es sicherlich auch, merkt man aber nichts von – manchmal auch nichts von den Löchern. Gut gemacht und unique im Stellantis-Konzern. Somit ist fürs Wohlbefinden der Insassen auch aus dieser Sicht abermals gesorgt.

Apropos Sicht. Viel sehen Hintensitzende und Rückblickende nicht. Das kleine Heckfenster und die massiven C-Säulen versperren die Sicht und man erahnt oft eher was (schräg) hinter einem so alles passieren könnte. Assistenzsysteme sollen daher auch im DS 4 dieses Manko überdecken, daher gibt es alles – sogar ein Nachtsichtgerät (1.680 Euro), das allerdings nach vorne schaut und mehr erkennt als das menschliche Auge. Dass jedoch das Fahrerdisplay so klein geraten ist, dass es aus dem Corsa stammen könnte, enttäuscht. Hilfreich ist in diesem Fall das Head-up-Display, das sogar die Fahrspurempfehlung bunt in die Windschutzscheibe projiziert. Empfehlenswerter ist – wie fast immer – das Matrixlicht, das bei den untersten Ausstattungen nicht und darüber für faire 588 Euro zu haben ist. Im Rivoli ist es Serienbestandteil. Generell werden viele Extras via Ausstattungslinie vorgegeben, sechs gibt es und im Moment noch eine siebte, La Premiére genannt, passend zur Markteinführung.

Erdacht und designt wurde der DS 4 in Frankreich. Das merkt man schnell an den Eigenheiten, die auch dieser DS besitzt. Es fühlt sich jedoch bei unserem ersten Kontakt so an, als ab man jetzt mehr Wert auf Bedienbarkeit gelegt hat. Das neue Touch-Display in der Mittelkonsole funktioniert gut, ist hilfreich und sieht (sauber gewischt) hochwertig aus. Produziert wird der DS 4 übrigens in Rüsselsheim. Das zur Info für alle, die doch etwas Golf- oder A-Klasse-Flair haben wollen.

DS 4 Blue HDi 130 Rivoli

  • Testwagenpreis: 44.118 €
  • R4/1.499 cm3 | 96 kW/130 PS
  • 300 Nm ab 1.750 U/min | 8-Gang-AT | 203 km/h | 10,9 s
  • WLTP-Verbrauch: 4,8 D | 127 g/km
  • Effizienz: A
  • 4.400 x 1.830 x 1.470 mm | 430 – 1.240 l
  • HK: 17 |  VK:  22 |   TK: 21
  • Wartung: 30.000/jährlich
  • Garantie: 2 Jahre
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