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60 Jahre Porsche 911: Legendäre Ideal-Linie

25.06.2023 05:54 Uhr | Lesezeit: 6 min
Auf der IAA 1965 präsentiert Porsche den 911 Targa als "erstes Sicherheitscabriolet der Welt" mit einem gut 20 Zentimeter breiten Überrollbügel.
© Foto: Porsche

Einziges Supercar in Millionenauflage, ehrgeizigster Racer mit den meisten Rennsiegen, seit 60 Jahren technisch seiner Zeit voraus und doch durchs Antriebskonzept und ikonische Konturen der Vergangenheit verpflichtet. Ein Blick ins Erfolgsrezept von Deutschlands schnellstem Boxer Porsche 911.

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Schneller, besser und schöner: Dieser Sportwagen ist seit 60 Jahren auf der Suche nach der Ideal-Linie. Dabei hat er sie eigentlich längst gefunden, verbucht der Porsche 911 doch die meisten Rennsiege und verführt durch Designlinien für die Ewigkeit. Sanfte Auffrischungen dürfen sein, aber die schlichte und zugleich schnelle Silhouette des zeitlos schönen Sportcoupés verzichtet auf die provokativen Designmoden anderer, meist kurzlebiger Asphaltrenner.

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Das galt bereits für den 1963 vorgestellten Porsche 901, den Prototypen der Sportwagen-Serie. Von dieser verlangte Firmenchef Ferry Porsche nicht nur zwei Notsitze im Fond, sondern auch die Zuverlässigkeit des Volkswagen Käfers – wie das Wolfsburger Krabbeltier bekam der Elfer einen Boxer ins Heck – und einen Auftritt, der sozial akzeptiert wird. Später fasste Ferry Porsche die außergewöhnliche Vielseitigkeit seines Meisterstücks zufrieden zusammen: "Der 911 ist das einzige Auto, mit dem man von einer afrikanischen Safari nach Le Mans, dann ins Theater und anschließend auf die Straßen von New York fahren kann." Tatsächlich wurde der Elfer nie auf die Rolle des spektakulären Showcars oder Spielzeugs für Reiche reduziert, und brachte es auch deshalb als einziger Supersportler in eine Millionenauflage. Kein Auto für Neider also, sondern ein nahbarer Leistungssportler: Oft verzichtet Porsche bei Messeauftritten und Events auf Absperrbänder, anders als etwa Ferrari. Schon die jüngsten Autofans sollen Deutschlands schnellsten Straßenrenner hautnah erleben.


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Porsche 911: "2-Sitzer mit 2 bequem. Notsitzen"

Genau deshalb stand in Ferry Porsches erstem Lastenheft für den Nachfolger des seit 1948 gebauten Erfolgstyps Porsche 356 die Notiz: "2-Sitzer mit 2 bequem. Notsitzen, besserer Einstieg". Es war Ferrys ältester Sohn Ferdinand Alexander, der 1957 als gerade 21-jähriger in der von Erwin Komenda geleiteten Porsche-Designabteilung begann und bereits zwei Jahre später exakt das zeichnete, was seinem Vater vorschwebte: ein Gran Turismo mit den Merkmalen des späteren Design-Glanzlichts 911. Zunächst allerdings folgte als Zwischenschritt 1959/60 der viersitzige Prototyp 754, aus dem dann 1963 das 2+2-sitzige Fastback-Coupé Porsche 901 hervorging. Die Erwartungen an diesen ersten Stuttgarter Sechszylinder-Sportwagen konnten nicht größer sein, genoss der Vierzylinder-Vorgänger 356 doch bereits Legendenstatus. Am 12. September 1963 war der große Tag gekommen: Der Porsche 901, noch als Prototyp, debütierte auf der IAA in Frankfurt und stahl auf Anhieb allen Konkurrenten wie Mercedes 230 SL, Alfa Romeo 2600 Sprint, Lancia Flaminia GT oder Volvo P 1800, aber auch italienischen Supercars die Show. Kein Wunder: Die geniale Silhouette des neuen Porsche war für die Ewigkeit geschaffen, sie charakterisiert bis heute alle Neunelfer.

Porsche 911 heißt die Zuffenhausener Markenikone erst seit der Markteinführung im Herbst 1964, denn Peugeot hatte die Präsentation des deutschen Superstars auf dem Pariser Salon zum Anlass genommen, auf seine Rechte an der Null in der Mitte von Typennummern hinzuweisen. Zwar zeigten treue 356-Enthusiasten zuerst Ressentiments gegen den neuen Streetracer, aber Porsche behielt den traditionellen Vierzylinder 356 SC vorläufig im Programm und präsentierte 1965 den erschwinglichen Vierzylinder-Typ 912 mit munteren 66 kW / 90 PS. Geringes Gewicht und in den 1960ern keineswegs selbstverständliche vollgasfeste Motoren sicherten auch dem gerade einmal 96 kW / 130 PS starken, aber spurtstarken frühen 911 begeisterte Urteile der Fachpresse.


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"Der Laie sollte die Finger von diesem Auto lassen"

Konkurrenzlos zeigte sich speziell der 1966 vorgestellte 911 S mit 118 kW / 160 PS und der Vmax-Insignie "Fuchs-Felge". Räder, die damals sogar Schulkinder erkannten. Der 911 S taugte laut Werbung gleichermaßen für die Fahrt ins Büro wie auf die Rennstrecke. Stimmt, meinte Hollywood-Star und Racer Steve McQueen: Das 1970 entstandene Racing-Epos "Le Mans" zeigt McQueens dunkelgrünen 911 S deshalb minutenlang. Wirklich gefürchtet von Ferrari & Co. wurde jedoch erst der 1972 lancierte 911 Carrera RS mit berühmt-berüchtigten Entenbürzel und 154 kW / 210 PS starkem 2,7-Liter-Boxer; vor allem aber der 1974 – unmittelbar nach der ersten Ölkrise – vorgestellte 911 Turbo.

Gewaltige 191 kW / 260 PS katapultierten den weltweit ersten Seriensportwagen mit Abgasturbolader in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Dagegen hatten weder Ferrari 512 BB noch Lamborghini Countach eine Chance. Allerdings gab der damalige Formel-1-Champion Niki Lauda den Rat: "Der Laie sollte die Finger von diesem Auto lassen"; schon für den schnellen 911 S hatten Fachjournalisten scherzhaft eine "Waffenscheinpflicht" gefordert. Dennoch: Im Alltag zeigte sich der 911 stets als Vorreiter zukunftsweisender Sicherheitstechniken, wie schon 1965 der Targa als „erstes Sicherheits-Cabriolet“ der Welt mit massivem Überrollbügel bewies. Ein Safety-First-Anspruch, den die 1973 lancierte zweite 911-Generation (G-Serie) durch charakteristische Faltenbalg-Stoßfänger visualisierte.

Porsche 911 - dunkle Wolken über dem Elfer

Trotzdem zogen sich in den 1970ern dunkle Wolken über dem Elfer zusammen, denn die Transaxle-Typen 924 und 928 verkörperten vorübergehend die Porsche-Zukunft. Als 1981 Peter W. Schutz Vorstandsvorsitzender wurde, wendete sich das Blatt, denn Schutz erkannte, was dem Elfer fehlte: ein Cabrio. Ab 1982 ergänzte der neue Open-Air-Star die Palette und zum Abschied der zweiten Elfer-Serie folgte 1989 sogar ein Speedster, unter Fans gesuchtes Sammlerstück. Während der dritte Elfer (Typ 964) mit der neuen Option Allradantrieb überraschte, zählt der vierte, 1993 lancierte Elfer (Typ 993) bis heute zu den begehrtesten Interpretationen der Vollgas-Ikone. Als Turbo mit gleich zwei Ladern knackte er 1995 die Leistungsmarke von 300 kW / 408 PS.


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Porsche 911: Wasser- statt luftgekühlte Boxermotoren

Die Revolution wagte dagegen die 1997 eingeführte Baureihe 996: Wasser- statt luftgekühlte Boxermotoren waren für viele Hardcore-Fans gewöhnungsbedürftig. Allein die vom Volksmund als Spiegeleier-Leuchten verspotteten Frontscheinwerfer mussten schnell weichen, ehe ab 2004 der Typ 997 als sechster Elfer startete und in Form des GT2 RS mit 456 kW / 620 PS zu einem Nordschleifen-Rundenrekord sprintete. Eine Marke für die Ewigkeit nahm der 2012 vorgestellte Typ 991: Lackiert in irisch-grün rollte am 11. Mai 2017 der einmillionste Porsche 911 vom Band und direkt ins Museum. Seit Ende 2018 verbindet die achte Generation des 911 (Typ 992) Vergangenheit und Zukunft dieses weltweit bekanntesten Sportwagens mit Boxer. Die gute Nachricht für Puristen: Mit E-Fuels will Porsche den Verbrenner retten und hat dafür bereits eine Pilotanlage in Chile eröffnet.

Zur historischen Relevanz des Elfers erklärt Experte Martin Heinze von der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic Analytics: "Der Elfer gilt wegen seiner Form, der Technik und vieler Rennerfolge als der deutsche Sportwagen schlechthin. Zum Kultauto ist vor allem der gewichtsoptimierte 911 Carrera RS aus den frühen siebziger Jahren geworden, für ein Exemplar in gutem Zustand zahlen Porsche-Fans bis zu 440.000 Euro."


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