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BMW ActiveE-Test: Leises Annähern

18.06.2015 06:00 Uhr
BMW ActiveE-Test: Leises Annähern
Die Fahrer wollen erste Erfahrungen mit E-Fahrzeugen sammeln und die ActiveE-Flotte wurde eigens für Testzwecke gebaut
© Foto: BMW

Reichweitenangst oder Reichweitenstress, wie es die Wissenschaftler nennen, kennen vor allem jene, die noch nie einen Stromer gefahren sind. Dass man Ängste abbauen kann, zeigt ein Großversuch.

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_ Das Wesen von Technik hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Was früher als schwerverständliche Gimmicks für junge Randgruppen galt, ist spätestens mit dem Beginn des Smartphone-Zeitalters dem Gefühl der Entspanntheit gewichen. Neue Dinge müssen per se smart sein, um erfolgreich zu werden. Sprich: leicht bedienbar und damit in ihrem Wesen überschaubar. Genau dies sind die meisten E-Fahrzeuge nicht.

Das meint zumindest jene Mehrheit von Pendlern und Firmenwagenbesitzern, die noch nie in einem Stromer Platz nahm und einfach drauflossurrte. Reichweitenangst nennt sich diese Blockade im Kopf, die den mentalen Konflikt zwischen scheinbar bekannter Technik (Auto) und dem weitestgehend unbekannten Umgang mit der E-Variante umschreibt. Wie begegnet man solchen Ängsten am besten? Mit Erfahrung.

Davon war auch BMW überzeugt und arrangierte zusammen mit seinen Partnern (Stadtwerke Leipzig, TU Chemnitz) vollelektrische Fahrgemeinschaften, die 75 Berufspendler mit der weiß-blauen Erprobungsflotte des BMW ActiveE (E-Motor mit 125 kW/170 PS, 160 Kilometer Reichweite) zusammenbrachte. Eine Zweckgemeinschaft für jeweils zwölf Wochen. Mit dem staatlich geförderten Schaufensterprojekt wuchs im Testraum (Mai 2013 bis Dezember 2014) der Erfahrungsschatz im Umgang mit E-Autos um gut 450.000 Kilometer an - eine lange Strecke, um sich besser kennenzulernen.

"Ich meine, rein rechnerisch ist es ja kein Problem, aber ich glaube, dass eine gewisse Angst mitläuft, dass man mit so wenig Kilometern irgendwo stehen bleibt, nicht weit kommt und so", meinte ein Tester in Sachsen und schlussfolgerte: "Vielleicht muss man die Angst einfach abbauen, indem man das jetzt testet." Gesagt, getan.

Stress nimmt ab

Pendler sind natürlich prädestiniert für E-Fahrzeuge, da sie meist feste und damit planbare Routen zu stets den gleichen Zeiten nehmen. Reichweite und Ladezeiten sind kalkulierbar. Dass dennoch eine gehörige Portion Skepsis an Bord war, als sich zum ersten Mal die Türen der E-BMW schlossen, zeigt der Wert von 57 Prozent an Fahrern (siehe Umfrage rechts), die bei der Schlüsselübergabe verrieten, dass sie sich um die Reichweite sorgen, also emotionalen Stress befürchten. Dass die Akkuleistung natürlich stets im Auge zu behalten ist, war für 88 Prozent der E-Novizen von Anfang an klar. Das Wissen um die begrenzten Energieressourcen war also früh ausgeprägt. An diesem Punkt änderte sich auch wenig. Denn nach dem Vierteljahr gaben weiterhin fast drei Viertel der Pendler zu Protokoll, dass sie die Reichweite oftmals während der Fahrt beschäftigt. Ein wenig war dies wohl dem anfangs noch mangelnden Vertrauen in die neue Antriebsart geschuldet. "Aber wenn man weiß, man kann der Anzeige vertrauen, das passt und ich habe vielleicht noch zwei, drei, vier Kilometer in Reserve, ohne dass mir das angezeigt wird, dann macht es einfach die Praxis, die mir die Angst nimmt", berichtete ein Proband. Ein anderer ergänzte: "Wenn ich die Strecke genau kenne, habe ich gar kein Problem damit. Mit drei Kilometern Restlaufweite anzukommen war für mich völlig entspannt, weil ich genau wusste, es sind noch so und so viele Kilometer zu fahren und ich komme damit an."

Streckenprofil

Diese Entspanntheit in Bezug auf den verbleibenden Aktionsradius mit dem Stromer erlangten nach der Analyse der Projektpartner immerhin 58 Prozent der Nutzer. Andererseits ließ jeden achten Tester (13 Prozent) die Reichweitenangst nicht los. Was mitunter an den teilweise langen Wegstrecken liegen kann. Im Schnitt wurden die ActiveE täglich 90 Kilometer bewegt, wobei rund vier von zehn Fahrern mehr als 100 Kilometer am Tag surrten. 91 Prozent der geplanten Touren fanden statt - jede zweite ausgefallene Fahrt scheiterte an einer zu lang bemessenen Wegstrecke.

Was die Frage nach der immer noch mangelhaften Infrastruktur aufwirft. Ein Plus an Ladesäulen würde nicht nur die mit wenig Aufwand realisierbaren Wegstrecken der Pendler für den Stromereinsatz attraktiver machen, sondern auch die Angst vor dem Liegenbleiben nehmen. Oder wie ein ActiveE-Fahrer meinte: "Die Angst kann man wirklich nur durch Fahrpraxis nehmen."

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