Risiko fürs Kerngeschäft oder Chance für ein langfristiges Absatzplus? Beim Carsharing benötigen mehr Menschen weniger Autos. Viele Hersteller versprechen sich vom Trend zum geteilten Fahrzeug aber eher zusätzliche Einkünfte als bröckelnde Neuverkäufe.
Carsharing kommt langsam, aber sicher aus der Nische. Im innerstädtischen Verkehr und unter jungen Leuten wird das Teilen kompakter und spritsparender Flitzer immer beliebter. Laut der Unternehmensberatung Frost & Sullivan hat sich Deutschland zum wichtigsten Markt in Europa gemausert. Hierzulande könnte die Zahl der Nutzer nach Schätzungen des Bundesverbands Carsharing in diesem Jahr von 158.000 auf 190.000 wachsen.
Die Aufgabe: Menschen und Marken zusammenbringen
Die großen Fahrzeughersteller sind jedenfalls längst darüber hinaus, Carsharing als kurzlebige Erscheinung zu belächeln. In Industrie- wie Schwellenländern sieht VW viel Luft nach oben. "Wir gehen davon aus, dass das auch in anderen Märkten eine Rolle spielen kann", meint Vertriebsvorstand Christian Klingler. Der Chef der VW-Finanztochter, Frank Witter, erwartet, dass die Abrechnung einzelner Fahrten nach dem "Pay-per-use"-Prinzip bei vielen Menschen Erfolg haben kann: "Die Aufgabe ist es, diese Menschen und die Marke zusammenzubringen."
Dabei sind die Wolfsburger relativ spät dran. Daimler war bereits 2008 mit dem Projekt "Car2Go" in den Carsharing-Markt eingestiegen. Der Stuttgarter Autobauer will das Geschäft nun mit seinem Partner Europcar massiv ausbauen. In fünf Jahren sollen bis zu 50 Städte in Europa abgedeckt werden. BMW ist mit Sixt in München und Berlin aktiv ("DriveNow"), der französische Konzern Peugeot-Citroën will nach einer Testphase in Berlin sein Konzept "Mu" im ganzen Land anbieten. (dpa)