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Professionelle Schadensabwicklung im Fuhrpark | Das Thema hat rund 130 Teilnehmer nach Gladbeck gelockt, um über Chancen und Grenzen des Versicherungs- und Schadenmanagements zu diskutieren.
— Wie beteiligt ein Fuhrparkleiter die Fahrer effektiv bei selbst verschuldeten Unfällen? Ist das Schadenmanagement im Haus oder bei einem externen Dienstleister besser aufgehoben? Und wie verhalten sich Dienstwagennutzer bei einem Unfall richtig? Auf solche Fragen suchen viele Flottenmanager nach wie vor eine Antwort.
Deshalb hat LeasePlan Deutschland in Gladbeck Kunden und Interessenten zu einer eintägigen Konferenz unter dem Motto „Professionelle Schadensabwicklung im Fuhrpark“ geladen. Schließlich sei der Themenbereich aktueller denn je und berge viel Nachholbedarf, betont Gunter Glück, Geschäftsleiter Vertrieb und Kundenbetreuung des Leasinggebers, bei der Begrüßung der rund 130 Teilnehmer (siehe auch die Stimmen einiger Fuhrparkleiter rechts).
Nachdem er gemeinsam mit Moderator und Versicherungsjournalist Herbert Fromme die Veranstaltung eröffnete, wagte Letzterer einen Ritt durch die jetzige Situation im Versicherungsmarkt. Er warnte besonders vor dem weiterhin bestehenden Druck auf die Versicherer, der unter anderem darin münde, in der Kfz-Sparte mehr Geld verdienen zu wollen.
Kostendruck abwälzen | Andreas Kelb von der E+S Rückversicherung widmete sich den Trends und Entwicklungen im Kfz-Markt sowie den neuen Anforderungen an die Flottenversicherung. Seine Prognose für 2013: Es wird das erste technisch positive Jahr seit 2007 sein, auch wenn die Investmenterträge niedrig bleiben und die Notwendigkeit vorherrscht, die Beiträge bei gleicher Schadenlast zu stabilisieren.
Der Vortrag löste eine Welle an Anschlussfragen und Kommentaren unter den Fuhrparkleitern aus. So fragte eine Teilnehmerin, ob die Versicherer daher gerade bei Flotten knauseriger seien und sich auf deren Kosten sanierten. Sie nannte ein Beispiel aus der eigenen Flotte, bei der ein Marderschaden an einem in Österreich zugelassenen, aber in Deutschland in der Kasko versicherten Firmenwagen nicht beglichen wurde, weil der Marderschaden hierzulande entstanden sei. Begründung: Ein deutscher Marder tue so etwas nicht. Welche Stilblüten die Schadenregulierung treiben kann, beschrieb auch ein Flottenmanager. Bei ihm sei trotz Gutachten und Genehmigung des Kostenvoranschlags letztlich nicht die komplette Reparaturrechnung übernommen worden. Dazu habe der Versicherer im Nachgang günstigere Angebote vorgelegt. Die Differenz zwischen diesen Kalkulationen und den höheren tatsächlichen Kosten habe der Flottenbetreiber dann selbst getragen.
Zwischen Schadensabwicklung und Riskmanagement | Vor diesem Hintergrund nehmen immer mehr Fuhrparkleiter vor allem die Schadensabwicklung unter die Lupe. Jens Könemann von der HDI-Gerling Industrie Versicherung erläuterte in diesem Zusammenhang die möglichen Modelle sowie die Inhalte und Kosten der Schadensabwicklung in Eigenregie.
Dabei gab er zu bedenken, dass stets die indirekten Kosten wie die interne Arbeitszeit oder die Ausfallzeiten des Fahrers berücksichtigt werden müssten. Es sei Selbstreflexion auf Basis der Unternehmensphilosophie gefragt. Auf dieser Grundlage könne ein entsprechendes Management aufgebaut werden und die Positionierung erfolgen.
Was Riskmanagement (RM) in der Praxis bedeutet und welche individuellen Maßnahmen Fuhrparkleiter zur Schadenminderung und -prävention nutzen können, legte Sascha Marc Keppler von LeasePlan Deutschland näher dar. Ein wichtiges Instrument seien für ihn konsequente Datenanalysen.
Hierüber stellte etwa ein Flottenbetreiber fest, dass der konzertierte Diebstahl von Navigationsgeräten in den Fahrzeugen nur eine bestimmte Premiummarke betroffen habe. Zur Prävention hat er daher in diese Modelle Alarmanlagen einbauen lassen.
Eine weitere Maßnahme ist die Entwicklung eines Fahrer-Risiko-Index, in dem die Situations-, Bewältigungs- und Verhaltensrisiken wie Kilometerleistung, persönliche Umstände, Risikowahrnehmung und emotionale Aspekte einfließen und bewertet werden. Je nach Ergebnis kann der Flottenmanager anschließend entsprechende E-Learning-Schulungen oder Fahrertrainings aufsetzen. Insbesondere den Fahrer-Risiko-Index stuften viele Teilnehmer als probates Mittel zur Schadenminderung ein. Allerdings zog das Thema auch eifrige Diskussionen über die Machbarkeit – vor allem unter dem Aspekt der Zustimmung durch den Betriebsrat – nach sich.
Rechtliche Aspekte | Am Nachmittag referierten die Rechtsanwälte zu den Themen „Unfall im Ausland“, „Die Dienstwagenüberlassung und die Haftung des Fahrers“ sowie „Nicht ohne meinen Anwalt – richtiges Verhalten bei Verkehrsunfällen“. So empfahlen die Juristen von Van Almeyda Germany zum Beispiel bei ihrem Vortrag zu Unfällen im Ausland, den europäischen Unfallbericht in den Fahrzeugen mitzuführen und im Schadensfall auszufüllen. Er sei als Beteiligungsbeleg zu bewerten, wenn er von beiden Seiten unterschrieben ist.
Einen Tipp hat auch eine Fuhrparkleiterin nach dem Vortrag über richtiges Verhalten des Fahrers bei einem Unfall parat: Wenn es sich um einen kleinen Blechschaden handele und die Polizei daher nicht zur Aufnahme des Schadens komme, solle man sich unbedingt den Namen des Polizisten am Telefon nennen lassen und darauf bestehen, dass der Anruf ins Polizeitagebuch eingetragen wird. Dann seien der Unfall und der Anruf entsprechend registriert, was den Versicherern ihrer Erfahrung nach bei Nachfrage im Zweifelsfall reiche. | Annemarie Schneider
Schadenmanagement | Kosten-Nutzen-Verhältnis im Zentrum
– Wanda Gehring und Margot Hamecher | Sie verwalten bei A. Schulman in Kerpen zirka 75 Pkw. Haftpflicht und Haftungstransfer sind über LeasePlan abgedeckt. „Die Veranstaltung haben wir genutzt, um auf dem neuesten Stand der Schadensabwicklung zu bleiben und wertvolle Informationen zu erhalten. Die Vorträge waren sehr interessant und aufschlussreich und haben uns unter dem Zeichen der individuellen Kosten-Nutzen-Analyse in unserer Entscheidung, das Schadenmanagement an den Leasinggeber auszulagern, bestätigt“, resümiert Fuhrparkleiterin Margot Hamecher (rechts im Bild).
Analyse | Fahrer-Risiko-Index und E-Learning als sinnvolle Optionen
– Andreas Logiewa | Als Leiter der zentralen Verwaltung der PV Group in Essen verantwortet er eine Flotte von rund 1.000 Einheiten. Alle Fahrzeuge sind über Stückprämien mit Selbstbeteiligung in Voll- und Teilkasko versichert. Ihm war insbesondere die Fokussierung der Veranstaltung wichtig: „Die Versicherungsprämien sind nach den Finanzierungs- und Kraftstoffkosten der drittgrößte Kostenblock. Hinzu kommen die Aufwendungen für Schäden. Aus diesem Grund beschäftige ich mich regelmäßig mit innovativen Lösungen für ein effizientes und kostenoptimiertes Schaden- und Riskmanagement. Für solche halte ich auch beispielsweise die vorgestellte Möglichkeit zur Erstellung eines Fahrer-Risiko-Index sowie ein individuelles E-Learning-Programm.“
Schadensabwicklung | Neue Ideen gefragt
– Angelo Troilo | Der Fuhrparkleiter der Pharma-Vertriebsgesellschaft PubliCare mit rund 150 Firmen-Pkw hat die Schadensabwicklung wieder ins Unternehmen geholt. Versichert ist die Flotte mittels Stückprämien und Selbstbeteiligungen von 500 Euro in der Voll- und 150 Euro in der Teilkasko. Troilo hat das Event deshalb als Inspirationsquelle gesehen: „Für das interne Schadenmanagement suche ich Gedankenanstöße, um die interne Struktur optimal aufzubauen. Neue Impulse hat unter anderem der Vortrag über das richtige Verhalten bei Verkehrsunfällen gesetzt. Aber auch die Ausführungen über Inhalte und Kosten der Schadensabwicklung in Eigenregie helfen, die Kosten auf den Prüfstand zu stellen und sich entsprechend zu positionieren.“
Organisation | Saubere Prozesse aufsetzen
– Sylvia Horlebein | Die Fuhrparkleiterin der Gries Deco Company in Niedernberg managt rund 110 Firmenwagen, die mittels Stückprämien mit einer Selbstbeteiligung von 300 in der Voll- und 150 Euro in der Teilkasko versichert sind. Aus der Tagung hat sie folgenden Mehrwert gezogen: „Gerade für die Abwicklung ausländischer Schäden habe ich mir viel versprochen, weil in unserem Unternehmen diese immer wieder vorkommen. Außerdem habe ich gute Kontakte zu Kollegen knüpfen und mich bei ihnen informieren können, wie sie diesen Bereich managen. Auch das Vier-Augen-Gespräch mit dem Fachanwalt für Arbeitsrecht hat mir wichtige Anregungen für die Gestaltung der Dienstwagenüberlassung gegeben.“