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Telematik-Versicherungstarife: Das Gewissen fährt mit

15.06.2018 11:45 Uhr
Toyota Aygo
Wer umsichtig fährt, spart: Toyota bietet den Aygo mit einer Telematik-Versicherung an.
© Foto: Toyota

Zackig um die Kurve, mit etwas zu viel Tempo durch die Stadt, ständig in die Eisen, weil man wieder zu dicht aufgefahren ist: Wer so fährt, lebt gefährlich. Und sollte besser keinen Telematik-Tarif wählen.

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Von Hanne Schweitzer/SP-X

Wer umsichtig fährt, wird belohnt, das ist das Prinzip der immer beliebter werdenden Telematik-Tarife. Mit Toyota springt jetzt der erste Autohersteller auf das Thema auf. Lässt man seinen Fahrstil von einem Algorithmus auswerten, zahlt man für den Kleinstwagen Aygo keine Versicherungsprämie. Bei anderen Telematik-Tarifen gibt es Geld zurück, wenn man mit möglichst wenig Risiko unterwegs ist. Das lohnt sich vor allem für junge Fahrer finanziell, soll aber auch zur Verkehrssicherheit beitragen.

Über eine im Fahrzeug festinstallierte "Black-Box" (z. B. HUK-Coburg) oder einen Stecker für den Zigarettenanzünder und eine Smartphone-App (z. B. Allianz) werden Fahrdaten aufgezeichnet – Ort, Zeit, Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsen oder Lenken. Wer sanft bremst und beschleunigt, in Kurven nicht zu rasant einfährt und sich an die Geschwindigkeitsregeln hält, wird positiv bewertet und bekommt einen Rabatt von bis zu 30 Prozent auf seinen Versicherungstarif, bei der Allianz im ersten Jahr bis zu 40 Prozent. Dabei kann das System unterscheiden, ob es sich beispielsweise um eine starke Beschleunigung beim Überholmanöver handelt oder um ein verkehrsrowdyhaftes, rasantes Anfahren an der Ampel. Auch wird meist das gesamte Fahrverhalten beurteilt, es wird also nicht gleich abgewertet, wer für einen über die Straße laufenden Hund stark bremsen muss. Sorge, dass die Versicherungsprämie steigt, wenn man doch nicht vorsichtig genug fährt, muss man nicht haben: Einen Aufschlag aufgrund risikoreicher Fahrweise gibt es nicht.

Nach Angaben des Verbrauchermagazins "Finanztest" lohnen sich die Telematik-Versicherungen insbesondere für Fahranfänger und junge Fahrer, die ansonsten ihre Zugehörigkeit zur risikoreichsten Gruppe mit einer hohen Prämie bezahlen. Denn Autofahrer zwischen 18 und Mitte 20 haben statistisch ein erhöhtes Risiko, einen schweren Unfall zu bauen. Die Telematik-Tarife, die mittlerweile diverse große und kleine Versicherungen anbieten, richten sich deshalb besonders an diese Zielgruppe. Die Anbieter setzen darauf, dass die freiwillige (Selbst-) Kontrolle – auf dem Smartphone kann man sich seinen Score anzeigen lassen – zu einem umsichtigeren Fahrverhalten führt und damit zu weniger Unfällen.

Positive Effekte erkennbar

Die Allianz, die seit knapp zwei Jahren einen solchen Tarif für Autofahrer bis zum Alter von 28 Jahren anbietet, sieht bereits einen positiven Effekt unter ihren mittlerweile 67.000 Kunden: "Erste Analysen haben gezeigt, dass die durchschnittlichen Scores der Nutzer konstant besser werden, der Durchschnittsscore ist von circa 71 auf 82 Punkte gestiegen", so Joachim Müller, Vorstandvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG. Insgesamt sind 100 Punkte möglich. Eine Mehrheit der Telematik-Kunden erhält demnach eine Rückzahlung von der Assekuranz.

Auf ein verbessertes Fahrverhalten aufgrund des psychologischen Effekts setzt auch Toyota. Den insbesondere auf die junge Zielgruppe zugeschnittenen Kleinstwagen Aygo bieten die Japaner als überarbeitete Version mit der neuen Versicherung an: Für Fahrer ab 23 Jahren ist die Versicherung für drei Jahre kostenlos, wenn er sich für das „Just-Go-Telematics“-Angebot entscheidet. Fahranfänger zwischen 18 und 22 Jahren zahlen für die Laufzeit von 36 Monaten 30 Euro monatliche Versicherungsprämie. Toyota setzt dabei ebenfalls auf einen Stecker für den Zigarettenanzünder, der sich per Bluetooth mit dem Smartphone und der darauf installierten App verbindet, auf der der Fahrer seinen Score einsehen kann. Toyota erhält nur diesen Score, auf dessen Basis zu Statistik-Zwecken künftig eine Studie erstellt werden soll.

Datenschützer sehen Tracking kritisch

Denn Rückschlüsse auf Fahrweg und Zeitpunkt sollte die Versicherung nicht ziehen können. Der ADAC empfiehlt, dass idealerweise die Datenkreisläufe des Telematikdienstleisters und der Kfz-Versicherung getrennt sind und die Assekuranz nur den Score zum Fahrverhalten erhält. Datenschützer sehen das Tracking kritisch und raten generell zur Zurückhaltung bei der Weitergabe persönlicher Daten. So warnt beispielsweise der niedersächsische Datenschutzbeauftragte, dass es theoretisch möglich wäre, mit den Fahrdaten ein genaues Bewegungsprofil zu erstellen. Versicherungsnehmer sollten sich daher genau informieren. Wer keine permanente Aufzeichnung wünscht, kann beispielsweise bei der Allianz das Senden der Daten über die App für einen kurzen Zeitraum unterdrücken. In anderen Ländern gibt es in dieser Beziehung weniger Bedenken, in den USA und Großbritannien haben Telematiktarife schon signifikante Marktanteile in der Kfz-Versicherung erreicht.

Die Akzeptanz der Verbraucher gegenüber den Telematik-Tarifen ist jedenfalls grundsätzlich vorhanden. Einer Studie der TH Köln zufolge finden Autofahrer es durchaus gerecht, wenn sich das Risikoprinzip in der Kfz-Versicherung niederschlägt. Neben einer Preisdifferenzierung nach Schadensfreiheit und Dauer des Führerscheinbesitzes findet es die Mehrzahl der Befragten (58 Prozent) richtig, wenn die Kfz-Versicherung das Risikoverhalten des Fahrers einbeziehen würde. Hinge die Prämie vom Fahrstil ab und gäbe es regelmäßig eine Rückmeldung der Versicherung, wären die meisten Fahrer wahrscheinlich etwas vorsichtiger, schätzten 70 Prozent. Und fast jeder Zweite äußerte, dass er dann selbst vorsichtiger unterwegs sei.

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