Vereintes Europa
Das stark international orientierte Unternehmen ThyssenKrupp und der Partner 4Fleet Group haben sich das europäische Flottenmanagement auf die Fahnen geschrieben – mit Erfolg.
Einfach machen! Zwei knappe Worte, die das Wesen von Martin Hahne gut beschreiben. Denn wo seine Branchenkollegen gerne wegen unterschiedlicher Gesetze, Preise und Steuern abwinken, fühlt sich der Leiter Fleet Management der ThyssenKrupp AG sichtlich zu Hause: beim europäischen Flottenmanagement.
15.000 Fahrzeuge aller europäischer Marken rollen europaweit im Fuhrpark des weltweit agierenden Unternehmens, allein rund 9.000 Einheiten in Deutschland. Die Folge: komplexe Prozesse mit den damit verbundenen Kosten. Vom Kauffuhrpark bis zum Full-Service-Leasing, Status- und Funktionsfahrzeuge plus Car Policies mit den unterschiedlichsten Facetten – Homogenität sieht anders aus. "Darin brauchen wir System", dachte sich der Prokurist. Er kennt die Standardsprüche der meisten Dienstleister, dass alles machbar ist – auch mit Blick nach Europa. Oft sei das nicht mehr als heiße Luft gewesen. "Viele Lieferanten spielen noch ein lokales Spiel. Nur die wenigsten sind wirklich international ausgerichtet und können einheitliche europäische Prozesse abbilden", berichtet Hahne.
Transparente Europa-Flotte
Von der Vision in der ThyssenKrupp-Holding zum zentralen, europäischen Flottenmanagement war es ein langer Weg. Doch das zentrale ThyssenKrupp-Flottenmanagement leistete mit den richtigen Argumenten Überzeugungsarbeit.
Einen wichtigen Baustein im internationalen Flottenmanagement liefert die 4Fleet Group GmbH. Der Reifenprofi ist seit 2007 Teil des zentralen Systems, die "Fleet Customer Card" mit ThyssenKrupp-Branding steckt wie die Plastikkarten von Mr. Wash, Total & Co. im Fahrerhandbuch – und ist somit überall in Europa präsent. Eine Praxis mit Ursprung in Deutschland.
"Wir wachsen gemeinsam", spielt Su-san A. Budeck von 4Fleet auf die europäische Herausforderung an. Frei nach dem Motto "One face to the customer" kümmert sich die engagierte Key Account Managerin um das ThyssenKrupp-Team. "Wir sind dankbar, dass wir diesen Weg begleiten dürfen", sagt Budeck, "nur mit einem starken Partner können wir international wachsen." Ein zeitintensives Geschäft, aber beide Seiten sprechen von der oft bemühten Win-win-Situation. Soll heißen: geringere Prozesskosten und größere Volumina bei ThyssenKrupp, Chancen für Neugeschäfte bei 4Fleet.
Langjährige Partner
Die Basis dabei bildet die gelungene Integration des Reifendistributors. Die jahrelange intensive Zusammenarbeit und die ständigen Prozessverbesserungen schaffen Vertrauen. Ein Schlüssel des Erfolgs. Schließlich sei im "Pfenniggeschäft Fuhrpark" jeder Schritt wichtig, so Hahne.
Ganz klar: Natürlich funktioniert das bisher in zehn Ländern eingeführte sogenannte Carpool-System nur so lange reibungslos, wie die Lieferanten professionell mitspielen. Denn im zentralen Fleet Management des Konzerns laufen alle Fäden elektronisch zusammen: der gläserne Fuhrpark. Sei es die Bestellung sämtlicher Fahrzeuge – auch Fremdfabrikate – über ein Online-Tool des Autobauers Volkswagen, sei es das zentrale Controlling oder sei es der sichere Datenraum. Dieses virtuelle Gebäude liefert dem Flottenmanagement von ThyssenKrupp die Daten des gewünschten Fahrzeugs.
Etwa die jüngste Rechnung von 4Fleet. Möglich macht dies die Anbindung an das 2005 gestartete, mittlerweile ebenfalls in zehn Ländern etablierte IT-System Fleet Online Solution (FOS) des Reifenexperten. Sobald ein Dienstwagenfahrer seine Servicekarte bei den rund 4.400 europäischen Handelspartnern vorzeigt, erscheint im FOS der Hinweis, die Carpool-Seite aufzurufen. Dort wählt sich der Handelspartner mit Passwort und Auto-Kennzeichen ein – sofort startet die notwendige Autorisierung.
Nachdem dann beispielsweise der Dienstwagenfahrer in den Genuss neuer Sommerreifen gekommen ist, gelangt die digitale Rechnung samt spezifischer Kostenträgernummer per EDI in den virtuellen Datenraum. Praktisch: FOS ist mehr als ein Abrechnungssystem. 4Fleet spricht selbst von einer Brücke nach Europa – mit einheitlichen Reporting-Standards und Funktionen für alle Länder, demselben Look & Feel und der Online-Autorisierung des Kunden. Letzteres vermeidet dann lästige Fehlbestellungen von Rädern und Reifen.
Neues Potenzial heben
Schon steht das nächste Thema bei ThyssenKrupp und 4Fleet auf der Agenda: das Auto als Gehaltsbestandteil. Bekanntlich müssen auch diese privat genutzten Fahrzeuge zweimal im Jahr zum saisonalen Reifenwechsel. Folglich ein potenzielles Neugeschäft für 4Fleet sowie dank des größeren Volumens ein Einsparpotenzial für den weltweit agierenden Industrie- und Technologiekonzern.
"Warum sollen wir dieses Potenzial verschenken?", stellt Hahne in den Raum. Zumal sich die Mitarbeiter über günstige Pneu-Konditionen freuen dürften. Ebenso wie über die bereits stattfindende Versteigerung der nicht mehr für die Flotte gebrauchten, aber sicherheitstechnisch dennoch einwandfreien Winterreifen.
Apropos Reifen: Da auch ThyssenKrupp auf die anhaltende Klimadebatte angemessen reagieren möchte, denkt man im zentralen Fleet Management derzeit über Spritsparreifen und CO2-Grenzen nach. Die nächste Herausforderung für eine transparente Europa-Flotte.
Patrick Neumann
ThyssenKrupp auf einen Blick
Der Industrie- und Technologiekonzern, dessen Firmenhistorie bis ins frühe 19. Jahrhundert reicht, erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2007/2008 mit einem Umsatz von 53,4 Milliarden Euro 1,7 Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 3,1 Milliarden Euro. Weltweit arbeiten 199.374 Mitarbeiter für das Unternehmen, dessen Erfolg auf den Säulen Stahl, Industriegüter und Dienstleistungen basiert.