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VW: Wie Volkswagen zur "Love Brand" werden will

19.05.2023 12:03 Uhr | Lesezeit: 4 min
Premiere des VW ID.7.
© Foto: VW

Bei VW tut sich was in Sachen E-Mobilität. Im März zeigten die Wolfsburger den VW ID.2 - den Stromer für die Kurzstrecke - und im April saßen wir im VW ID.7 - dem Stromer für die Langstrecke.

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"Love Brand", das soll VW nach eigener Meinung werden. In China, dem größten Absatzmarkt von VW und vielen anderen Autoherstellern, sieht es nicht mehr danach aus. Dort holen die chinesischen Anbieter mit immensem Tempo auf und überholen die ausländische Konkurrenz. Ob das mit deren mangelndem Angebot an E-Autos zu tun hat oder am höheren Preis der Importmarken liegt, mag man von hier aus nicht beurteilen. Vielleicht merken die Chinesen einfach, dass die eigenen Autos auch gut sind, beim Infotainment mit eingebetteten "China-Apps" mehr können und am Ende weniger kosten.


VW ID.7 (2023)

VW ID.7 Bildergalerie

VW-Modelle von klein bis groß

Weniger kosten soll auch der VW ID.2, dessen Studie die Wolfsburger kürzlich in Hamburg zeigten. Sie soll nah am erst für 2025 avisierten ID.2 dran sein. Mit 4,05 Meter ist er exakt auf Polo-Länge, bietet aber aufgrund des platzsparenden E-Antriebs Raum, wie ihn die Golffahrer gern hätten. Mit 226 PS, die die Studie haben soll, rangiert dieser E-Flitzer leistungsmäßig in GTI-Sphären, was eher als Maximalleistung denn als Basisversion zu erwarten ist. 450 Kilometer Reichweite möchte VW dem ID.2 zudem spendieren. Mit 1,81 Meter Breite und 1,53 Meter Höhe überragt er den Polo deutlich - in den Kofferraum möchte VW sagenhafte 490 Liter unterbringen, in den Polo passen 350.

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Wir beenden hier den Vergleich zum konventionellen Bruder. Denn dass der ID.2 eine eigene Geschichte schreibt, die nicht als Fortsetzung eines Erbes zu sehen ist, wird beim Thema Preis deutlich. Der Einstiegs-ID soll bei der Marke von 25.000 Euro (brutto) starten. Das ist wohl das größte Versprechen, was VW in Hamburg gab. Ein Preis, der aufhorchen lässt, wenngleich dieser vor rund einer Dekade noch dem Durchschnittspreis eines in Deutschland verkauften Automobils entsprach. Mittlerweile sind es fast 20.000 Euro mehr. Da VW ankündigte, den E-Auto-Anteil in Europa langfristig auf 80 Prozent erhöhen zu wollen, arbeiten die Niedersachsen an einem weiteren Stromer für unter 20.000 Euro (brutto). Das wird jedoch noch länger dauern.


VW T7 PHEV (Fahrbericht)

Fünf Meter misst die Kurzversion des T7, die Langversion endet nach 5,17 Metern. Bildergalerie

VW Passat Variant ab 2024?

Viel früher kommt das Vielfahrer-E-Auto von VW - sozusagen der Passat der Elektro-Ära. Denn war der Passat bislang das Firmenauto schlechthin, lässt er seit Jahren Federn bei den Verkaufszahlen. Mittlerweile gibt es nur noch den Passat Variant, also den Kombi. Eine Limousine ist für den Nachfolger, der Anfang 2024 kommen könnte, nicht vorgesehen. Kurz davor soll aber der VW ID.7 starten. Ein Passat im besten Sinne, jedoch ausschließlich elektrisch angetrieben. In Berlin hat VW nun die 5-Meter-Limousine (4,96 Meter) erstmals gezeigt und wir konnten in der finalen Version Platz nehmen (Fahrbericht der Vorserien-Version im Anschluss).

Mit der E-Mobilität kommt das Revival der Limousinen. Tesla machte es mit dem Model S vor. BMW entdeckt mit dem i4 die Limousinenwelt neu, Mercedes schneidet mit dem EQE durch den Wind, Hyundai hat den Ioniq6 und aus China bereichert Nio mit dem ET7 das florierende Segment. Und jetzt folgt - spät wie immer - VW mit dem ID.7. Warum alle auf die Limousine setzen, ist schnell erklärt. Diese bietet dem Wind die geringste Angriffsfläche. Nio ET7 und Hyundai Ioniq 6 liegen mit einem Cw-Wert von 0,21 vorn, der Luftwiderstandsbeiwert des ID.7 lautet 0,23. Ein Manko dieses Aero-Wettstreits: Die Autos werden immer gesichtsloser. Wilde Lichtsignaturen sollen auch beim ID.7 ein Markengesicht kreieren und sind nachts vorn wie hinten doch so austauschbar.

Erschwerend kommt hinzu, dass die im Unterboden installierten Akkus viel Bauraum benötigen, was einen langen Radstand bedingt und sich in der Fahrzeug-Gesamthöhe bemerkbar macht. Waren elegante Limousinen als Verbrenner selten höher als 1,45 Meter, sind Elektro-Limousinen selten flacher als 1,45 Meter. So wirkt der VW ID.7 von der Seite betrachtet nicht nur massig, er ist mit 1,54 Metern auch sehr hoch. Ergo müssen große Räder das Gesamtbild wieder in die Balance bringen. Richtig elegant wirkt er dennoch nicht, dafür hat er sehr viel Platz.


VW ID. 2all

VW stellt Studie ID.2all vor Bildergalerie

Ein VW mit großer Heckklappe

Ein großer Vorteil des VW: Er hat eine große Heckklappe und nicht bloß einen kleinen Deckel. Damit packt er deutlich mehr weg als EQE, ET7 oder Ioniq 6, die allesamt mit einer kleinen Kofferraumöffnung auskommen müssen. Das Kofferraumvolumen des in Emden vom Band rollenden Niedersachsen betragt 532 Liter und bietet damit deutlich mehr als die Konkurrenz.

Vorn fühlt man sich als Fahrer sofort heimisch. Die Einstellmöglichkeiten ergeben eine perfekte Sitzposition - typisch VW eben. Massierende und klimatisierende AGR-Sitze sind (gegen Aufpreis) sicherlich eine Empfehlung für Vielfahrer. Der Stoff ist selbstverständlich tierfrei, auch wenn VW uns hier und da Leder vorgaukeln möchte - das gelingt auch den Wolfsburgern nicht sonderlich gut. Dennoch sind die gezeigten Materialien über jeden Zweifel erhaben.

Wie in gehobenen Fahrzeugklassen üblich sind die Bauteile weich, handschmeichelnd und fein ausgewählt. LED-Illumination soll sowohl für eine individuelle Atomsphäre sorgen, also auch die Aufmerksamkeit erregen. Augmented Reality wird in die Scheibe eingespiegelt (Head-up-Display) und macht den schmalen "Tacho" hinter dem Lenkrad überflüssig. Das Abschalten und "Verdunkeln" der Displays für alle, die nachts nicht angestrahlt werden wollen, ist möglich.


VW ID.3 (Facelift 2023)

1_VW_ID.3_Facelift_schraeg_vorn Bildergalerie

Favoritentasten für den VW

Das gelingt, wie sämtliche Einstellmöglichkeiten, via 15-Zoll-Infotainmentsystem, das markant im Querformat vor dem Armaturenbrett "steht". Die bekannten Touchslider für die Innenraumtemperatur und die Lautstärkeregelung sind vorhanden und endlich beleuchtet. Viele Eingaben gelingen nun treffsicherer, da das Display größer ist und Felder nach eigenem Gusto belegt werden können. Gegen haptische Tasten, Drehregler und Schalter spräche dennoch nichts, außer die höheren Kosten. Wer diverse Funktionen gar nicht findet, kann es mit der neuen Sprachbedienung "IDA" versuchen. Die soll deutlich mehr können als bisher.

Dank der Effizienzsteigerung beim Antrieb soll VWs ID.7 vor allem für die Langstrecke gemacht sein. ID.7 Pro S heißt das Hero-Modell und bietet eine 86-kWh-Batterie (netto) und 286 PS Motorleistung. Laut VW-"Prognose" sollen damit Reichweiten von bis zu 700 Kilometern möglich sein. Zieht man die obligatorischen 30 Prozent bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit ab, sind es noch immer 500 echte Kilometer. Damit lassen sich in der Tat Meter machen. Wer nicht in die Vollen (monetär betrachtet) gehen mag, arrangiert sich vielleicht auch mit dem bereits aus anderen Konzern-Modellen bekannten 77-kWh-Paket, das beim ID.7 im Pro ohne S angeboten werden wird. Ob es zusätzlich einen 58-kWh-Einstiegs-Akku geben wird, ist noch nicht entschieden.

Trotz "nur" 400-Volt-Architektur soll der ID.7 mit dem 86er-Akku eine Spitzenleistung beim Laden von 200 kW erreichen. Und der 77er schafft (wie im ID.Buzz) 170 kW als Maximalwert. Wenn die Ladekurve konstant hoch bleibt, wären das zufriedenstellende Werte für Langstreckenfahrer, wie auch der BMW i4 beweist.


VW ID.3 Dauertest

VW ID.3 Dauertest Bildergalerie

VW ID.7 ab Sommer bestellbar

Der ID.7 ist ab Sommer 2023 bestellbar und soll Ende 2023 bei den Kunden ankommen. Zum Preis äußern sich die Niedersachsen derzeit nicht. Der Einstiegspreis für den VW ID.7 Pro mit 77 kWh-Akku dürfte wohl aber bei knapp unter 55.000 Euro liegen.

Wer "volle Hütte" bestellt, also großen Akku, volles Infotainmentpaket samt Harman-Kardon-Soundsystem, dem "Smart Glas"-Schiebedach, das auf Fingertipp zwischen Transparent- und Milchglas changieren kann, und weiteren sinnvollen und unsinnigen Extras, wird in jedem Fall über 60.000 Euro brutto liegen und damit nicht mehr in den Genuss der 0,25-Prozent-Versteuerung kommen.

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