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Geotab: Zwischen sauberer Luft und Chat GPT für die Telematik

02.08.2023 05:55 Uhr | Lesezeit: 3 min
Klaus Böckers ist Vice President Nordics, Central & Eastern Europe bei Geotab
Klaus Böckers ist Vice President Nordics, Central & Eastern Europe bei Geotab, und Experte für das Programm zur Messung der Luftqualität
© Foto: Geotab

Geotab will die Luftverschmutzung reduzieren und die Effizienz von Flotten verbessern. Das Unternehmen nutzt dafür auch KI - Autoflotte hat sich die Zusammenarbeit genauer angeschaut.

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Die saubere Luft beschäftigte uns bereits im vergangenen Jahr intensiv. Damals besuchten wir Deus Pollutrack in Stahnsdorf (gleich neben Berlin) und Geotab in Aachen, um deren praktischen Ideen nachzugehen, die helfen sollen, sogenannte Heat-Maps von Städten zu erstellen. Diese Karten zeigen die unterschiedliche lokale Belastung durch Schadstoffe in der Luft. Im Fall von Geotab arbeitete man mit der renommierten Universität in Aachen zusammen und entwickelte mobile Sensoren, die auf Bussen angebracht wurden und die Luftqualität entlang der fixen Busrouten maßen. Autoflotte testete selbst diese kleinen Boxen über einige Monate. Wie ging es nun damit weiter? Das fragen wir Klaus Böckers, Vice President Nordics, Central & Eastern Europe bei Geotab.

Was genau bezweckten Sie mit dem Projekt “Air Quality” zur Luftqualitätsüberwachung?

Klaus Böckers: Wir wollten zusammen mit unseren Partnern in Aachen flächendeckende Echtzeitdaten zur Luftqualität in der Stadt ermitteln. Diese werden in der Regel über fest verbaute Stationen erhoben, deshalb haben wir mobile Messeinheiten entwickelt und an 15 Bussen und Straßenbahnen verbaut. Aus den Daten sollten Erkenntnisse zur Luftqualität in Echtzeit und flächendeckend zum Beispiel über Heatmaps dargestellt werden, die den Einfluss von Tageszeit, Wetter und Verkehr auf die Luftqualität darstellen.

Welche Hürden gab es bei dem Projekt?

K. Böckers: Im Wesentlichen ging es darum, die ausgefeilte stationäre Technik auf mobile Anwendungen zu übertragen, damit sowohl die Qualität der Daten als auch der Preis für die neue Messtechnik stimmen. Am Ende hatten wir die Sensoren so entwickelt, dass diese kompakt waren, aussagekräftige Daten lieferten und bezahlbar blieben. Um es konkret zu machen: Nachdem wir die Daten der festen Stationen, mit denen der mobilen Einheiten verglichen hatten, zeigte sich, dass unsere Einheiten zwar nicht die Genauigkeit der festen Stationen erreichten, aber die Daten vollends ausreichten, um Trend-Bewertungen anstellen zu können. Die Korrelation beider Datenquellen lag bei 60 bis 80 Prozent und das für Stückkosten von rund 300 Euro pro Sensor. Das war ein enorm gutes Ergebnis.

Welche weitere externe Hilfe gab es für die Auswertung der erhobenen Daten?

K. Böckers: Geotab ist ja ein kanadisches Unternehmen, deshalb haben wir in den USA und in Kanada mit anderen Universitäten und Firmen (z.B. Google) zusammengearbeitet. Dennoch zeigte sich, dass das Business-Modell dahinter nicht tragfähig war, weshalb wir das Air-Quality-Projekt mittlerweile eingestellt haben. Was schade ist, denn der mobile Sensor war zum Schluss so gut, dass man ihn auch in höheren Stückzahlen hätte herstellen und vermarkten können.

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Wenn dieses Business-Modell nicht gegriffen hat, gibt es andere, die auf Basis von erhobenen Daten künftig funktionieren könnten?

K. Böckers: Datenanalysen haben im wesentlichen zwei Kernthemen, zum einen Daten qualitativ und quantitativ hochwertig zu bekommen und zum anderen, so zu verarbeiten beziehungsweise darzustellen, dass diese Mehrwert erzeugen. Das Air-Quality-Projekt hat in beiden Bereichen geholfen, ganz besonders bei der Darstellung, zum Beispiel bei den Heatmaps haben wir eine Menge dazugelernt.

Diese Erkenntnis haben sie aber sicher nicht exklusiv.

K. Böckers: Keine Frage, der Telematik-Markt erlebt momentan einen starken Wandel, da viele Player aktiv sind, die Daten erheben und daraus Geschäftsmodelle formen, bis hin zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Deshalb hat die heutige Telematik weniger mit jener von vor 15 Jahren zu tun, was im Grunde nur ein simples GPS-Tracking bedeutete. Letzteres ist natürlich auch heute noch ein wesentlicher Bestandteil, allerdings gibt es mittlerweile noch viel mehr Funktionen. Unser “Project G” etwa bringt Künstliche Intelligenz auf unsere Plattform und ermöglicht zusammen mit dem Geotab-Data-Connector eine Art Chat-GPT-Funktion für den Telematik-Bereich zu entwickeln. Das sind sehr spannende Themen.

Die zentrale Umstellung in den Fuhrparks findet derzeit mit der Elektrifizierung statt. Wie weit sind hier die Geotab-Kunden?

K. Böckers: Einerseits nimmt die Elektrifizierung Fahrt auf, auf der anderen Seite sind von den weltweit ungefähr 3,6 Millionen Fahrzeugen, die wir vernetzt haben, erst ein kleiner Teil E-Fahrzeuge. Unser Kerngeschäft liegt einerseits in Nordamerika, aber wir sind in über 100 Ländern aktiv – wie gerade auch hier in Deutschland – und hier sind es vor allem unsere Kunden aus dem Segment der Last-Mile-Delivery, die massiv umbauen.

Welche Trends sehen Sie als global agierendes Unternehmen bei diesem Thema?

K. Böckers: Da sehen wir einerseits, dass Subventionen, wie in Deutschland, den Privatmarkt stärken, wenn es um die Anschaffung von E-Fahrzeugen geht. Der zweite Trend betrifft den Umstieg der kommerziell genutzten Flotten. Das passiert hier in Europa deutlich schneller als etwa in den USA. Am Ende heißt es aber für jeden Flottenkunden: The Job needs to be done. Der Umstieg auf E-Mobilität darf das Tagesgeschäft nicht aufhalten. Deshalb analysieren wir für unsere Kunden, welche Fahrzeuge auf welchen Routen wirtschaftlich durch E-Modelle ersetzt werden können.

Aus den Zahlen der fixen und mobilen Messeinheiten entstehen Heatmaps wie diese hier
Aus den Zahlen der fixen und mobilen Messeinheiten entstehen Heatmaps wie diese hier
© Foto: Geotab

Geotab: Großprojekt mit der Deutschen Bahn

Sind das in erster Linie Bestandskunden, die sie auffordern, “den Job zu erledigen”?

K. Böckers: Es sind interessanterweise auch viele Firmen, die neu zu uns kommen mit der Aussage, dass ihr bisheriger Telematik-Dienstleister sie nicht unterstützen kann, in die Welt der Konnektivität und Elektromobilität zu wechseln. Andere Neukunden kommen auf uns zu, da sie begreifen, dass mit der Elektrifizierung der Flotte die Komplexität des Fuhrparkmanagements steigt. Dabei hilft uns unser agnostisches Datensystem, das jede Art von Daten verarbeiten kann – hersteller- und quellenunabhängig.

Die OEMs sind das eine, die Zulieferer, die stärker auch chinesische Fahrzeuge ausstatten, sind das andere. Wie blickt Geotab auf den Wandel in der Fahrzeugindustrie, bei dem sich die Europäer momentan in der Defensive befinden.

K. Böckers: Bei diesem spannenden Punkt gibt es sicher eine Menge unterschiedlicher Meinungen. Nach meiner Beobachtung ist das Gesamtbild noch verschwommen. Wettbewerber werden zu Partnern, Partner werden zu Wettbewerbern. Neue Konkurrenten treten auf den Plan. Jedes Unternehmen in der Branche sucht gerade seinen künftigen Platz. Das heißt für uns, dass wir in manchen Themengebieten mit einigen Unternehmen zusammenarbeiten und in anderen mit ihnen im Wettbewerb stehen.

Bei so viel Wandel, was war denn in den vergangenen Monaten das Projekt, das Ihnen am meisten Freude bereitet hat?

K. Böckers: Hier muss ich an unser Projekt mit DB Regio Straße (ehemals: DB Regio Bus) denken, bei dem wir 5.500 Busse mit unserem Telematiksystem (davon teilweise auch samt App) ausgestattet haben. Neben der Geschwindigkeit, mit der wir das Projekt umgesetzt haben, waren die Detail- und Datentiefe beeindruckend für alle. Um ein Beispiel zu geben: Allein das Messen und Visualisieren des Spritverbrauchs im Leerlauf der Busse hat zu einer gestiegenen Sensibilisierung der Fahrer geführt, sodass am Ende über eine Million Liter Diesel gespart werden konnten. Und das auf eine sehr einfache Art und Weise. Zudem hat eine vierstellige Zahl von Fahrern unsere App freiwillig genutzt, die sie bei ihrem Fahrverhalten unterstützt. Der Vergleich zwischen den App-Nutzern und den anderen Fahrern zeigte sehr deutlich, was bei den Themen Verkehrssicherheit und Mehrverbrauch noch geht – und das mit belastbaren Daten.

 Herzlichen Dank, Herr Böckers, für das Gespräch

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