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Transporter: Stellantis will Marktführer werden

19.10.2023 14:51 Uhr | Lesezeit: 2 min
Die Stellantis-Marken im Fernglas
Das ist mal eine Ansage: Bis 2030 will der Konzern die Gewerbe-Umsätze gegenüber 2021 verdoppeln.
© Foto: Stellantis/AHO-Montage

Der Viel-Marken-Konzern will Ford als größten Anbieter von Transportern überholen und stellt seine Nutzfahrzeugsparte neu auf. Dabei löst man auch Grundprobleme der Elektromobilität.

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Sechs Marken, fünf Baureihen, zehn Pick-Ups sind eine Hausnummer. Als Einzelmarken sind Fiat, Citroen und Co zwar gut im Markt präsent, doch im Automobilbusiness zählen die Konzernzahlen. Und da hat sich Stellantis im Nutzfahrzeugmarkt hinter Ford als weltweit zweitgrößter Player positioniert. 1,6 Millionen Lieferwagen, Fahrgestelle und Transporter verkaufte die Gruppe 2022. Zum Gesamtumsatz von knapp 180 Milliarden Euro steuert die Nutzfahrzeugsparte ein gutes Drittel bei.

Doch mit der Nummer Zwei will sich Stellantis nicht abgeben. Klares Ziel sei, Ford in den nächsten Jahren als Marktführer abzulösen, gibt Jean-Philippe Imparato, Leiter der Nutzfahrzeugsparte von Stellantis, die Marschrichtung vor. Bis 2030 will der Konzern die Gewerbe-Umsätze gegenüber 2021 verdoppeln, mit digitalen Diensten fünf Milliarden Euro verdienen und den Anteil von E-Transportern auf 40 Prozent erhöhen.

Alle Modelle werden überarbeitet

Die strategische Offensive des Nutzfahrzeuggeschäfts startet mit einer kompletten Überarbeitung der bestehenden Modellpalette. So führt Fiat beispielsweise 2024 eine Brennstoffzellenversion des Ducato ein. Nachdem sich Mercedes aus der Fuel-Cell-Entwicklung verabschiedete, bedienen die Italiener dann als einzige den Markt mit einem großen Transporter. Parallel dazu will die US-Marke RAM 2024 gleich mit mehreren elektrischen Pick-ups den amerikanischen Markt aufrollen.

Nur: Mit neuen Modellen alleine wird man Ford kaum abhängen. Das sieht auch Xavier Peugeot so, der unter Imparato fürs operative Geschäft zuständige Senior Vice President. „Nur Produkte entwickeln, bauen und verkaufen genügt nicht.“ Deshalb führt Stellantis unter dem Namen Pro One eine neue Geschäftseinheit fürs Nutzfahrzeuggeschäft ein. Sie soll das gesamte Professional-Angebot von Citroën, Fiat, Opel, Peugeot, Ram und Vauxhall bündeln. Imparato hat diverse Säulen definiert, auf die sich Pro One konzentriert: Der Konzern soll das umfangreichste Produktangebot des Marktes aufbauen, die Führungsrolle bei E-Fahrzeugen übernehmen, Finanzangebote und andere Dienstleistungen ausbauen sowie Drittfirmen wie Aus- und Aufbauer komplett in die digitale Bestell- und Kaufabwicklung integrieren.


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Opel Vivaro-e Hydrogen an Wasserstofftankstelle mit Zapfpistole am Anschluss Bildergalerie

Alle Fahrzeuge werden vernetzt

Zum Plan gehört zudem, bis Ende des Jahres nur noch komplett vernetzte Fahrzeuge auszuliefern. Dazu wurden markenübergreifend neue digitale Servicepakete wie „Vorbeugende Wartung“ zur Sicherstellung der Geschäftskontinuität sowie „Aufgabenmanagement“ und „Eco-Drive-Coaching“ zur Effizienzsteigerung aufgelegt. Anders als Wettbewerber Ford mit „Ford Pro“ will Pro One von Stellantis allerdings nicht nach außen auftreten. Laut Peugeot ist die Unit vor allem dazu gedacht, dass die einzelnen Einheiten und Entwicklungszentren ihr Markendenken aufgeben, nicht „ihr eigenes Süppchen kochen“ wie Xavier Peugeot es nennt, sondern strategisch zusammenarbeiten.

Denn was Stellantis bei den Pkw bis zum Äußersten ausreizt, will man nun auch im Transportbereich verstärkt umsetzen: ein klare Plattform- und Gleichteilestrategie, die allerdings für den Kunden nicht sofort erkennbar sein soll. Bis vor kurzem glichen sich Citroen Jumper, Peugeot Boxer und Fiat Ducato fast wie ein Ei dem anderen, unterschieden sich nur durch die Logos. Jetzt sollen die Marken zwar die gleiche Technik verwenden, aber ihre Identitäten stärker ausspielen. So verbaut die eher technik-verliebte Marke Peugeot künftig das aus den Pkw bekannte i-Cockpit. Citroen soll mit besonders gepolsterten Sitzen das Thema Komfort spielen, bei Fiat stehen praktische Aspekte im Vordergrund und Opel besetzt das Thema Innovation mit Matrix-Licht. Auch die Cockpits und Instrumente sollen sich stärker differenzieren. Alles eine Frage der Programmierung, denn digitale Panels werden auch im Nutzfahrzeug Standard.


Fiat E-Doblò Fahrbericht (2023)

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400-Volt-Steckdose für 500 Euro

Von der Gleichteil- und Plattformstrategie profitiert natürlich in erster Linie der Hersteller selbst. Die Taktik, Kunden, Händler und Hersteller in einer nahtlosen digitalen Kaufabwicklung zu verbinden, bringt auch dem Käufer eines Transporters Vorteile. Schreiner, Lebensmittelhändler oder Tiefkühldienste kaufen ihre ausgebauten Fahrzeuge direkt bei Opel, Citroen oder jeder anderen Marke, statt sie danach zum Ausbauer zu bringen. Von Stellantis zertifizierte Aus- und Aufbauhersteller liefern die Autos über die Markenhändler aus. Kunde, Händler, Ausbauer – alle kennen zu jeder Zeit den aktuellen Produktionsstand, und der Kunde bezahlt nur eine Gesamtrechnung.

Weltweit kann Stellantis auf ein Netzwerk von 400 Ausbaupartnern in 34 Ländern zurückgreifen. Fast jeder zweite Transporter wird branchentypisch umgerüstet, darunter auch viele E-Transporter. Deren Quote dürfte aber bald steigen. Denn Stellantis hat eine günstige Technik entwickelt, mit der sich Starkstrom-Verbraucher über die Antriebsbatterie betreiben lassen. Beispielsweise stromfressende Tiefkühlaufbauten. Bisher brauchten sie bei Elektro-Transportern einen teuren Zusatzakku, der zudem die Nutzlast schmälert. Der e-Power Take Off (ePTO) dagegen zapft die große Fahrzeugbatterie an. Das verringert zwar die Reichweite, doch Kühlfahrzeuge haben in der Regel nur einen Arbeitsradius von 150 bis 200 Kilometer. Vereinfacht gesagt funktioniert das Ganze gesagt wie eine 400-Volt-Steckdose, an die das Kühlaggregat angeschlossen wird. Kostenpunkt: rund 500 Euro.


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