Der facegeliftete Kia Sportage startet ab sofort bei 35.200 Euro (brutto) und hat noch eine Handschaltung an Bord. Wir fuhren den Diesel mit Doppelkupplung und Allradantrieb.
Diesel, Benziner, Mildhybrid und Hybrid. Kia lebt Technologieoffenheit und zeigt mit dem erneuerten Kia Sportage, wie es geht. Wir fuhren den Diesel – nicht für jeden die beste Wahl.
Automobilhersteller und -konzerne haben es derzeit nicht einfach, den richtigen Antriebsmix im Portfolio zu treffen – vor allem, wenn man global aktiv ist und sich die Märkte teils um 180 Grad unterscheiden. Hinzu kommt, dass viel diskutiert und viel erzählt wird – beim Thema Antriebe. Und jeder meint, mitsprechen zu können und Expertise zu besitzen. Und ja, es gibt immer mal wieder Fehlentscheidungen der Führungseliten – aber eher weniger, wenn man es genau nimmt.
So ist auch Kia nicht erst seit Anfang der 1990er-Jahre ein Konzern und hat pfiffige Leute an Bord. Kia gibt es in etwa so lang, wie das Land in Nord und Süd geteilt ist (1945). Bevor Kia, bestehend aus Ki (aufsteigen) und A (für Asien), als Firmenname entstand, lautete dieser Kyungsung Precision Industry und produzierte Stahlrohre, etwa für den Fahrradbau. Das erste Fahrrad aus Korea gab es dann 1951. So startete letztendlich auch Kia mit neuem Markennamen 1952 so, wie andere Automobilhersteller – als Zweiradfabrikant (Opel, Peugeot, Škoda, …). Das erste komplette Kia-Fahrrad hörte auf den Namen „Samchully“, was frei übersetzt „3.000 Li“ bedeutet. „Li“ (auch als „ri“ bezeichnet) lautete bis in die 1960er-Jahre die koreanische Längeneinheit und die 3.000 entsprach grob der Entfernung vom Nordpunkt Nordkoreas bis zur südlichsten Spitze Südkoreas – etwa 1.150 Kilometer.
Autos produziert Kia seit 1974 eigene – zuvor, für vier Jahre, den Fiat 124 in Lizenz. Der Kia Sephia war 1993 das erste Modell der Südkoreaner, das es nach Deutschland schaffte und den Start für Kia Deutschland begründete.
Jetzt, mehr als 30 Jahre später, ist die Marke weltweit etabliert. In 190 Ländern kann man Kia kaufen, also fast in jedem Land der Erde. So kommt es, dass mittlerweile über sieben Millionen Kia Sportage zu Kunden gerollt sind. Marktstart für den Kia Sportage war 1994. Die mittlerweile fünfte Generation wird seit Ende 2021 angeboten und rollt aus dem Werk Žilina in der Slowakei. Wir fahren heute das 2026er-Faceliftmodell – als 136-PS-Diesel mit 48-Volt-Unterstützung. Kia weist die Zusatzleistung des angeflanschten 48-Volt-Begleiters nur im Kleingedruckten aus. So kommt es, dass die auf dem Papier ersichtlichen und aus heutiger Sicht vergleichsweise sparsamen 136 PS von 16 Zusatz-PS bei geladenem Mini-Li-Io-Akku unterstützt werden können.
Die Front hat vom Facelift sehr profitiert. Matrix-Licht gibt es aber nach wie vor nicht.
Kia Sportage Facelift vor allem optisch aufgefrischt
Der Kia Sportage ist trotz gut 1,8 Tonnen Gewicht ein klassischer Vertreter der SUV-Kompaktklasse und misst 4,54 Meter in der Länge, ist fast 1,90 Meter breit und knapp 1,65 Meter hoch. Zur Lebensmitte wuchs lediglich der vordere Überhang um 2,5 Zentimeter, was an der neu gestalteten Front liegt, die nun waagerechte Grill-Elemente besitzt und den Kia Sportage breiter wirken lässt. Die frischen LED-Leuchten kommen trotz Facelift noch immer ohne Matrixfunktion. Neue Felgendesigns (17-, 18- und 19-Zoll) und eine neue Zierleiste im Einstiegsbereich erkennen nur Insider. Am Heck gibt es mehr Schwarzfläche und ebenfalls ein neues Design der LED-Rückleuchten. Acht Lackierungen, darunter das schöne Blue Flame Metallic des Testwagens, ergeben ein stimmiges Gesamtbild, das dem Zeitgeist entspricht.
Kia Sportage CRDI 4WD GT-Line (2026)
Preis: ab 47.090 Euro (brutto) R4/1.598 ccm | 100 kW/136 PS | 320 Nm ab 2.000 U/min 11,4 s | 180 km/h | 7-Gang-DKG Verbrauch-WLTP: 5,6 D | 147 g/km Maße: 4.540 x 1.865 x1.645 mm Kofferraum: 526–1.715 Liter Versicherung: HK 18 | VK 20 | TK 22 Garantie: 7 Jahre/ 150.000 km
Gelungene Bedienung im Kia Sportage Faceliftmodell
Schlüpfen wir in den Kia Sportage hinein, und es fällt sofort das neue Zweispeichen-Lenkrad ins Auge – in der Ausstattungslinie GT-Line des Testwagens sogar zweifarbig. Dort integriert sind die ideal bedienbaren Walzen, beispielsweise für die Infotainment-Lautstärke. Aber auch die Direkttasten fürs Abschalten des Spurhalteassistenten und des Tempowarners sind – einmal gelernt – perfekt deaktivierbar. Armaturenbrett und Mittelkonsole haben die Koreaner auch angefasst und den empfindlichen Klavierlack entfernt. Alles sieht besser aus als Klavierlack – und ist zudem pflegeleichter. Die Cockpit-Materialien geben keinerlei Grund zur Beanstandung, das fühlt sich alles gut an.
Die Bedienung gelingt im Kia Sportage ebenfalls gut, denn es gibt viele Tasten, die so beschriftet sind, dass es jeder versteht. Bei der Klimaregelung ist das nicht der Fall. Der Drehregler für die Lautstärke ist gleichzeitig auch der zum Ändern der Temperatur, was man jedoch nicht jederzeit sieht und es daher wissen muss.
Die Sitze sind komfortabel geschnitten und wenig sportlich, passen daher aber zum Kia Sportage. In der GT-Line kommt ein Stoff-Veloursleder-Konglomerat zum Einsatz, das sich gut anfühlt, aber stets weiß beinhaltet. Da wäre eine abfärberesistente „Dunkel-Option“ wünschenswert. Oder man wählt direkt die mittlere Ausstattungslinie Spirit und klickt dort aufs schwarze Leder. Das kommt in Zwangskombination mit dem „DriveWise-Paket“ für zusammen 3.500 Euro. „Drive Wise“ bedeutet Auspark-, Tot-Winkel-, Frontkollisionswarner sowie 360-Grad-Kamera und Head-up-Display (10“). Letzteres ist das sinnvollste Detail des Pakets. Bei allen anderen ersetzt ein „weiser“ (oder konzentrierte) Fahrstil die Helferlein.
Neue Software und digital bezahlen im Kia Sportage
Wo wir gerade beim Thema Ablenkung und damit Assistenzsystemen sind: Das Smartphone-Spiegeln kann der Kia Sportage nun endlich und es gibt beim Sportage OTA-Updates. Damit purzeln die aktuellen Softwarestände mittels integrierter SIM-Karte automatisch in den Sportage. Die neue Spracheingabe hat KI-Background erhalten und versteht angeblich deutlich mehr. Wer hingegen ganz manuell seine Zahldaten im System hinterlegt (oder in der App), kann bei Parkplätzen des Betreibers Parkopedia (der hat viele) digital – also ohne Aussteigen – bezahlen.
Beim Platzangebot gab und gibt es nichts zu meckern. Das 4,54-Meter-SUV gehört zu den geräumigeren Gesellen – vorn wie hinten. Vier Personen reisen sehr entspannt und nehmen genug Gepäck mit auf die Reise. In Zahlen: 526 Liter passen unters Rollo, das exzellent im Unterboden verstaut werden kann. Wer das massive Trenngitter (358 Euro) wählt, kann gefahrlos auch dachhoch beladen. Ab Spirit schwingt die Heckklappe mittels wirrer Fußbewegung auf.
Beim Kia Sportage gibt es nach wie vor einige Tasten. Gut so.
Kommen wir zum Inhalt im Bug. Der öffnet gediegen mittels Dämpfer – keine Selbstverständlichkeit in der Fahrzeugklasse. Darin gibt es nun 136 Diesel-PS, 150 und 180 Benzin-PS, 239 Hybrid-PS (+ 15 PS im Vergleich zum Vorgänger, 1,49 kWh-Akku) und wahlweise Sechsgang-Handschaltung, Sechsgang-Wandler-Automatik und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Letztere wird auf Wunsch mit dem Diesel kombiniert und erhält dann zwangsweise Allradantrieb. Der Allrad-Doppelkuppler-Diesel kostet ab 39.400 Euro, in der GT-Line kommen 7.700 Euro extra für viele Extras hinzu – alles Bruttoangaben.
Erwähnenswert ist das in der GT-Line inkludierte Adaptivfahrwerk. Das kann zwar nicht an die eigenen Vorlieben angepasst werden, verrichtet seinen Job aber sowohl in der Komfort-Stellung als auch in der sportiven durchaus sauber. Mal etwas wankend und geschmeidig, mal straffer zieht man damit genussvoll auch auf die Langstrecke. Wer das adaptive System haben möchte, muss zwingend die GT-Line wählen und ist dann auch 19-Zoll-bereift.
Wie ist der Diesel im Kia Sportage?
136 PS aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel in Kombination mit gut 1,8 Tonnen Masse lesen sich jetzt nicht unbedingt nach Fahrfreude. Das kann man so und so sehen. Klar, ein Ballermann, wie es heute auf den ersten Metern nach dem Anfahren fast alle elektrifizierten Fahrzeuge sind, ist der 1.6 CRDi EcoDynamics+ trotz vorhandener 48-Volt-Technologie nicht. Hinzu kommt, dass das installierte Doppelkupplungsgetriebe so behäbig sanft die Gänge einschleift, dass man eher auf eine Wandlerautomatik tippt. Macht nichts, das passt zum gemütlichen Charakter des Kia Sportage, der mit dem Dieselmotor im Bestfall eh nur Elektro-Auto-Tempo (also 180 km/h) schafft – ohne elektronische Begrenzung. Auf diese Geschwindigkeit kommt man dann jedoch vergleichsweise flott.
Klar ist auch, wer den Pinsel drückt, entfernt sich weit von den 5,6 Litern, die Kia auf dem Prüfstand ermittelt hat und die für fast 1.000 Nonstop-Kilometer reichen würden. Mit 6,5 Litern Dieselkonsum sollte man aber im Alltag hinkommen – und damit dennoch mehr als 800 Kilometer schaffen. Übrigens: Wer diesen leistungsschwächsten Sportage-Motor nimmt und ihn mit der Sechsgang-Handschaltung und Frontantrieb kombiniert (Startpreis 37.400 Euro), darf am meisten ziehen. Immerhin 1.950 Kilogramm und damit 300 Kilogramm mehr als beim gefahrenen Doppelkuppler mit seinem sperrbaren Allradantrieb (50:50).
So ist es beim Kia Sportage 2026 vor allem eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Fahrprofils, ob man mit einem 150-PS-Benziner (ab 35.200 Euro) und sechs manuellen Gängen zurechtkommt oder lieber auf einen 239-PS-Vollhybrid setzt (ab 39.000 Euro FWD und 43.500 Euro AWD), um ab und an ein paar Kilometer emissionsfrei zu stromern. Wer nach wie vor Kilometer schrubbt, freut sich über den recht laufruhigen, wenngleich hörbaren Selbstzünder und das komfortable Doppelkupplungsgetriebe sowie das Sicherheitsplus durch den Allradantrieb. Der Kia Sportage ist nach wie vor eine Art Alleskönner, jedoch nur dann, wenn man die Antriebe nach Gusto tauschen könnte. So muss man sich nach wie vor für einen Antrieb entscheiden, und der kann passen.
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