Wir befinden uns in der Nähe von Lissabon. Wir, das sind ein paar Journalisten, die sich die Produktionsstätte des alten und des neuen VW T-Roc ansehen – beide rollen gerade noch parallel von den Bändern. Neben uns interessieren sich etwa 5.000 weitere Menschen intensiv für den T-Roc – die Werkmitarbeiter. Das vergleichsweise kleine Werk im südlichen Drittel Portugals machte im letzten Jahr 3,8 Milliarden Euro Umsatz und erwirtschaftete damit fast zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es ist also eine echte Säule der portugiesischen Wirtschaft.
VW T-Roc 1.5 eTSI (116 PS)
VW-Werk seit 1995
Das Werk „Volkswagen Autoeuropa“ wurde Anfang der 1990er-Jahre zusammen mit Ford auf die Beine gestellt. Das erste Auto war der VW Sharan und damit auch der Ford Galaxy und später noch der Seat Alhambra. Eine Gemeinschaftsproduktion, konzernübergreifend, wie heute bei VW und Ford mit Transit, Transporter, Caddy, Tourneo, Amarok, Ranger, Explorer … 1995 fing das Verwirrspiel an.
Seit 2017 ist der T-Roc der Portugal-VW. 236.000 Kompakt-SUV spuckte das Werk 2024 aus und diese wurden in gut 50 Länder exportiert. In China gibt es eine weitere Produktionsstätte des T-Roc, für den chinesischen Markt. Stahlbleche für sämtliche Volkswagen-Marken und -Modelle werden zusätzlich hier in Portugal gedengelt.
Wir steigen ein, in den neuen VW T-Roc, der zwar nicht mehr wie T-Roc 1 aussieht, jedoch auch nicht wie ein nagelneues VW-Modell. Die Formgebung ist im besten VW-Sinne konservativ und erinnert an die ID.-Serien. Übersetzt: beliebige Front, uniforme Silhouette, beleuchtete Logos, durchgängige LED-Leisten, farbig abgesetzte Bauteile … alles bekannt, etabliert, akzeptiert.
VW T-Roc 1.5 eTSI Life: die Basis reicht (fast)
Unser VW T-Roc 1.5 eTSI kommt nicht nur in der 116-PS-Basismotorisierung, er wartet auch in der niedrigen Ausstattungslinie „Life“ (Trend à Life à Style à R-Line) auf uns – wie schön. Serienmäßig in jedem T-Roc: das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. All das macht mindestens 34.000 Euro. Kostenfrei gibt es die Lackierung „Kanariengelb“ und 225er-16-Zoll-Räder auf Alufelgen „Bilbao“. Das kräftige Blau vom Testwagen kostet 860 Euro extra, dessen 18-Zoll-Felgen „Torino“ schlagen mit 1.030 Euro zu Buche (17 Zoll gibt es für 515 Euro). Ab Werk können für 250 Euro Kumho- oder Conti-Ganzjahresreifen geordert werden. Wer möchte, lässt das Dach in Schwarz lackieren, macht 500 Euro mehr.
Saubere Materialien, keine Überraschungen im VW T-Roc 2026
Wer am Touchscreen rumspielt, merkt schnell, dass es sich um Bekanntes handelt und anno 2025 nur noch wenig überrascht. Selbst gesetzte Kurzbefehle aktivieren oder deaktivieren auf Fingertipp Funktionen. Ein Display weiter links beinhaltet das Kombiinstrument ebenfalls keine News und lässt sich nach wie vor in diversen Ansichten einfach per Lenkradtaste „View“ verändern. Die Tasten im Volant sind sinnvoll platziert, geben eine perfekte haptische Rückmeldung und sind fettfingerresistent – so einfach funktioniert gut. Der Blinkerhebel hat nun zusätzliche Wischerfunktionen übernommen und ist damit überfrachtet, wie bei Tiguan, Tayron, Passat ...
In der breiten Hartplastik-Mittelkonsole (warum sind die Dinger heutzutage so mächtig?) befindet sich eine Ladestation fürs Handyinduktivladen. Diese ist gekühlt und lädt selbst bei aktiver Routenführung und Streamen von Musik einwandfrei. Darunter wurde der Drehdrücksteller für Lautstärke und Schaltoption für die Fahrmodi gesetzt. Nettes Gimmick, jedoch eher überflüssig. Super gelöst: Die Mittelarmlehne lässt sich sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe justieren. Und auch bei der Gurthöhe haben Fahrer und Beifahrer die Möglichkeit, diese individuell anzupassen.
So kommen wir zur Sitzergonomie. Die ist über jeden Zweifel erhaben. Weite Einstellbereiche von Sitz, Lenkrad und Spiegel ergeben wohl für 95 Prozent aller Menschen eine perfekte Sitzposition. Die Sitze selbst sind etwas (zu) weich – vor allem an den Sitzwangen. Das fühlt sich zwar im ersten Moment gemütlich an. Wer jedoch Seitenhalt mag, vermisst diesen nach ein paar Kurven. Ausstattungslinie Life und Style besitzen den umlegbaren Beifahrersitz, beim Style kommt auf der Fahrerseite der ErgoActive-Sitz mit vielfacher Verstellung hinzu.
VW T-Roc: Längenzuwachs spiegelt sich innen kaum wider
In der zweiten Reihe sitzt es sich gut. Allerdings ist der Platzgewinn geringer, als 13 Zentimeter Längenzuwachs von T-Roc 1 auf T-Roc 2 vermuten lassen. Platz für 1,90-Meter-Menschen gab und gibt es dennoch. Ins gut zugängliche Gepäckabteil passen 475 Liter und in den T-Roc mit Basismotor dürfen mehr als 500 Kilogramm gehievt werden. Wer mehr Transportmöglichkeiten benötigt, kann 1,5 Tonnen (950 Euro) anhängen, in dieser PS- und Fahrzeugklasse ziemlich viel. Die Rückbank lässt sich nach wie vor nicht verschieben und vom Kofferraum aus klappt man die Rücklehne nur mit Fingerakrobatik um – wenn überhaupt.
Apropos Fingerakrobatik: im neuen VW T-Roc gibt es erstmals bei VW innen neue Türöffner. Diese sind sauber in die Armlehnen integriert und lassen sich ziemlich perfekt bedienen. Gut gelöst also, wenngleich auch die bekannten „Systeme“ ihren Dienst meist ohne Grund zur Beanstandung verrichtet haben. Schön, dass außen nach wie vor klassische Türöffner angebracht sind, da gibt es keine sinnvolle Alternative. Beim Thema Übersichtlichkeit kann auch der neue T-Roc keine Marke setzen. Dicke Säulen an allen Enden versperren auch beim Portugiesen eine gute Sicht.
Der Testwagen war mit den Serienlautsprechern bestückt. Gegen Aufpreis (680 Euro) gibt es (erst ab der Ausstattungslinie Style, die heftige 4.505 Euro mehr kostet) Harman-Kardon-Tröten, die sicherlich besser klingen. Wer jedoch keinen audiophilen Stimmungen ausgesetzt ist, wird mit dem Standard zufrieden sein.