VW T-Roc 1.5 eTSI (116 PS): Portugals Autostolz

22.11.2025 13:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Bei knapp 31.000 Euro (brutto) beginnt die Preisliste des VW T-Roc. Die wenigsten werden jedoch spürbar unter 40.000 Euro beim Händler vom Hof rollen. Das Kompakt-SUV ist teuer geworden (wenngleich die Grundausstattung okay ist).
© Foto: Michael Blumenstein

Der VW T-Roc ist nach dem VW Golf der Bestseller der Wolfsburger. Die erste Neuauflage des Kompakt-SUV muss also sitzen. Wir fuhren den 1.5 eTSI mit 116 PS und DSG. Reicht die Basis?

Wir befinden uns in der Nähe von Lissabon. Wir, das sind ein paar Journalisten, die sich die Produktionsstätte des alten und des neuen VW T-Roc ansehen – beide rollen gerade noch parallel von den Bändern. Neben uns interessieren sich etwa 5.000 weitere Menschen intensiv für den T-Roc – die Werkmitarbeiter. Das vergleichsweise kleine Werk im südlichen Drittel Portugals machte im letzten Jahr 3,8 Milliarden Euro Umsatz und erwirtschaftete damit fast zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es ist also eine echte Säule der portugiesischen Wirtschaft.


VW T-Roc 1.5 eTSI (116 PS)

Blauer VW T-Roc der zweiten Generation stehend vor dem Atlantik in Portugal fotografiert Bildergalerie

VW-Werk seit 1995

Das Werk „Volkswagen Autoeuropa“ wurde Anfang der 1990er-Jahre zusammen mit Ford auf die Beine gestellt. Das erste Auto war der VW Sharan und damit auch der Ford Galaxy und später noch der Seat Alhambra. Eine Gemeinschaftsproduktion, konzernübergreifend, wie heute bei VW und Ford mit Transit, Transporter, Caddy, Tourneo, Amarok, Ranger, Explorer … 1995 fing das Verwirrspiel an.

Seit 2017 ist der T-Roc der Portugal-VW. 236.000 Kompakt-SUV spuckte das Werk 2024 aus und diese wurden in gut 50 Länder exportiert. In China gibt es eine weitere Produktionsstätte des T-Roc, für den chinesischen Markt. Stahlbleche für sämtliche Volkswagen-Marken und -Modelle werden zusätzlich hier in Portugal gedengelt.

Wir steigen ein, in den neuen VW T-Roc, der zwar nicht mehr wie T-Roc 1 aussieht, jedoch auch nicht wie ein nagelneues VW-Modell. Die Formgebung ist im besten VW-Sinne konservativ und erinnert an die ID.-Serien. Übersetzt: beliebige Front, uniforme Silhouette, beleuchtete Logos, durchgängige LED-Leisten, farbig abgesetzte Bauteile … alles bekannt, etabliert, akzeptiert.

VW T-Roc 1.5 eTSI Life: die Basis reicht (fast)

Unser VW T-Roc 1.5 eTSI kommt nicht nur in der 116-PS-Basismotorisierung, er wartet auch in der niedrigen Ausstattungslinie „Life“ (Trend à Life à Style à R-Line) auf uns – wie schön. Serienmäßig in jedem T-Roc: das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. All das macht mindestens 34.000 Euro. Kostenfrei gibt es die Lackierung „Kanariengelb“ und 225er-16-Zoll-Räder auf Alufelgen „Bilbao“. Das kräftige Blau vom Testwagen kostet 860 Euro extra, dessen 18-Zoll-Felgen „Torino“ schlagen mit 1.030 Euro zu Buche (17 Zoll gibt es für 515 Euro). Ab Werk können für 250 Euro Kumho- oder Conti-Ganzjahresreifen geordert werden. Wer möchte, lässt das Dach in Schwarz lackieren, macht 500 Euro mehr.

Materialien im VW T-Roc im Detail aufgenommen
Das mit weicher Kunstfaser unterfütterte Armaturenbrett dürfte nicht jedermanns Sache sein.
© Foto: Michael Blumenstein

Saubere Materialien, keine Überraschungen im VW T-Roc 2026

Wer am Touchscreen rumspielt, merkt schnell, dass es sich um Bekanntes handelt und anno 2025 nur noch wenig überrascht. Selbst gesetzte Kurzbefehle aktivieren oder deaktivieren auf Fingertipp Funktionen. Ein Display weiter links beinhaltet das Kombiinstrument ebenfalls keine News und lässt sich nach wie vor in diversen Ansichten einfach per Lenkradtaste „View“ verändern. Die Tasten im Volant sind sinnvoll platziert, geben eine perfekte haptische Rückmeldung und sind fettfingerresistent – so einfach funktioniert gut. Der Blinkerhebel hat nun zusätzliche Wischerfunktionen übernommen und ist damit überfrachtet, wie bei Tiguan, Tayron, Passat ...

In der breiten Hartplastik-Mittelkonsole (warum sind die Dinger heutzutage so mächtig?) befindet sich eine Ladestation fürs Handyinduktivladen. Diese ist gekühlt und lädt selbst bei aktiver Routenführung und Streamen von Musik einwandfrei. Darunter wurde der Drehdrücksteller für Lautstärke und Schaltoption für die Fahrmodi gesetzt. Nettes Gimmick, jedoch eher überflüssig. Super gelöst: Die Mittelarmlehne lässt sich sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe justieren. Und auch bei der Gurthöhe haben Fahrer und Beifahrer die Möglichkeit, diese individuell anzupassen.

So kommen wir zur Sitzergonomie. Die ist über jeden Zweifel erhaben. Weite Einstellbereiche von Sitz, Lenkrad und Spiegel ergeben wohl für 95 Prozent aller Menschen eine perfekte Sitzposition. Die Sitze selbst sind etwas (zu) weich – vor allem an den Sitzwangen. Das fühlt sich zwar im ersten Moment gemütlich an. Wer jedoch Seitenhalt mag, vermisst diesen nach ein paar Kurven. Ausstattungslinie Life und Style besitzen  den umlegbaren Beifahrersitz, beim Style kommt auf der Fahrerseite der ErgoActive-Sitz mit vielfacher Verstellung hinzu.

VW T-Roc: Längenzuwachs spiegelt sich innen kaum wider

In der zweiten Reihe sitzt es sich gut. Allerdings ist der Platzgewinn geringer, als 13 Zentimeter Längenzuwachs von T-Roc 1 auf T-Roc 2 vermuten lassen. Platz für 1,90-Meter-Menschen gab und gibt es dennoch. Ins gut zugängliche Gepäckabteil passen 475 Liter und in den T-Roc mit Basismotor dürfen mehr als 500 Kilogramm gehievt werden. Wer mehr Transportmöglichkeiten benötigt, kann 1,5 Tonnen (950 Euro) anhängen, in dieser PS- und Fahrzeugklasse ziemlich viel. Die Rückbank lässt sich nach wie vor nicht verschieben und vom Kofferraum aus klappt man die Rücklehne nur mit Fingerakrobatik um – wenn überhaupt.

Apropos Fingerakrobatik: im neuen VW T-Roc gibt es erstmals bei VW innen neue Türöffner. Diese sind sauber in die Armlehnen integriert und lassen sich ziemlich perfekt bedienen. Gut gelöst also, wenngleich auch die bekannten „Systeme“ ihren Dienst meist ohne Grund zur Beanstandung verrichtet haben. Schön, dass außen nach wie vor klassische Türöffner angebracht sind, da gibt es keine sinnvolle Alternative. Beim Thema Übersichtlichkeit kann auch der neue T-Roc keine Marke setzen. Dicke Säulen an allen Enden versperren auch beim Portugiesen eine gute Sicht.

Der Testwagen war mit den Serienlautsprechern bestückt. Gegen Aufpreis (680 Euro) gibt es (erst ab der Ausstattungslinie Style, die heftige 4.505 Euro mehr kostet) Harman-Kardon-Tröten, die sicherlich besser klingen. Wer jedoch keinen audiophilen Stimmungen ausgesetzt ist, wird mit dem Standard zufrieden sein.


VW T-Roc 1.5 eTSI Life

Preis: ab 34.005 € (Brutto)
R4/1.498 ccm
85 kW/116 PS | 220 Nm
7-Gang-DKG | 10,6 s | 196 km/h
WLTP: 5,5 S | 126 g/km
Abmessungen: 4.373 x 1.828 x 1.573 mm
Kofferraum: 475–1.350 Liter
Service: 2 Jahre/30.000 km
Garantie: 2 Jahre



Kleinster Motor im T-Roc ausreichend?

Standard ist auch der im Testwagen implantierte Antrieb. Vorderradantrieb, vier Zylinder, 1,5 Liter Hubraum, ergänzt um ein 48-Volt-System für Extraschub und Sparmöglichkeiten. 116 PS werden aus dem Aggregat geholt, das sonst meistens 150 PS leistet. Dieses Downsizing, das es bereits beim aktuellen Golf gibt, steht dem T-Roc gut. Im Kompakt-SUV ist bereits der schwächste Motor an das Siebengang-DSG gekoppelt. Das schaltet gekonnt und bleibt unaufgeregt. Klar, ein Handschalter würde den T-Roc gut 2.000 Euro günstiger machen. Aber für VW bedeutet das mehr Komplexität bei geringen Verkaufschancen und Mehrverbrauch. 5,6 Liter sollen dem Basis-T-Roc genügen, was einem CO2-Ausstoß von 126 Gramm entspricht. Sparsamer wird es nur noch mit den ersten Vollhybrid-Motoren mit 136 und 170 PS. Die sollen Mitte 2026 nachgeschoben werden.

Im tempobegrenzten Portugal blieb unser Verbrauch des 116-PS-Vierzylinders bei unter sechs Litern. Zudem kam nie das Gefühl von Leistungsmangel auf und selbst Überholvorgänge auf der Landstraße erfolgten zügig. Beim Beschleunigen wird der Vierzylinder zwar laut, aber mit einer angenehmen Tonalität und Laufruhe. 10,6 Sekunden für den Standardsprint sehen auf dem Papier im Elektrozeitalter zwar lahm aus, sind es aber nicht. Und auf deutschen Autobahnen endet der Vortrieb des Basis-T-Roc erst bei knapp 200 Sachen. Wer meint, er benötige Reserven, kann für 2.750 Euro Aufpreis 35 Extra-PS ordern und bekommt dann den 150-PS-eTSI. Immerhin, einen Malus beim Verbrauch bewirkt dieses Upgrade nicht.

Ob es ein Fahrwerks-Upgrade braucht, sollte das eigene „Popometer“ entscheiden. Für 980 Euro gibt es das bekannt gute DCC-System (und gleich dazu die Progressivlenkung, die Kurbelei am Volant minimiert), das eine weite Spreizung von sehr komfortabel bis unnötig hart ermöglicht. Doch bereits das herkömmliche Stahlsystem macht einen guten Job in dem 1.465 Kilogramm schweren SUV. Es spricht trotz optionaler 18-Zoll-Bereifung feinfühlig an und glättet grobe Ecken und Kanten im Asphalt zuverlässig. Eine leichte Stuckerneigung an der Vorderachse wird eventuell bei der Wahl kleinerer Räder abgemildert. Zeitgleich fliegt man mit sehr hohem Tempo zielsicher über Kurvenstraßen und spürt die Neutralität des Chassis und die Akkuratesse der zielgenauen (Standard-)Lenkung. Wer das Lenkrad auf Anschlag setzt, dreht in 11,1 Metern einen Kreis – zumindest mit 16-Zoll-Serienrädern.

So sind die Voraussetzungen, auch weiterhin am Thron des VW Golf zu sägen, vorhanden und: Das könnte klappen. Denn auch beim Preis geben sich die beiden nichts. Und der Golf, der ist zwar erstklassig, aber eben alt.

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