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Carsharing: Wo das Teilen begann

25.04.2022 13:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
In Bergamo hat das Autohaus Oberti für Mobilize Share bislang den Renault Zoe im Einsatz, der Dacia Spring könnte ergänzen.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Teilen von Dingen ist modern, nachhaltig und manchmal kostenreduzierend. Das Teilen von Autos hilft auch Unternehmen, Mobilität neu zu "lenken". Wir waren in Bergamo, einer Pilotstadt für Renaults Mobilize Share.

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Carsharing ist ein alter Hut. Zumindest in Deutschland. Bereits Ende 1990 (siehe Autoflotte 11/2020, Seite 30 ff.) wurde in Aachen "Stadtteil-Auto Carsharing" gegründet. Einen richtigen Durchbruch gab es jedoch lange nicht. Andere Carsharer kamen, spezialisierten sich auf die Bedürfnisse von Privatpersonen und gingen, ohne Firmenkunden ins Visier genommen zu haben. Die Aachener gibt es noch immer, Cambio ist mittlerweile deren Name - deutschlandweit mit verschiedenen Gesellschaften. Einer der es neu versucht, ist Renault. Oder besser "Splittergruppen" der Renault Group. Mobilize ist eine neue Division, Glide.io eine weitere ohne die Software-technisch nichts funktionieren würde.

Mobilität, Energie, Daten

Unter dem Namen Mobilize launchte die Renault Group auf der IAA 2021 mit großem Brimborium die noch recht unbekannte Marke, die Anfang 2021 aus der Taufe gehoben wurde. Was Mobilize kann? Beispielsweise Ladelösungen und Energiespeichersysteme für Elektromobilitätsanwendungen in Unternehmen und Kommunen bringen. Als Mobilitätsdienstleister will Mobilize für die Bewegung von Mitarbeitern und Gütern sorgen und sogar eigene, teils speziell für die Transportaufgaben entwickelte Fahrzeuge anbieten.

Wir konzentrieren uns auf das Teilen von Fahrzeugen, Mobilize Share genannt, und sitzen beim Renault-Händler Oberti im norditalienischen Bergamo. Denn genau hier ist Mobilize mit dem Teilen von Elektroautos als Pilotprojekt im Frühsommer 2021 live gegangen.

Die Idee war, in Bergamo und den angrenzenden Gemeinden Mobilität für Menschen zu schaffen, die kein eigenes Auto (mehr) haben, nicht mehr wollen oder ihren Unternehmensfuhrpark neu ausrichten möchten, ohne Autos zu leasen, zu kaufen und sich nicht mehr um Wartung und Reinigung sowie am Ende die Rückgabe oder den Verkauf kümmern möchten.

In Bergamo treffen wir auf Barbara Oberti und Renato Sarli vom Renault Autohaus Oberti. Das sind sozusagen die "Autoausrüster". Edmondo Pietranera ist Head of Mobilize Italia und Denis Fragnoli, der Ansprechpartner, wenn Unternehmen Fragen zur E-Mobilität haben. Paolo Colurcio, CEO von Glide.io, wurde von Luc Habauzit begleitet (Operations Coordinator), der die technische Umsetzung, also das Interface zwischen Nutzern und Fahrzeugen, verantwortet. "Der Eigentümer von Glide.io war immer Renault. Aber wir arbeiten wie ein Start-up", erklärt Colurcio, der mit seinem aus rund 20 Mitarbeitern bestehenden Team in Paris arbeitet. "Wir entwickeln jeden Tag Software, die Menschen, beispielsweise für die Nutzung von Mobilize Share, benötigen", weiß Colurcio zu berichten und verweist auf die zugehörige App, die wir uns später ansehen.


Renault Mobilize Bergamo

Renault Mobilize Bergamo Bildergalerie

Hardware aus Deutschland

Die Hardware, mit der die Software kooperiert und in Bergamo die eingesetzten Renault Zoe öffnet und schließt, kommt vom Shared Mobility Pionier Invers aus Siegen. Dessen Gründer und noch immer CTO, Uwe Latsch, Mitte der 1990er-Jahre die Technologie des schlüssellosen Öffnens von Fahrzeugen erfand. Invers ist noch immer Vorreiter und technische Basis für eine Vielzahl von Sharing-Lösungen, egal, ob für Privatnutzer oder fürs Corporate Carsharing. Eine Telematikbox im Auto liefert oft die Daten ans Smartphone und Backend des Betreibers. Der Fahrzeugschlüssel, sofern nötig, steckt in der Box im Handschuhfach, der bei Mietende wieder eingesteckt sein muss. Das klappt bei Mobilize und vielen anderen Sharing-Dienstleistern weltweit und bei Poolfahrzeugen in jedem Unternehmen ähnlich, das sich auf eine Corporate-Carsharing-Software von einem der vielen Anbieter verlässt.

Mehr als 2.000 Autos sind bei Mobilize Share im Einsatz - in Italien. Europaweit könnte Renault neben Oberti rund 6.000 weitere Händler einbinden. Sie sind nicht nur Dreh- und Angelpunkt der schlüssellosen und digitalisierten Mobilitätslösung mit Standorten im Hof, sie kümmern sich auch stets um das Wohlergehen der Fahrzeuge, wie die Autohaus-Chefin bestätigt. Wie sie haben nicht nur in Italien viele Händler das Potenzial erkannt, das sich durch Mobilize Share für Unternehmen und Menschen sowie die Umwelt ergeben kann. Auch ihr Marketingchef, Renato Sarli ist überzeugt, dass alle Beteiligten profitieren. Laut Renault sind europaweit mittlerweile mehr als 15.000 Fahrzeuge mit der Plattform verbunden. Um die Ausnutzung der Fahrzeuge zu erhöhen, entwickeln Spezialisten Algorithmen die eine bessere Vorhersage der Nutzernachfrage und eine effektivere Fahrzeugzuweisung ermöglichen. Denn auch beim Sharing bedeutet Standzeit verlorenes Geld.

Demnächst in Deutschland

Die Unternehmen in Bergamo, die fest zugeordnete Mobilize-Renaults nutzen, können die Fahrzeuge auch wechseln, falls größere oder kleinere Modelle benötigt werden. Bei solch einer Lösung besteht dann sogar die Möglichkeit der individuellen Absprache hinsichtlich Fahrzeugreinigung und anderer Individualisierungen. Oberti packt beispielsweise in jedes Fahrzeug einen laminierten Flyer, der bildlich und mit Text erklärt, wie etwa der Renault Zoe funktioniert. Ein weiterer Flyer erklärt, wie die Fahrzeuge an den öffentlichen Ladesäulen geladen werden können.

Clotilde Delbos, CEO von Mobilize, sagte im Round Table auf der IAA Mobility in München im Herbst 2021: "Die Mobilitätswelt verändert sich. Und auch die Unternehmen haben andere Anforderungen. Sie wollen nachhaltiger agieren und teilweise weg vom personenbezogenen Dienstwagen hin zu breiter nutzbaren Flotten. Deswegen bieten wir mit Mobilize jetzt einen ergänzenden Ansatz. Und wenn wir in den nächsten Jahren noch nicht profitabel sind, ist das nicht so schlimm." Ein schöner Ausblick, der sich seit Januar 2022 auch in Deutschland langsam verwirklicht. Fabian Rangol ist Head of Mobilize Germany und sagte, dass derzeit noch der B2C-Bereich im Fokus stehe, jedoch B2B-Lösungen auch hierzulande "intern besprochen" werden.

Die Pilotphase in Bergamo ist aus Sicht der Beteiligten geglückt und eine Intensivierung der folgerichtige Schritt. Gerade das Corporate Carsharing hat auch in Deutschland aus Sicht von Experten in den kommenden Jahren wirkliches Potenzial, Kosten in Unternehmen zu senken und langfristig sogar, das Verkehrsaufkommen zu verringern.

Autoflotte Fuhrparktag E-Mobilität - Auto-Abo - Corporate Carsharing

Wenn Sie mehr zum Thema Corporate Carsharing erfahren möchten, kommen Sie am 3. Mai zum Autoflotte Fuhrparktag nach Gründau (bei Hanau). autoflotte.de/mobilitaet

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