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Great Wall Motor: "Elektrische Reichweite, an die keiner unserer Mitbewerber herankommt"

22.01.2024 12:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Johannes Brandenburger vor dem GWM Wey 03, einem Plug-in-Hybriden der SUV-Mittelklasse mit 136 Kilometern Reichweite (WLTP-Wert). 
© Foto: Frey Import Services GmbH

Great Wall Motor will 2024 in Deutschland durchstarten – mit einer Händlerstruktur, mit Großkunden-Spezialisten und mit fast 45-jähriger Erfahrung der Emil Frey-Gruppe, die hinter Great Wall Motor (kurz: GWM) steht. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer der O! Automobile GmbH, Johannes Brandenburger, unterhalten.

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Das Automobil war die Leidenschaft von Emil Frey, der 1898 in der Nähe von Lörrach geboren wurde. 1924 eröffnete er südöstlich der Grenze – in Zürich – eine Werkstatt und begann mit dem Aufbau des europaweit agierenden Automobilhandels. Mittlerweile sind die Schweizer mit rund 900 Händlerstandorten der größte „Autohändler“ Europas.

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In Deutschland startete Frey 1980 und importiert aktuell unter anderem die Japan-Marken Mitsubishi und Subaru. Aus dem kleinen Importeur in Deutschland ist auch hierzulande über die Jahre einer der größten Autohandelsbetriebe geworden – mehr als 100 Standorte gibt es in Deutschland, derzeit sind 32 Marken unter dem Dach der Emil Frey Gruppe vereint. 2023 neu hinzugekommen sind die Marken Ora und Wey, die beide zum chinesischen Konzern Great Wall Motor (GWM) gehören. Die Emil Frey Gruppe mit Sitz in Stuttgart sieht in Deutschland großes Potenzial bei beiden Marken, die sich jeweils am unteren Ende der Premiumwelt ansiedeln sollen.

Anders als bei den meisten chinesischen Herstellern gibt es bei GWM die klassische Händlerpräsenz mit persönlichem Ansprechpartner, Showroom und Werkstatt. Für Großkunden und Fuhrparkbetreiber gute Nachrichten: Als Vertriebsgesellschaft für GWM fungiert die Emil Frey Tochter O! Automobile GmbH mit Sitz im hessischen Friedberg. Alles etwas verwirrend, weshalb wir mit dem neuen O!-Automobile-Geschäftsführer Johannes Brandenburger gesprochen haben. Seit seinem Einstieg 2011 bei der Emil Frey Gruppe übernahm Johannes Brandenburger zunehmend Führungspositionen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen der Emil Frey Gruppe. Zuletzt war er bei der Emil Frey Hessengarage als Regionalleiter tätig. Brandenburger leitet seit Oktober 2023 die Geschicke von GMW Ora und GWM Wey innerhalb der Emil Frey-Gruppe.


GWM Wey 05

GWM Wey 05 Bildergalerie

Frage: Herr Brandenburger, seit Oktober 2023 sind Sie Geschäftsführer der O! Automobile. Wie fühlt es sich an, eine neue Marke – Great Wall Motor (GWM) – mit zwei Produktlinien, GWM Ora und GWM Wey, in Deutschland etablieren zu können?

Johannes Brandenburger: Das ist eine sehr spannende Zeit, die wir alle in Friedberg und alle Partner vor Ort mit sehr großer Begeisterung und Hingabe angehen. Für einen Autoliebhaber, wie wir es bei Emil Frey alle sind, gibt es wohl keine schönere Aufgabe, als eine neue Marke in Deutschland zu etablieren – mit der Möglichkeit, von Anfang an mitzugestalten, Ideen einzubringen und Dinge voranzubringen. Ich bin sehr stolz, was wir in den vergangenen Monaten bewegt haben – unter anderem haben wir eine Markenbekanntheit von über 20 Prozent innerhalb kurzer Zeit erreicht und im vergangenen Jahr etwa 4.600 Autos zugelassen. Und so viel vorab: Wir haben noch viel vor.

Frage: Ora ist seit April 2022 in Deutschland zu haben. Der kompakte Ora Funky Cat machte den Startschuss der Elektro-Marke. Nun hat GWM das Modell zum Jahresbeginn 2024 umbenannt. Ora Funky Cat heißt fortan GWM Ora 03. Warum das?

Johannes Brandenburger: Dazu muss man kurz ausholen und den Konzern Great Wall Motor vorstellen. GWM gibt es seit 1984 in China, und unter dem Dach verbergen sich unterschiedliche Produktlinien – neben Ora und Wey, die auch in Deutschland erhältlich sind. GWM gehört damit zu den größten und traditionsreichsten Herstellern in China. Die GWM-Zentrale in Baoding hat sich deshalb dazu entschlossen, künftig GWM als Dachmarke zu etablieren und darunter in Deutschland die Produktlinien Ora und Wey, die nun mit einer numerischen Nomenklatur – je größer die Zahl, desto größer das Auto – eine klarere und übersichtlichere Namensstrategie haben. Wir sind sicher, dass wir damit unseren Kunden die Orientierung erleichtern und die Etablierung der Produkte auf dem deutschen Markt zusätzlich unterstützen können.

Johannes Brandenburger
© Foto: O! Automobile

Frage: Wie viele GWM Ora 03 (ehemals Ora Funky Cat) konnten bis zum Jahresende 2023 verkauft werden?

Johannes Brandenburger:Wir haben insgesamt etwa 4.600 Fahrzeuge verkauft – eine Zahl, mit der wir für das erste Jahr zufrieden sind und die wir im kommenden Jahr ausbauen möchten.

Frage: Wie viele Fahrzeuge gingen dabei an Flottenkunden und wie hoch ist der Gewerbeanteil generell?

Johannes Brandenburger: Der Gewerbeanteil liegt bei uns bei knapp über 50 Prozent – darunter etwa 20 Prozent Flottenkunden, was die Wichtigkeit dieses Geschäftsbereichs für uns unterstreicht.

Frage: Sind Sie mit den Zahlen im Flottensegment zufrieden?

Johannes Brandenburger: Wir spüren eine große Nachfrage nach bezahlbaren Elektrofahrzeugen, insbesondere auch bei Flottenkunden. Viele sind offen für neue Marken und schätzen das einzigartige Design des GWM Ora 03 sowie die sehr umfassende Komfort- und Sicherheitsausstattung, sodass wir mit speziellen Angeboten für Gewerbe- und Flottenkunden auf gutes Feedback gestoßen sind.

Frage: Wie wird der GWM-Flottenkunde betreut?

Johannes Brandenburger:Wir sind da zweigleisig unterwegs. Unsere Handelspartner sind der erste Ansprechpartner. Viele unserer Partner sind im Großkundengeschäft gut bis sehr gut aufgestellt. Die Händler-Kollegen stimmen sich auch mit uns in Friedberg ab. Zudem haben wir in der Zentrale in Friedberg erfahrene Key-Accounter. Sie sind immer dann Ansprechpartner, wenn es besondere Fragen oder Anforderungen gibt, die wir mit unserem erfahrenen Team von etwa 140 Mitarbeitern individuell und maßgeschneidert umsetzen können.


GWM Wey 03

Wey 03 auf Parkplatz in der Abendsonne Bildergalerie

Frage: Der Verkäufer muss wahrscheinlich gut argumentieren. Denn ein GWM Ora 03 beginnt preislich bei 39.000 Euro (brutto) mit kleinem 48-kWh-Akku. Wer den 63-kWh-Akku wählt, zahlt mindestens 44.500 Euro (brutto) ...

Johannes Brandenburger: Man muss sich anschauen, was der Kunde bekommt: Der GWM Ora 03 überzeugt mit einer sehr hochwertigen Qualität und Verarbeitung, klassenbesten Fünf-Sterne-Sicherheitsstandards bei Euro NCAP und fünf Sternen im Green-NCAP-Umwelttest, einer umfassenden Komfort- und Sicherheitsausstattung und sehr vielen digitalen Assistenten – und das bereits in der Grundausstattung.

Wenn ich mir den Wettbewerb anschaue, sind wir da sehr attraktiv unterwegs, vor allem, wenn man den tatsächlichen Transaktionspreis betrachtet: Wir starten mit dem GWM Ora 03 aktuell bei 29.990 Euro – darin berücksichtigt ist bereits ein Nachlass von 9.000 Euro, den wir gemeinsam mit unseren Handelspartnern aktuell auf den Bruttolistenpreis gewähren. Außerdem haben wir gute Leasingangebote, um der sehr großen Nachfrage nach entsprechenden Möglichkeiten nachzukommen. Unsere Strategie ist es nicht, der Billigste auf dem Markt zu sein, sondern ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine optimale Betreuung durch den Händler vor Ort zu bieten.

Frage:Das Startangebot beim GWM Ora 03 lautete im April 2023 ab 349 Euro, im Sommer dann 149 Euro (brutto). Das ist aus heutiger Sicht sehr günstig. Haken an der Sache: Für die 149 Euro gab es lediglich 5.000 Kilometer pro Jahr. Wie viele haben bei diesem Angebot ja gesagt?

Johannes Brandenburger: Das Angebot hat zahlreiche Kunden in die Autohäuser gebracht, denen wir dann – und das ist unsere Stärke durch die individuelle Betreuung durch unsere Partner vor Ort – ein attraktives und maßgeschneidertes Angebot machen konnten, das genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten war.

Frage: Wie hoch ist der Leasinganteil bei GWM Ora?

Johannes Brandenburger: Etwa 90 Prozent aller Ora 03 gehen aktuell übers Leasing an die Kunden.


Ora Funky Cat GT

Ora Funky Cat GT Bildergalerie

Frage: Wie sieht die Verteilung zwischen kleinem und großem Akku aus?

Johannes Brandenburger: Etwa 60 Prozent der Kunden entscheiden sich für den größeren Akku.

Frage: Wie viele GWM-Ora-Händler gibt es derzeit?

Johannes Brandenburger: Wir haben derzeit etwa 170 Händler, verteilt über das gesamte Bundesgebiet, sodass der Weg zum nächsten GWM-Ora-Partner nicht weit ist. Perspektivisch wollen wir mit dem Händlernetz noch etwas wachsen, auf etwa 200 Partner.

Frage: Der GWM Ora 07 kommt im zweiten Quartal 2024 nach Deutschland. Eine Fließheck-Limousine mit knapp 4,90 Metern Länge. Also eigentlich ein ideales E-Auto für die Langstrecke und VW-ID.7-Konkurrent. Besitzt der Ora 07 noch immer das größte Manko des Ora 03/F

Johannes Brandenburger: Der GWM Ora 03 ist klassischerweise als Kompaktwagen eher im urbanen Umfeld unterwegs und wird weniger für die Langstrecke genutzt – das zeigt auch das Kundenfeedback, das wir bislang erhalten haben. Abends werden die Fahrzeuge dann in der Regel über Nacht an der eigenen Wallbox oder an einer öffentlichen Ladestation geladen.

Beim GWM Ora 07 sind wir allein schon aufgrund der Größe, aber auch der Gesamtkonzeption des Fahrzeugs auch eher auf längeren Strecken unterwegs – und das spiegelt sich auch in der angebotenen Ladeleistung wider, die das Fahrzeug haben wird. Genaue Details können wir heute leider noch nicht nennen, nur so viel: Es wird ein alltagstauglicher Wert sein, mit dem man komfortabel und schnell von A nach B kommt.


Ora Funky Cat Fahrbericht (2023)

Ora Funky Cat Fahrbericht (2023) Bildergalerie

Frage:  Kommen wir zur zweiten Produktlinie von GMW: Wey. In Deutschland starten im Frühjahr 2024 zwei SUVs ausschließlich mit Plug-in-Hybrid-Antrieb. Mit dem Wey 03 und dem Wey 05 will GWM Kunden aus dem Kompakt-, Mittel- und Obere-Mittelklasse-Segment anspreche

Johannes Brandenburger: Wir sprechen bei Wey nicht über klassische Plug-in-Hybride mit einigen Kilometern elektrischer Reichweite – der Wey 05 ist mit 158 Kilometern aktuell der Plug-in-Hybrid mit der größten elektrischen Reichweite überhaupt, gefolgt vom Wey 03 mit 139 Kilometern. Damit kann der Kunde deutlich mehr zurücklegen als lediglich die täglichen Strecken, die in Deutschland in der Regel nicht länger als 40–50 Kilometer sind.

Damit sind die Wey-Modelle viel mehr als nur eine Übergangstechnologie – sie ermöglichen vollwertige Elektromobilität auch dort, wo die Ladeinfrastruktur noch nicht umfassend ausgebaut ist und für all jene, die die Reichweiten-Flexibilität eines Verbrennungsmotors mit dem Komfort und der Leistung eines Elektrofahrzeugs kombinieren möchten.

Frage:  Nun sind die Wey-Modelle in Hinblick auf Leistung und Ausstattung im Vergleich zu einem Genesis GV70 etwas günstiger, aber der Koreaner hat dafür eine Art Concierge-Service inkludiert. Was ist der USP von Wey, den Großkunden zu spüren bekommen?

Johannes Brandenburger: Zum einen ist es eindeutig die elektrische Reichweite, an die keiner unserer Mitbewerber herankommt. Sicherlich dann auch das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis, das höchste Sicherheitsstandards mit Komfort-Features kombiniert, die in dieser Fahrzeugklasse keineswegs selbstverständlich sind. Und abschließend, und das sehen wir als unsere große Stärke an: das umfassende Netz an erfahrenen und serviceorientierten Händlern, die ihre Kunden optimal beraten und die passenden Mobilitätslösungen erarbeiten.

Frage:  Gibt es bereits spruchreife Leasingraten, die Großkunden aufhorchen lassen könnten?

Johannes Brandenburger: Wir sind derzeit noch an der Kalkulation, können aber schon jetzt sagen, dass wir sehr stark auf attraktive Angebote setzen werden.

Frage: Wie viele Wey-Händler wird es zum Marktstart geben?

Johannes Brandenburger: Wir starten mit 50 GWM-Händlern, perspektivisch wollen wir das Händlernetz dort, wo es sinnvoll ist, noch etwas erweitern.

Frage:  Das bedeutet dann wahrscheinlich auch, dass das Erscheinungsbild eines Wey/Ora-Showrooms nicht mit denen von Genesis, Cupra oder Polestar mithalten kann?

Johannes Brandenburger: Uns ist eine markengerechte, ansprechende und kundenfreundliche Fahrzeugpräsentation wichtig, gleichzeitig setzen wir aber auch auf bezahlbare Investitionen bei den Händlern – aus einem einfachen Grund: Das kommt am Ende den Kunden zugute, die einen attraktiven Preis für ihr Fahrzeug bekommen.

Frage: Welche Erwartungen haben Sie jetzt an Wey, nachdem Sie bereits fast ein Jahr Erfahrung mit Ora haben – vor allem in Hinblick auf gewerbliche Zulassungen und Flotten?

Johannes Brandenburger: Ich glaube, dass beide Wey-Produkte für Dienstwagennutzer sehr interessant sind. Zum einen wegen der hohen elektrischen Reichweite und der steuerlichen Begünstigung, zum anderen aufgrund der hervorragenden Ausstattung und dem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis – wir sind sicher, dass wir die Marke Wey in diesem Markt ebenso gut positionieren können, wie es uns mit Ora bereits gelungen ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Brandenburger.

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